Finanzmärkte

Pictet: Dax von 20.000 Punkten möglich

Der Dax kann dieses Jahr durchaus noch auf 20.000 Punkte steigen. Das würde Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management nicht überraschen. Positiv gestimmt ist er für europäische Aktien. Die EZB könnte dieses Jahr bis zu dreimal die Leitzinsen senken.

Pictet: Dax von 20.000 Punkten möglich

Pictet: Dax von 20.000 Punkten möglich

Assetmanager ist optimistisch für europäische Aktien gestimmt – EZB könnte 2024 bis zu drei Zinssenkungen vornehmen

Bei Pictet Asset Management ist Chefstratege Luca Paolini optimistisch gestimmt für europäische Aktien. Der Dax könnte noch auf 20.000 Punkte dieses Jahr steigen. Bei der EZB sieht er bis zu drei Zinssenkungen.

kjo Frankfurt

„Es würde mich nicht überraschen, wenn der Dax dieses Jahr noch auf 20.000 Punkte geht“, sagt Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management (AM) bei einem Pressegespräch zum Ausblick für die internationalen Kapitalmärkte im zweiten Halbjahr. Für die europäischen Aktienmärkte ist Paolini optimistisch gestimmt und rät Investoren für das zweite Halbjahr zu einer leichten Übergewichtung gegenüber anderen Aktienmärkten.

In Europa liege eine Wachstumsdynamik vor. Die Inflation im Euroraum sei deutlich zurückgekommen, die Makrodaten seien hier insgesamt besser geworden. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Zinsfantasie. Denn die Hoffnung der Anleger auf sinkende Zinsen hat die Aktienmärkte in diesem Jahr bislang gut unterstützt. Die Notenbanken, d.h. allen voran die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed, werden in diesem Jahr zu einem Zinssenkungszyklus übergehen. Bei der EZB geht er in diesem Jahr noch von bis zu drei Leitzinssenkungen aus. Zwei Senkungen hält er bei dem europäischen Währungshüter aber für wahrscheinlicher. Er geht nun bei der Sitzung am Donnerstag dieser Woche – so wie allgemein an den Märkten erwartet – von dem ersten Zinsschritt aus. Danach könnte es erneut im September so weit sein. Der dritte Zinsschritt könnte je nach makroökonomischer Gemengelage dann im Dezember erfolgen. „Ein zweiter Zinsschritt im Juli würde mich überraschen. Es gibt keinen Grund für die EZB, im Juli zu senken“, sagt Paolini.

Bei der Federal Reserve geht er in den verbleibenden Monaten dieses Jahres noch von zwei Zinssenkungen aus. Diese sieht er auf die Märkte im September und Dezember zukommen. „Wenn die makroökonomischen Daten aber schwach bleiben sollten, dann kann es bei der Fed aber auch noch zu der dritten Zinssenkung in diesem Jahr kommen“, führt Paolini weiter aus.

Der Pictet-Chief-Strategist ist optimistisch für die Aktienseite gestimmt. Europa sehe sehr attraktiv aus. Die EZB könne nun vor der Fed die Leitzinsen senken. Das sei ein klares Signal an die Märkte und Investoren, was positiv zu bewerten sei. In den vergangenen Zyklen war es so, dass die Fed den Vorlauf im Zinszyklus hatte, nun ist es die EZB. Die Unternehmensgewinne in Europa würden sich besser darstellen als in den USA. Das seien alles positive Faktoren für die europäischen Aktien.

Moderates Wachstum

Das Wirtschaftswachstum wird laut Paolini voraussichtlich moderat ausfallen – er sieht 1,8% in den USA, rund 1% in Europa. „Jeder positive Produktivitätsschub durch die KI wird durch die negativen Auswirkungen der Alterung der Bevölkerung, der De-Globalisierung und des verlangsamten Wachstums in China ausgeglichen“, so die Einschätzung bei Pictet AM. Die Inflation werde sich langsam den Zielvorgaben der Zentralbanken annähern, was jedoch eine Kombination aus relativ hohen Zinssätzen und einer gewissen Form der fiskalischen Straffung – möglicherweise über Steuern auf Vermögen und Kapital – erfordern würde. Bei Pictet AM geht man davon aus, dass globale Aktien unterdurchschnittliche Renditen – 7 bis 8% – erzielen und die Anleihen damit deutlich weniger übertreffen werden als in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Die Baisse bei den Anleihen werde zu Ende gehen, und der Chefstratege prognostiziert bis 2029 einen US-Leitzins von 2,75% und eine zehnjährige US-Staatsanleiherendite von 3,75%.

Mit Blick auf die Schwellenländer erachtet Paolini die Zeit als reif für ein Upgrade der Emerging-Markets-Aktien und verweist auf die Wachstumsdynamik in Asien und Lateinamerika. Die Währungen stuft er aber derzeit noch als billig ein. Für ein Investment in den EM-Aktien ist er derzeit noch nicht überzeugt. Er will erst eine positive Entwicklung der Unternehmensgewinne in diesen Regionen sehen. Optimistischer gestimmt ist der Chefstratege dagegen für die EM-Bondseite, hier fallen die Zinsen. Er sieht deshalb mehr Potenzial für die Bonds als für die Aktien. Die Bondrenditen seien in line mit der Wachstumsrate. Die extremen Bewertungen der vergangenen Jahrzehnte werde man aber nicht mehr wiedersehen.

Von US-Hochzinsanleihen bis hin zum europäischen Private Debt bieten die Kreditmärkte seiner Ansicht nach einige der attraktivsten Einstiegspunkte und einige der besten Renditeaussichten. Bei börsennotiertem Credit dürften die Renditen ähnlich hoch sein wie bei Aktien, aber mit weniger Risiko, weniger Volatilität und einem breiteren Anlageuniversum.

„Die Renditen sind attraktiv, die Ausfälle dürften gering bleiben, der Verschuldungsgrad der Unternehmen niedrig und die Zinsdeckung komfortabel“, heißt es bei dem Assetmanager weiter. Attraktive Renditen sieht er bei hochqualitativen US-Unternehmensanleihen.

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