Von Christian Henke *)Das Börsenjahr 2016 geht allmählich zu Ende. In wenigen Tagen werden hierzulande die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt. Die Anleger haben bereits zuvor ihre Geschenke in Form von Kursgewinnen erhalten. Die weitere Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone hat für gute Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett gesorgt. Daran konnte auch die Leitzinserhöhung in den USA nichts ändern, die erstens erwartet und zweitens schon in den Kursen eingepreist war. Turbulentes Jahr2016 war ein Jahr der Referenden und Wahlen. Im Juni haben sich die Briten für einen Austritt des Königreichs aus der Europäischen Gemeinschaft entschieden. Dieses Ergebnis fand an den Finanzmärkten wenig Beifall. Die Börsen auf dem alten Kontinent verzeichneten deutliche Verluste. Nach einigen Wochen war dieser Kursschock verdaut und die Marktteilnehmer kehrten zur Normalität zurück. Anschließend prägte der US-Wahlkampf das Geschehen an den europäischen Handelsplätzen. Die Investoren dies- und jenseits des Atlantiks hatten mit einem klaren Sieg der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton gerechnet. Wie wir nun wissen, kam es völlig anders. Der umstrittene Republikaner Donald Trump ging als Sieger hervor. In der Nacht zum 9. November zeichnete sich weltweit ein Kursdesaster ab. Und in der Tat sackte der Dax zur Handelseröffnung um mehrere hundert Punkte ab. Zur allgemeinen und großen Überraschung erholten sich die Notierungen sehr schnell. Am Ende des Tages schloss der deutsche Leitindex deutlich im Plus. Ebenfalls nicht allzu verwundert zeigten sich die Börsianer von dem Ausgang des Referendums in Italien. Ministerpräsident Renzi war mit seinen Verfassungsreformen erwartungsgemäß gescheitert. Das befürchtete Kursbeben blieb aus. Politik bleibt im FokusAuch im kommenden Jahr könnte es aus politischer Sicht wieder recht turbulent werden. Gleich vier Wahlen werden stattfinden. Voraussichtlich im Februar kommt es in Italien zu Neuwahlen. Im März werden unsere Nachbarn in den Niederlanden zur Wahlurne gerufen. Einen Monat später dürfte dann die Präsidentschaftswahl in Frankreich mit Spannung erwartet werden. Und schließlich im September werden die Bundesbürger ihre Stimmen abgeben. Für die Marktakteure könnten vor allem die Urnengänge in Italien und Frankreich von großem Interesse sein. Vor allem die Frage, inwieweit die populistischen und europakritischen Parteien in beiden Staaten an Macht gewinnen werden.Die Ereignisse der zurückliegenden annähernd zwölf Monate sind auch im Langfristchart des Dax zu sehen. Im Augenblick sieht es nach einer positiven Performance in diesem Jahr aus. Charttechnisch betrachtet haben sich die Bullen jüngst durchgesetzt. Gute Voraussetzungen, dass es auch 2017 weiter gen Norden geht. Allerdings ist dies einer ganzen Reihe an Unterstützungen zu verdanken. Im Februar und im Sommer musste sich der mittelfristige und aus dem Jahr 2009 stammende Aufwärtstrend gleich mehreren Tests unterziehen, die mit Bravour bestanden wurden. Anschließend war der Dax über Monate hinweg in einem Kurskorsett fest eingeschnürt. Von Anfang August dieses Jahres befand sich der deutsche Leitindex in einer Seitwärtsphase. Die untere Begrenzung bei 10 116 / 10 000 Punkten konnte dem Ansturm der Bären standhalten. Nach oben war das Tor jedoch über eine längere Zeit hinweg verschlossen. Die Oberseite der Schiebezone bei 10 780 / 10 830 Zählern leistete vehement Widerstand und konnte erst kürzlich überwunden werden. Allerdings bedarf es dafür einen Monatsschlusskurs darüber. Zurzeit sieht es jedoch danach aus. InitialzündungDies wäre für den Dax die lang ersehnte Initialzündung. Eine Hürde sollte jedoch signifikant hinter sich gelassen werden. Die Rede ist von den beiden Zwischenhochs bei 11 431 / 11 434 Punkten von November bzw. Dezember 2015. Dann wäre der Weg endlich frei. Die nächste charttechnische Anlaufstelle wäre dann die ehemalige Aufwärtstrendlinie bei momentan 11 970 Zählern. Diese Chartmarke fiel zu Beginn dieses Jahres der Angebotsseite in die Hände. Knapp darüber liegt die psychologische Marke bei 12 000 Punkten. Erst dann könnte die Kletterpartie in Richtung des bis zum heutigen Tag gültigen Rekordstandes bei 12 400 Zählern fortgesetzt werden. Oberhalb des genannten Kursstandes würde der Dax noch nie gesehenes Terrain betreten.Der Dax konnte in diesem Jahr eine sogenannte “runde” Zahl verteidigen (10 000 Punkte) und eine andere zurückerobern (11 000 Zähler). Folglich wäre der nächste psychologische Preisbereich bei 13 000 Punkten das mögliche technische Ziel. Das Big Picture spricht somit für ein gutes Jahr 2017. Aber auch der von uns oft genannte 200-Tage-Durchschnitt – in diesem Fall die gewichtete Zehnmonats-Glättungslinie – stößt ins gleiche Horn. Der alt bekannte und beliebte Trendfolgeindikator hat mittlerweile wieder nachhaltig nach oben gedreht und fungiert aktuell bei 10 614 Punkten als Unterstützung. Und auf den 200-Tage-Durchschnitt war in der Vergangenheit immer Verlass.—-*) Christian Henke ist Senior Market Analyst bei IG und Mitglied der Vereinigung Technischer Analysten (VTAD e.V.).