"Potenzial noch nicht ausgeschöpft"

DZ Bank-Studie sagt für Bitcoin wegen begrenztem Angebot noch höhere Notierungen voraus

"Potenzial noch nicht ausgeschöpft"

Trotz des jüngsten Preisanstiegs hat der Bitcoin-Kurs nach Einschätzung der DZ Bank noch Potenzial nach oben. Wegen des begrenzten Angebots der Kryptowährung könnte der Kurs trotz Risiken weiter klettern – allerdings werde die Digitalwährung dabei nicht aus der Nische herauskommen.sts Frankfurt – Spekulationsblase, neues Gold, Alternative zu Zentralbankgeld oder einfach nur Spielzeug für Computer-Nerds? Jüngst starke Kursanstiege bei Digitalwährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple sorgen für intensive Diskussionen über deren Perspektiven, insbesondere nach dem jüngsten deutlichen Preisanstieg bei Bitcoin. Die bekannteste und am meisten genutzte Kryptowährung – benannt nach ihrer Erzeugung mittels kryptografischer Rechenverfahren – ist Bitcoin. Für eine Einheit wurden am 12. Juni 2 999,98 Dollar gezahlt, zum Jahresschluss 2016 waren es gerade 952 Dollar. Gründe für den starken Kursanstieg waren unter anderem die Zulassung als Zahlungsmittel in Japan im April sowie die wachsende Bekanntheit und damit Nachfrage – bei einem kaum veränderten Angebot.Ökonomen sprechen in solch einem Fall von einem unelastischen Angebot. Denn anders als Notenbanken, die über die Variation der Geldmenge bzw. des Zinses Einfluss auf Konjunktur und Inflation nehmen können, ist die Menge an Bitcoins begrenzt. Maximal 21 Mill. Einheiten können durch Rechenoperationen geschürft werden, fast 80 % davon sind der Studie zufolge schon ausgeschöpft.Vor diesem Hintergrund und der voraussichtlich steigenden Bekanntheit und damit auch Nutzung prognostiziert eine der Börsen-Zeitung vorliegende Studie der DZ Bank weiterhin steigende Notierungen. Autor Gerrit Pecksen stellt die Frage, was der faire Wert einer Nischenwährung Bitcoin sei. “Da die Geldmenge festgelegt ist, hängt der zukünftige Preis nahezu ausschließlich von der erwarteten Nachfrage ab”, schreibt er. Etwas besser veranschaulichen könne man dies mit Hilfe einer Prognose der künftigen Marktkapitalisierung von Bitcoins als Anteil an der globalen Geldmenge, gemessen am Aggregat M2 – also der Geldmenge bestehend aus Bargeld, Sichteinlagen und Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Derzeit liege der Anteil von Bitcoin trotz der deutlich gestiegenen Marktkapitalisierung (siehe Grafik) gerade einmal bei 0,05 % an M2. Würde der Anteil der Digitalwährung auf 0,2 % steigen, betrüge der Preis schon 14 000 Dollar. “Dies soll nicht heißen, dass wir diese Preisentwicklung prognostizieren”, betont Pecksen. “Es soll nur einmal zum Nachdenken anregen, über welche möglichen Größenordnungen wir sprechen. Es ist dennoch gut möglich, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist.” Diversifikation im PortfolioNeben der Bewertungsfrage wirft die Studie auch die Frage nach Bitcoin als Anlage auf angesichts der deutlich höheren Volatilität im Vergleich etwa zu wichtigen Währungspaaren oder Aktienindizes. Zwar sei die Volatilität des Bitcoin/Dollar-Kurses gesunken, sei jedoch noch etwa immer dreimal so hoch wie im Dax.Zu berücksichtigen sei jedoch noch ein anderer Aspekt, denn aus Portfoliosicht sei interessant, ob Bitcoins eine hohe oder niedrige Korrelation zu der Kursentwicklung anderer Asset-Klassen aufweisen. “Unsere Berechnungen ergeben, dass die Korrelationen von Bitcoins zum Euro-Dollar-Wechselkurs, Gold und dem Dax nahezu null sind. Daher eignen sie sich aus finanztheoretischer Sicht hervorragend zur Portfoliodiversifikation”, schreibt Pecksen.Problematisch sei jedoch bislang noch, dass es nur wenige Instrumente gibt, um indirekt in Bitcoins zu investieren. Einige Banken böten zwar Zertifikate an, wobei hohe Gebühren anfielen. Während in der Schweiz noch in diesem Jahr ein mit Bitcoin, Ethereum und anderen Digitalwährungen unterlegter Fonds auf den Markt kommen soll, wartet in den USA ein börsennotierter Indexfonds (ETF) USA noch immer auf seine Zulassung durch die Börsenaufsicht SEC.”Die Entwicklung dieser Produkte wird notwendig sein, damit eine breitere Masse investieren wird. Denn die Hürde, sich eine eigene Wallet anzulegen und Bitcoins ggf. sogar an einer Bitcoin-Börse im Ausland zu erwerben, ist immer noch recht hoch.” Als Wallet wird ein Konto bezeichnet, auf dem Anleger ihre Bitcoin liegen haben. Es sei allerdings davon auszugehen, dass Bitcoins sich nur zur Anlage eignen, wenn sie auch als Tauschmittel akzeptiert werden. “Denn allein als Spekulationsobjekt ohne intrinsischen Wert werden sie sich nur schwer durchsetzen können.” “Hohe Risiken”Risikofrei ist eine Anlage in Bitcoin allerdings nicht, wie die Studie auch betont. Eine Anlage sei weiterhin “mit hohen Risiken” verbunden, auch wegen der in der Vergangenheit zu beobachtenden Wertschwankungen. Dies liegt unter anderem an fehlenden Eingriffsmöglichkeiten der Notenbank. “Kommt es beispielsweise zu einem Hacker-Angriff auf das Bitcoin-Netzwerk, so hat die Zentralbank keine Handhabe, dies zu verhindern”, heißt es. Allerdings war es auch ein Ziel der Bitcoin-Erfinder, vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise Geld von den Notenbanken unabhängig zu machen. Diese Idee stößt insbesondere bei Libertären und Anarchisten auf Gegenliebe, da sie den Staat einschränken wollen.”Auch gegen einen möglichen Zusammenbruch des Digitalwährungsmarktes könnte die Zentralbank nur wenig unternehmen und insofern die Stabilität des Finanzmarktes nicht vollständig gewährleisten”, schreibt Pecksen. Risiken sieht der Autor jedoch vor allem in einzelnen Währungen, wenn bei ihnen ein größerer Teil der Geldmenge in Bitcoin gehalten wird. Regulierung senkt VolatilitätLangfristig werde, so die Studie, für den Erfolg von Bitcoins entscheidend sein, ob sie sich als Währung durchsetzen können. Klassischerweise müssen Währungen gemäß der akademischen Literatur und der Definition vieler Notenbanken drei Funktionen erfüllen: Zahlungsmittelfunktion, Wertaufbewahrungsfunktion sowie Wertmessfunktion.Fortschritte seien jedoch bei der Sicherheit zu beobachten, da immer mehr Länder Bitcoins regulieren. Die damit einhergehende zunehmende Transparenz und wachsende Liquidität im Markt habe unter anderem zur einer sinkenden Volatilität von Bitcoin beigetragen – wenngleich sie noch immer hoch sei.Pecksens Fazit: “Auch wenn Risiken bestehen, glauben wir, dass sich Bitcoins dauerhaft als Nischenwährung etablieren können.”