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Preise der Industriemetalle stehen unter Druck

Die Preise der Industriemetalle haben in den vergangenen Monaten stark nachgegeben, ein Ergebnis der schwachen Konjunktur. Während es bei Kupfer nach einer anhaltenden Überversorgung des Marktes aussieht, gibt es bei Aluminium allerdings durchaus Erholungspotenzial.

Preise der Industriemetalle stehen unter Druck

Industriemetalle unter Druck

Konjunkturschwäche hat Preisniveau gedrückt – Erholungspotenzial bei Aluminium

Die Preise der Industriemetalle haben in den vergangenen Monaten stark nachgegeben, ein Ergebnis der schwachen Konjunktur. Während es bei Kupfer nach einer anhaltenden Überversorgung des Marktes aussieht, gibt es bei Aluminium nach Einschätzung von Analysten allerdings durchaus Erholungspotenzial.

ku Frankfurt

Die Preise für Industriemetalle sind in den vergangenen Monaten deutlich unter Druck geraten. Der LME Index, der die kombinierte Preisentwicklung der Metalle Aluminium, Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Zinn wiedergibt, hat gegenüber seinem Jahreshoch von Ende Januar dieses Jahres 16% eingebüßt. Gegenüber seinem Allzeithoch von Ende Januar 2022 beträgt der Rückgang sogar 31%. In dem Index sind Aluminium mit rund 43% und Kupfer mit 31% am stärksten vertreten, wobei die Gewichte der einzelnen Metalle aufgrund des weltweiten Produktionsvolumens und der Liquidität des Handels gewichtet werden.

Für den Rückgang des Preisniveaus bei den Industriemetallen gibt es eine Reihe von Gründen, die für den gesamten Sektor relevant sind. Dies ist vor allem die enttäuschende Konjunkturentwicklung in dem wichtigsten Verbraucherland China sowie auch in Europa. Zurückzuführen ist diese auf die harten Bremsmanöver der großen Notenbanken, die sich aufgrund der hohen Inflation dazu gezwungen sahen. Insbesondere in Europa spielen aber auch die gegen Russland verhängten Sanktionen eine wesentliche Rolle, die die Volkswirtschaften belasten.

Kupfer hat sich mit einem aktuellen Preisniveau von 8.313 Dollar je Tonne bereits um fast 12% von seinem Mitte Januar erreichten Jahreshoch von 9.435 Dollar entfernt. Zum damaligen Zeitpunkt hatten viele Marktteilnehmer auf die Wiederöffnung Chinas nach der Pandemie gesetzt und sich große Hoffnungen gemacht, die sich allerdings nicht realisierten. In der Folge davon sind die Bestände in den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) stark gestiegen. Binnen zwei Monaten haben sie sich mehr als verdoppelt und befinden sich nun auf dem höchsten Stand seit Mai vergangenen Jahres. Händler gehen davon aus, dass noch mehr Kupfer auf dem Weg in die Lagerhäuser sein könnte, mit der Folge, dass auch eine mögliche Konjunkturerholung in China zunächst kaum auf den Kupferpreis durchschlagen dürfte.

Auch an der Börse von Schanghai steigen die Lagerbestände. Nach Einschätzung von Thu Lan Nguyen, Leiterin des Rohstoff-Researchs bei der Commerzbank, ist die Produktion von raffiniertem Kupfer in China im August auf ein neues Allzeithoch geklettert. Zusammen mit den steigenden Lagerbeständen auch in Schanghai ergebe sich das Bild eines überversorgten Kupfermarktes in China. Aber auch außerhalb des Reichs der Mitte mangele es nicht an Kupfer. "Dies dürfte erklären, weshalb trotz jüngst durchaus positiver Konjunkturnachrichten aus China der Preis des Metalls kaum zulegen könnte", erläutert sie. Zumindest auf kurze Sicht sehe es nicht danach aus, dass der Seitwärtshandel schnell beendet werde. Spannend wird es jedenfalls in wenigen Tagen, wenn die International Copper Study Group (ICSG) ihre neuesten Prognosen hinsichtlich Angebot und Nachfrage vorlegen wird. War im Mai und Juni noch von einem unterversorgten Markt berichtet worden, dürfte es nun Hinweise auf ein globales Überangebot geben. Sollte die ICSG auf ihrer Herbsttagung am 3./4. Oktober dies deutlich herausstellen, könnte das den Kupferpreis weiter belasten.

Flaute der Bauwirtschaft

Auch bei Aluminium hat es einen rasanten Preisverfall gegeben.  Am 24. Januar hatte der Preis des Leichtmetalls noch ein Allzeithoch von 2.651 Dollar je Tonne markiert. Inzwischen wird das Metall nur noch zu 2.231,50 Dollar gehandelt, ein Rückgang gegenüber dem Rekordhoch von knapp 16%. Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank führt den Rückgang des Aluminiumpreises auf die kurz- bis mittelfristigen Nachfrageperspektiven zurück. Belastend sei hier vor allem der Abschwung in Chinas Immobilienwirtschaft gewesen, global stehe der Bausektor für ein Viertel der Nachfrage nach Aluminium. Als eine Stütze habe sich hingegen der Transportsektor als die global wichtigste Abnehmerbranche erwiesen und Lambrecht sieht Hinweise für ein knappes Angebot. Zudem signalisierten auch die niedrigen Lagerbestände eine knappe Marktversorgung.

Mit Blick auf die aktuellen Konjunkturprobleme hat die Commerzbank zwar die Prognose für den Aluminiumpreis bei Ende 2023 von 2.600 Dollar auf 2.400 Dollar gesenkt. Die Bank sieht aber Erholungspotenzial: Zum Jahresende 2024 sollte der Aluminiumpreis auf 2.800 Dollar steigen.