AUSBLICK

Primärmarkt lastet auf Europas Anleihemärkten

In der neuen Woche stehen staatliche Emissionen in Höhe von rund 14 Mrd. Euro an

Primärmarkt lastet auf Europas Anleihemärkten

Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt Die europäischen Staatsanleihemärkte blicken auf eine schwierige Auftaktwoche mit durchweg anziehenden Renditen zurück. Damit koppelten sie sich von den USA ab. Dort sank die zehnjährige Rendite, die im Dezember bis auf 2,64 % gestiegen war, bis auf 2,33 %. Mit zuletzt 2,44 % ist sie seit dem Jahresbeginn um 3,5 Stellen gesunken, während ihr deutsches Gegenstück um 9 Stellen auf 0,29 % gestiegen ist. Druck ging in Europa vom mehreren Seiten aus. So hat die Inflation des Euroraums im Dezember mit 1,1 % den höchsten Stand seit dem September 2013 erreicht, was nicht nur per se für Anleihen negativ ist, sondern auch die Forderungen nach einem Ausstieg der Europäischen Zentralbank aus der ultralockeren Geldpolitik verstärkt hat.Hinzu kommt die schwierige politische und finanzielle Situation in den südeuropäischen Peripheriestaaten mit der Folge, dass gerade die Renditen dieser Länder stark anzogen. Am härtesten traf es Portugal, dessen Zehnjahresrendite in den ersten Tagen um nahezu 30 Basispunkte (BP) stieg und über die Marke von 4 % kletterte. In Italien zog die Rendite um rund 15 BP auf 1,96 % an. Hier droht am 13. Januar eine Herabstufung des Ratings durch DBRS, womit das Land sein letztes A-Rating verlieren würde, was sich negativ auf die Sicherheitenanforderungen der Notenbank an seine Anleihen auswirken würde. Bund bringt neue ZehnjährigeDarüber hinaus belastete ein hohes Emissionsvolumen den Markt, und das wird sich in den kommenden Tagen fortsetzen. Laut der DZ Bank stehen in der neuen Woche Anleiheemissionen für ca 13,9 Mrd. Euro an. So wird der Bund am Mittwoch seine neue zehnjährige Anleihe auflegen. Geplant ist eine Mittelaufnahme von 5 Mrd. Euro. Tags zuvor soll außerdem der im April 2026 fällige Titel um 1 Mrd. Euro aufgestockt werden; Italien wird am Donnerstag voraussichtlich über drei Titel 6,5 Mrd. aufnehmen. Weitere Emissionen planen Österreich und die Niederlande.Nach Einschätzung der DZ Bank wird die zehnjährige Bundrendite in nächster Zeit zunächst sinken. “Da die EZB weiterhin extrem expansiv bleibt und mittelfristig Staatsanleihen kaufen wird, dürften sich die Finanzmärkte schon bald wieder in ruhigeren Bahnen bewegen. Wir rechnen mit einem Renditeniveau von rund 20 Basispunkten.” Im weiteren Verlauf erwartet die Bank jedoch einen Anstieg auf 0,75 % zum Jahresende. So könne die Tapering-Diskussion zu deutlichen Renditesprüngen nach oben führen. “Insgesamt gehen wir jedoch davon aus, dass die EZB extreme Reaktionen an den Kapitalmärkten vermeiden möchte und die Finanzmarktteilnehmer mit der Aussicht auf anhaltend niedrige Leitzinsen beruhigen wird.” Darüber hinaus könnten die europäischen Staatsanleihemärkte nach Einschätzung des Instituts von Befürchtungen belastet werden, dass die populistischen Bewegungen im Euroraum weiteren Aufwind erhalten.