Raiffeisen Bank fürchtet politisches Patt
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtDer US-Arbeitsmarktbericht hat am Freitag mit seinen erneut starken Zahlen nur vorübergehend für Unruhe am Bondmarkt gesorgt. Nach einem Anstieg auf 1,49 % lag die Rendite der zehnjährigen Anleihe zuletzt zum Vortag kaum verändert bei 1,45 %, nachdem sie eine Woche zuvor noch bei 1,54 % gelegen hatte. Die Konjunkturdaten dürften in den nächsten Tagen vollends in den Hintergrund treten. Neben der Tatsache, dass die anstehenden Wirtschaftsdaten deutlich weniger relevant sind, wird vor allem die Politik dafür sorgen, denn am Dienstag steht die mit Spannung erwartete US-Präsidentschaftswahl an, mit potenziell erheblichen Konsequenzen für die Anleihemärkte.Das größte Risikoereignis für die Rentenmärkte unter den anstehenden politischen Großereignissen sei die Präsidentschaftswahl, so die Commerzbank. “Die Reaktion des US-Treasury-Marktes dürfte vor allem davon abhängen, ob sich der finanzpolitische Ausblick und damit das zu erwartende Angebot an Staatsanleihen ändert.” Darüber hinaus sei der Wahlausgang auch für die Markterwartungen hinsichtlich der Geldpolitik relevant, insbesondere im Hinblick auf die Zinsen und die Käufe von Treasuries. Denn Romney habe im Wahlkampf die lockere Geldpolitik Bernankes offen kritisiert und angedeutet, dass dessen Amtszeit im Januar 2014 nicht verlängert würde. “Die Aussicht auf deutlich weniger Käufe von Staatsanleihen durch die Notenbank dürfte in diesem Fall die Renditen steigen lassen. In dem wahrscheinlicheren Fall, dass Obama das Rennen macht, dürften die Renditen leicht nachgeben”, so die Commerzbank. Denn die Problematik des “Fiscal Cliff” und die Aussicht auf eine anhaltend lockere Geldpolitik würden wahrscheinlich den US-Rentenmarkt unterstützen. Die Renditen würden sich aber wohl nur moderat bewegen, da dieses Szenario weitgehend erwartet werde.Auch die Saxo Bank glaubt, dass Barack Obama aus Sicht der US-Staatsanleihen die bessere Wahl wäre. “Sofern Bernankes Position als Fed-Chef nicht wackelt, könnte das kurzfristig stabilere Staatsanleihemärkte bedeuten. Im Ergebnis könnte die Fed nämlich sämtliche Langläufer aufkaufen, ohne dass es zu einem geldpolitischen Wandel käme.” Ein Sieg des Herausforderers Mitt Romney “hätte eine volatilere Entwicklung bei Treasuries zur Folge, während der Markt sich damit arrangiert, dass die Ära Greenspan/Bernanke so gut wie vorbei ist.”Laut Raiffeisen Research wird vor allem relevant sein, wie handlungsfähig der Präsident nach der Wahl sein wird. Schaffe es die Partei des gewählten Präsidenten, auch in beiden Kammern des Kongresses eine Mehrheit zu erhalten, sei beispielsweise eine rasche Entschärfung des “Fiscal Cliff”, das ein rein politisches und derzeit noch kein ökonomisches Problem darstelle, zu erwarten. In diesem Fall würden vermutlich Risiko-Assets und der Dollar sehr positiv auf das Ereignis reagieren, während US-Treasuries verlieren würden. Setze sich nach den Wahlen dagegen das derzeitige Patt zwischen Präsident und Kongress fort, so sei mit weiteren heftigen Grabenkämpfen nach der Wahl zu rechnen. “Das ,Fiscal Cliff` würde in diesem Fall (zu einem guten Teil) wohl erst entschärft, nachdem es schon den ersten Schaden in der Wirtschaft angerichtet hat.” Treasuries würden in einem solchen Fall vermutlich als sicherer Hafen eher zulegen.