Bondmärkte

Rasche Fed-Aktion in den Karten

Die Fed könnte schneller mit Zinssenkungen auf die Schwächesignale der Wirtschaft reagieren als bisher angenommen. Schon im August könnte es so weit sei. Das preisen die US-Zinsfutures ein.

Rasche Fed-Aktion in den Karten

Rasche Fed-Aktion in den Karten

US-Zinsfutures preisen Zinssenkung im August ein – Neue Rezessionssignale

Die US-Zinsfutures preisen ein, dass die Fed noch vor September eine Zinssenkung vornimmt. Der US-Arbeitsmarkt sendet negative Signale.

kjo Frankfurt

Am Tag eins nach dem schwarzen Montag haben die Diskussionen, ob die US-Wirtschaft nun in die Rezession abgleitet und womöglich weltweit mit einer deutlichen Abkühlung der konjunkturellen Aktivität oder sogar mit Rezessionstendenzen zu rechnen ist, das Geschehen an den Finanzmärkten bestimmt. An den US-Zinsmärkten scheint die Sache in dieser Hinsicht fast schon klar zu sein, denn hier haben sich Zinserwartungen eingestellt, die vor ein paar Tagen so nicht zu beobachten waren.

Die Futures auf die Secured Overnight Financing Rate (Sofr), einen Übernachtzins, und die Futures auf die Federal Funds Rate (Leitzins) preisen nun bereits für diesen Monat eine Zinssenkung seitens der US-Notenbank ein, und zwar von 25 Basispunkten (BP). Das ist aus den August-Futures für diese Zinssätze ablesbar. Aus den September-Futures lässt sich ableiten, dass fast unisono damit gerechnet wird, dass es in den USA zu einer Leitzinssenkung von gar 50 BP kommt, um der US-Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Ein sogenannter Inter-Meeting Cut, also ein Zinsschritt zwischen zwei offiziellen Sitzungsterminen des Fed-Offenmarktausschusses, ist verständlicherweise sehr selten und könnte auch als eine Art Notfall-Meeting bezeichnet werden. Der Grund für ein solches schnelles Eingreifen der Fed wird darin gesehen, dass die Fed zügig auf die sich verschlechternde Lage reagieren muss.

Jobmotor läuft nicht mehr rund

Aufgekommen waren die Rezessionssorgen an den Märkten nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht vom vorigen Freitag, der zeigte, dass der US-Jobmotor im Juli offenkundig nicht mehr so rund gelaufen ist wie noch in den Monaten davor. Das hat zu einem Abverkauf an den Aktienmärkten rund um den Globus geführt. Zugleich setzte eine enorme Flucht in Sicherheit ein, d.h., Staatsanleihen wie die US-Treasuries und Bundesanleihen wurden in großem Stil gekauft.

Signale von der Sahm-Regel

Es kommt aktuell noch ein weiteres Rezessionssignal hinzu: die Sahm-Regel. Die Sahm-Regel signalisiert den Beginn einer Rezession, wenn der gleitende Dreimonatsdurchschnitt der nationalen Arbeitslosenquoten um 0,5 Prozentpunkte oder mehr gegenüber dem Minimum der Dreimonatsdurchschnitte der vorangegangenen zwölf Monate ansteigt (Trigger-Level, vgl. Grafik). Dies ist mit den Juli-Arbeitsmarktdaten geschehen. Die ehemalige Fed-Volkswirtin Claudia Sahm, die diese Regel entwickelt hat, sagte, dass es dieses Mal vielleicht nicht unbedingt ein Zeichen für eine Rezession ist – aber sie sieht viele Gründe, sich Sorgen über die Entwicklung der Wirtschaft zu machen. Sahm, die jetzt Chefvolkswirtin bei New Century Advisors ist, führt aus, dass der Indikator „ein Niveau erreicht hat, das uns wirklich Sorgen bereiten sollte. Ich glaube nicht, dass wir uns in einer Rezession befinden, aber es ist ein Punkt erreicht, an dem sich die Dynamik in die falsche Richtung entwickelt.“ Obwohl die Arbeitslosigkeit in den USA nur sehr langsam gestiegen ist, entspricht der Anstieg immer noch dem, was typischerweise in den ersten Monaten einer wirtschaftlichen Rezession zu beobachten ist, sagt sie, was bedeutet, dass die Federal Reserve bei der Lockerung ihrer Politik hinter der Kurve zurückbleiben könnte.

Meinungen gehen auseinander

Unter Analysten gehen die Meinung darüber, ob Sorgen vor einer Rezession angebracht sind oder nicht, auseinander. „Wir halten die teils überbordenden Ängste vor einer US-Rezession für übertrieben und gehen in unserem Basisszenario nach wie vor von einer weichen Landung der Wirtschaft aus. Der Arbeitsmarktbericht für Juli mag auf ein nachlassendes Wachstumstempo hinweisen, war aber aus unserer Sicht auch durch einige Sondereffekte geprägt“, sagt Merck-Finck-Chefstratege Robert Greil. „Die Arbeitsmarktdaten vom Juli deuten auf eine Verlangsamung der US-Wirtschaft hin. In Verbindung mit einem günstigeren Inflationsbild in einem restriktiven Zinsumfeld werden die Zentralbanken die Zinsen wahrscheinlich schneller senken müssen, als sie es geplant hatten. Die Marktvolatilität könnte den Zeitpunkt der Senkungen beeinflussen, doch dürften die soliden Bilanzen der Unternehmen und Haushalte sowie die proaktiven Maßnahmen der Zentralbanken zu einer geordneten Verlangsamung beitragen“, sagt Guy Stear, Leiter des Bereichs Developed Markets Strategy beim Amundi Investment Institute.

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