WERTBERICHTIGT

Rationaler Überschwang

Börsen-Zeitung, 4.9.2020 Kommt jetzt ein scharfer und massiver Einbruch an den Aktienmärkten? Immerhin stellt die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA eine Entkoppelung der Märkte von der wirtschaftlichen Aktivität fest und warnt vor einer...

Rationaler Überschwang

Kommt jetzt ein scharfer und massiver Einbruch an den Aktienmärkten? Immerhin stellt die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA eine Entkoppelung der Märkte von der wirtschaftlichen Aktivität fest und warnt vor einer signifikanten Korrektur. Das erinnert an den “irrationalen Überschwang”, den US-Notenbankchef Alan Greenspan im November 1996 festzustellen glaubte. In den gut drei Jahren danach, bis März 2000, hat sich der Stand des US-Leitindex S&P 500 dann verdoppelt. Daraufhin folgte aber in der Tat ein deutlicher Rückschlag. Deutlich wird: Solange die Notenbanken mit billigem Geld die Märkte fluten, stehen die Chancen gut, dass Aktien lange Zeit nach oben laufen. Bei fundamentalen Analysen ist auch stets die Liquidität mit einzubeziehen. Geld war noch nie so billig wie heute, die EZB arbeitet mit negativen Zinsen und die Fed hat ihr Inflationsziel verwässert. Vor diesem Hintergrund liegt an den Märkten vielleicht gar kein irrationaler, sondern ein rationaler Überschwang vor. Dann würde vorerst das olympische Prinzip gelten: Dabei sein ist alles. wrü