Reformstau führt zur Rand-Abwertung

IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht ist für Südafrika skeptisch gestimmt - Geringes Potenzialwachstum

Reformstau führt zur Rand-Abwertung

sts Frankfurt – Der südafrikanische Rand könnte nach seiner jüngsten Erholung schon bald wieder unter Druck geraten. Das zeigt eine neue Studie der IKB Bank, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Aktuell müssen für 1 Euro etwa 13,94 Rand gezahlt werden, für 1 Dollar etwa 13,27 Rand. Das ist deutlich weniger als noch im Sommer vorigen Jahres, als der Euro auf über 18 Rand aufwertete – unter anderem wegen politischer Querelen in Südafrika. Nach Einschätzung der IKB wird der Kurs mittelfristig allerdings wieder nachgeben. Auf Basis fundamentaler Daten lautet die Prognose für den Kurs zum Euro zum Jahresende auf 14,72 Rand und für Ende 2018 auf 15,81 Rand. Die Ober- und Untergrenze für die Prognose für Ende 2018 liegt mit 13,40 knapp über dem aktuellen Niveau, reicht allerdings bis zu einer Abwertung auf 18,44 Rand je Euro.”Die Entwicklung der Fundamentalwerte lässt erwarten, dass der südafrikanische Rand mittelfristig vor allem zum US-Dollar abwerten wird, aber auch zum Euro”, schreibt IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht, der selbst lange in der südafrikanischen Finanzwirtschaft gearbeitet hat. “Die aktuelle Aufwertung bzw. Stabilität des Rand dokumentiert einerseits das Herdenverhalten der Devisenmärkte und spiegelt andererseits die traditionell überdurchschnittlich hohe Volatilität der Währung.” Dem Ökonomen zufolge bleibt das Potenzialwachstum Südafrikas ohne grundlegende Reformen gering und die seien derzeit nicht in Sicht. “Denn die Regierung ist zu sehr mit internen Machtkämpfen beschäftigt, als dass sie dringende Probleme wie das geringe Bildungsniveau und die geringe Produktivität angehen könnte”, so Bauknecht. Hohe VolatilitätDie wechselhaften politischen Entwicklungen führten in regelmäßigen Abständen zu neuen Risikoeinschätzungen der Märkte und sorgen für Korrekturen am Devisenmarkt. Diese Kursanpassungen des Rand seien zwar oft überzogen und führten entsprechend regelmäßig zu Gegenreaktionen im Kurs.Wegen ausbleibender Reformen werde das Wirtschaftswachstum weiterhin auf einem für ein Entwicklungsland niedrigen Niveau verharren und geringer ausfallen als das Bevölkerungswachstum, prognostiziert Bauknecht. Allgemein werde in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1 % gerechnet nach 0,3 % in 2016 und 1,3 % in 2015. “Inflationsrate und Währungsvolatilität dürften angesichts des Reformstaus auch in Zukunft grundsätzlich hoch bleiben”, erwartet Bauknecht. “Ein hoch regulierter Arbeitsmarkt, durch Regulierung verursachte Fehlallokationen, Korruption und der Fokus auf Verteilungsfragen verhindern Reformansätze, die zu einem höheren Potenzialwachstum führen würden.” So sollte auch die aktuell positive Entwicklung der Frühindikatoren nicht überbetont werden. Südafrika benötige keine Konjunkturstimulierung, sondern strukturelle Reformen auf der Angebotsseite der Wirtschaft, die allerdings mehr beinhalten sollten als eine ausreichende Stromversorgung.