TECHNISCHE ANALYSE

Rekordjagd des Dow Jones hält an

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 18.12.2019 Die Stabilität der Aktienmärkte - und hier vor allem der amerikanischen Indizes - konnte in den vergangenen Monaten seit dem Sommer 2019 in Verbindung mit aufgefangenen Rücksetzern positiv aufgefasst...

Rekordjagd des Dow Jones hält an

Von Stefan Salomon *)Die Stabilität der Aktienmärkte – und hier vor allem der amerikanischen Indizes – konnte in den vergangenen Monaten seit dem Sommer 2019 in Verbindung mit aufgefangenen Rücksetzern positiv aufgefasst werden. So präsentierte sich der Dow Jones Industrial Average von Juli bis Oktober 2019 mit einer Reihe von kleinen Monatskerzen an einem Widerstandsniveau – vergleichbar mit einer Chartsituation Mitte 2016. Längere weiße Kerze Auch 2016 zeigte sich der Dow Jones an einem relevanten Widerstand nach einem neuen Hoch im Juli 2016 nachfolgend drei Monate auf der Stelle tretend, um sodann im November 2016 eine neue Hausse zu beginnen, die erst im Februar 2018 endete. Das Signal für diese Hausse war eine lange weiße Novemberkerze mit Ausbruch aus einer knapp zweijährigen Range. Mit der etwas längeren weißen Oktoberkerze 2019 scheint sich somit dieses Verhaltensmuster zu wiederholen.Im Gegensatz zur Novemberkerze 2016 ist das diesjährige Signal allerdings etwas schwächer, der Kerzenkörper der Oktoberkerze 2019 in Relation zu den vorherigen Kerzenkörpern spiegelt eine verminderte Ausbruchsdynamik wider. Zudem deckelt die Trendanalyse. So konnte im November 2016 die Rückkehrlinie, die obere Begrenzung eines langfristigen Aufwärtstrendkanals, als Kursziel abgeleitet werden. Somit ergab sich deutliches Aufwärtspotenzial von rund 4 000 Punkten. Kursziele bis 30 400 Punkte Im vorliegenden Signal vom Oktober 2019 ist ebenfalls die Rückkehrlinie das Kursziel. Mithin zeigt sich somit im Dow Jones lediglich noch Aufwärtspotenzial in Richtung 28 800 bis 29 000 Punkte. Im langfristigen Bild der Monatskerzen wird somit die Luft etwas dünner, auch wenn kurzfristig mit weiterhin steigenden Kursen gerechnet werden darf. Ein positives Szenario darf jedoch nicht unerwähnt bleiben. In der Regel sind Ausbrüche aus Seitwärtsbewegungen recht aussagekräftig. Hier kann die Schwankungsbreite der Range an das Ausbruchsniveau zur Kurszielableitung abgetragen werden. Im vorliegenden Fall einer Range zwischen 26 616 Punkten (Top im Januar 2018) und 23 360 Punkten (Tief Februar 2018) beträgt die Schwankungsbreite dieser “Kernrange” rund 3 250 Punkte. Mithin ergibt sich aus der nominalen Berechnung ein Kursziel bis ca. 29 850 Punkte oder, sofern das Kursziel im Chart grafisch abgetragen wird, ein Kursziel bis ca. 30 400 Punkte.Ein solches Szenario würde damit einhergehen, dass der Index nochmals aus seinem langfristigen Aufwärtstrend nach oben ausbricht. Dies wäre eher ein Signal für eine kurzfristige Übertreibung, die wiederum das Risiko eines Rückschlags enthält. An den erreichten Kurszielen wäre daher auf kurzfristige Verkaufssignale zur Gewinnoptimierung zu achten. Letztlich darf als Fazit für den Dow Jones gelten, dass Rücksetzer im kurzfristigen Bild der Tageskerzen in den kommenden Wochen noch auf kurzfristige Kaufsignale beobachtet werden dürfen, im Gegensatz zu 2016 sich jedoch das langfristig ableitbare Kursziel in Grenzen hält.So weit die positiven Szenarien aus Sicht der langfristigen Monatskerzen für den US-Leitindex Dow Jones. Ausgesprochen negativ hingegen wäre ein negatives Szenario, welches jedoch sowohl vom gegenwärtigen Bild der Monatskerzen als auch der mittel- bis kurzfristigen Zeitebene, den Wochen- und Tageskerzen nicht sehr wahrscheinlich ist. Negativ wäre ein Fall unter das bisherige Dezembertief bei 27 325 Punkten. “Hanging Man”Würde sich zum Beispiel der Dow Jones nun bis Jahresende 2019 am aktuell erreichten Niveau etablieren, so hätte sich in den Monatskerzen ein “Hanging Man” ausgebildet, eine kleine Kerze mit Lunte auf hohem Niveau. Eine solche Kerze wird als Trendwendemuster nach einem Aufwärtstrend betrachtet, sofern denn auch das Luntentief des “Hanging Man” nachfolgend per Periodenschlusskurs unterschritten wird. In Verbindung mit der etwas schwächeren Ausbruchsdynamik der Oktoberkerze 2019 würde daher die bisherige bullishe Stimmung Gefahr laufen, bei einem Fall unter 27 325 Punkte zu kippen. Ein Rückfall unter das bisherige Dezembertief wäre auch aus der Perspektive der Tageskerzen ausgesprochen negativ, müsste dann doch ein Re-Test der Oberkante der jüngsten mehrmonatigen Range bei 26 616 Punkten erwartet werden. Ein solches Szenario würde das Risiko darstellen, dass die jüngste positive Entwicklung mit Ausbruch aus der Range nach oben eine langfristige Bullenfalle darstellt verbunden mit einem negativen Szenario, dass auch die Tiefs der vorherigen viermonatigen Range bei 25 339 Punkten (Tief August 2019) wieder erreicht und getestet werden. “The trend is your friend” Eine Bullenfalle im langfristigen Bild sowie ein Test des Augusttiefs von 2019 würden aus Sicht der Chartanalyse gar weiter fallende Kurse in Richtung 23 360 Punkte bis hin zum langfristigen Aufwärtstrend annehmen lassen. Wie oben erwähnt, ist dieses Szenario aber unwahrscheinlich. So gilt: “The trend is your friend”, und kurzfristige Kaufsignale sind weiterhin zu beachten! *) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candlestick.de).