TECHNISCHE ANALYSE

Relative Schwäche bei FTSE 100 und CAC 40

Von Petra Gräfin von Kerssenbrock *) Börsen-Zeitung, 12.2.2014 Im Jahr 2014 sollten der britische FTSE 100, der französische CAC 40, der spanische Ibex 35 und der italienische FTSE Mib unterschiedliche Trends durchlaufen. Hierbei deutet sich z. B....

Relative Schwäche bei FTSE 100 und CAC 40

Von Petra Gräfin vonKerssenbrock *)Im Jahr 2014 sollten der britische FTSE 100, der französische CAC 40, der spanische Ibex 35 und der italienische FTSE Mib unterschiedliche Trends durchlaufen. Hierbei deutet sich z. B. aufgrund der eingetrübten technischen Marktbreite für den FTSE 100 und den CAC 40 eine relative Schwäche im europäischen Vergleich an. Demgegenüber signalisiert die gute technische Lage von Ibex und FTSE Mib, dass sich deren relative Stärke im europäischen Vergleich sowie die Aufarbeitung ihrer jahrelangen Baisse-Bewegungen fortsetzen sollten. Auch wenn das Potenzial – nach dem Hausse-Jahr 2013 – moderater ausfallen sollte, bestehen in Südeuropa Chancen. SeitwärtsbewegungDer FTSE 100 erreichte im Dezember 1999 sein bisheriges Allzeithoch um 6 950 Punkte. Seitdem befindet sich der Index in einer 14-jährigen Seitwärtspendelbewegung mit normalen technischen Baisse- und Hausse-Trends. Die Hausse, die im März 2009 bei 3 460 Punkten gestartet war, besteht bisher aus drei Phasen. Die zweite Phase, eine zweijährige Seitwärtsbewegung unterhalb der gestaffelten Widerstandszone von 6 000 bis 6 100 Punkten, beendete der Index zum Jahreswechsel 2012/2013 mit einem Investment-Kaufsignal. In der dritten und bislang letzten Phase kam es mit Hilfe eines neuen Hausse-Trends, der im Juni 2012 startete, zu einem erneuten Test der All-Time Highs. Da jedoch viele Index-Schwergewichte wie z. B. British American Tobacco, BG Group, Diageo und HSBC bereits in technischen Korrekturen stecken, überrascht es nicht, dass der FTSE 100 zuletzt seinen Hausse-Trend vom Juni 2012 getestet hat. Als Konsequenz sollte der Index jetzt in einer mittelfristigen Konsolidierung unterhalb der 14-jährigen Widerstandszone bei 6 900 bis 6 950 Punkten festhängen, wobei ein Abbau der mittelfristig überkauften Lage ansteht. Auch wenn einer der erwarteten Versuche 2014 gelingen sollte, diese Zone zu überwinden, dürfte der FTSE 100 seine relative Schwäche beibehalten.Der CAC 40, der im September 2000 sein Allzeithoch von 6 945 Punkten erreichte, ging danach in eine 14-jährige Seitwärtspendelbewegung (in Form eines technischen Dreiecks) mit der langfristigen Unterstützungszone bei 2 400 bis 2 470 Punkten über. Innerhalb dieses Dreiecks ergab sich ausgehend vom Baisse-Tief von 2 465 Punkten vom März 2009 eine Seitwärtspendelbewegung, die den Charakter einer technischen Doppelbodenformation mit der Widerstandszone um 4 088 bis 4 118 Punkte aufweist. Mit Hilfe des seit Juni 2012 bestehenden und bei 2 922 Punkten gestarteten Hausse-Trends arbeitet der CAC 40 am nachhaltigen Verlassen dieser Bodenformation. Die Trendlinie liegt zurzeit bei 4 075 Punkten. Zwar konnte der Index mit dem Sprung über diesen Widerstand ein Investment-Kaufsignal senden, jedoch liegt das neue mittelfristige Kursziel nur bei 4 400 bis 4 500 Punkten. Hauptgrund hierfür ist die fehlende technische Qualität des Signals aufgrund der wenig überzeugenden Marktbreite bei einigen CAC-40-Schwergewichten wie z. B. Air Liquide, Danone oder Sanofi. Als Konsequenz hat sich zuletzt das mittelfristige Aufwärtsmomentum bereits abgeschwächt, was den CAC 40 in eine relative Schwäche im europäischen Vergleich geführt hat.Der Ibex 35 hatte sein Allzeithoch im November 2007 bei 16 040 Punkten. Danach lief der Index in eine Baisse-Bewegung mit einem zentralen, knapp sechsjährigen Baisse-Trend hinein. Seit dem zweiten Halbjahr 2011 ergab sich eine zweijährige Bodenformation in Form einer Kopf-Schulter-Kaufformation mit der linken Schulter im September 2011 bei ca. 7 500 Punkten, dem Kopf im Sommer 2012 bei ca. 6 000 Punkten und der rechten Schulter im Sommer 2013 bei 7 500 Punkten. Mit dem Investment-Kaufsignal im Herbst 2013 und dem Anstieg über 8 600 Punkte wurden sowohl der zentrale Baisse-Trend als auch die Bodenformation beendet und eine neue technische Hausse etabliert. Auf Basis des mittelfristigen Aufwärtsmomentums und der guten Marktbreite ergibt sich für den Ibex 35 ein mittelfristiges Kurspotenzial bis zur gestaffelten Widerstandszone ab 11 000 Punkten sowie eine relative Stärke im europäischen Vergleich. Italienischer AufwärtstrendDer FTSE Mib startete nach seinem Allzeithoch im März 2000 bei 50 110 Punkten eine übergeordnete Baisse-Bewegung. Ab Mai 2007 bildete sich ein Baisse-Trend heraus, der bei ca. 44 365 Punkten startete und in den Jahren 2011 bis 2013 – nach einem Kurseinbruch auf 12 295 Punkte – in eine Seitwärtspendelbewegung mit reduzierter Volatilität mündete. Da diese Seitwärtspendelbewegung ebenfalls den Charakter einer flachen Kopf-Schulter-Kaufformation aufweist, überrascht weder der Abschluss des Baisse-Trends und der Bodenformation noch das nur normale Aufwärtsmomentum der neuen Hausse-Bewegung. Die Kombination aus dem intakten Hausse-Trend mit ihrem Start im Juli 2012 bei 12 295 Punkten und dem aktuellen Niveau der Trendlinie bei ca. 17 000 Punkten sowie den zuletzt aufgetretenen Kaufsignalen eröffnet ein Kurspotenzial bis zur nächsten mittelfristigen Widerstandszone ab 22 000 Punkte.—-*) Petra Gräfin von Kerssenbrock ist technische Analystin bei Commerzbank Corporates & Markets.