Renditeanstieg beschert Aktienmarkt neue Sorgen
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtNichts braucht der Aktienmarkt derzeit weniger als noch mehr hemmende Belastungsfaktoren. Doch der Anstieg der Staatsanleiherenditen bzw. verstärkte Zinserhöhungserwartungen haben ihm in der abgeschlossenen Woche neue Sorgen beschert. Am Freitag hat der Dax weiter an Boden verloren und liegt nun mit 12 112 Zählern 6,2 % unterhalb seines Niveaus vom Ende des zurückliegenden Jahres.Dabei steht für den Markt in Gestalt der bald startenden Quartalsberichtssaison die nächste Herausforderung vor der Tür. Die mäßige Performance des Dax spiegelt sich in einer nicht minder enttäuschenden Entwicklung der Unternehmensgewinne wieder. Zur Jahreswende wurde, gemessen am Konsens, für die 30 Dax-Firmen aggregiert noch ein Gewinnwachstum von rund 10 % im laufenden Jahr erwartet. Davon ist nichts mehr übrig geblieben, der Konsens geht sogar von einem Rückgang um 1 % aus.”Das dritte Quartal ist für die meisten deutschen Unternehmen von sehr großer Bedeutung, denn es zeigt, ob die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr noch haltbar sind”, so am Freitag die Commerzbank. Nehme man die zahlreichen Gewinnwarnungen in den letzten Tagen als Indikator, dann sollten die Ergebnisse für das dritte Quartal enttäuschen. “Wir sind aber nicht ganz so pessimistisch, da die Gewinnwarnungen in der Regel auf spezifische Sektoren begrenzt waren. Zudem dürfte der schwächere Euro die Ergebnisse positiv beeinflusst haben”. Beste JahreszeitImmerhin hat mit dem Oktober die – statistisch gesehen – beste Jahreszeit für den deutschen Aktienmarkt begonnen. Einige Strategen halten eine Beruhigung auf der politischen Seite für möglich und halten auch deshalb eine starke Marktentwicklung zum Jahresende hin für möglich. Dazu zählen die Strategen der Landesbank Baden-Württemberg, die den Dax nach wie vor mit 14 000 Punkten per Ende 2018 prognostiziert. Das Institut hat errechnet, dass der Index seit dem Jahr 1988 im Schlussquartal eine kumulierte Performance von 7,7 % erzielt hat. “Trotz einiger Risiken wie etwa einer Eskalation im Handelsstreit zu einem tatsächlichen Handelskrieg oder der politischen Unsicherheit in Europa mit Brexit und Italien halten wir an unserer leichten Übergewichtungs-Empfehlung für Aktien fest und sehen für das vierte Quartal wieder die Chance auf eine Marktberuhigung und auch eine Jahresend-Rally, insbesondere an den europäischen Aktienmärkten.”