Renditen setzen Abstieg fort
kjo Frankfurt – Der Abstieg der Bundesanleiherenditen hat sich gestern fortgesetzt. Auch wenn sich dieser Rückgang nur mit vermindertem Tempo vollzog, reichte er doch aus, um die Renditen auf neuerliche historische Tiefs zu befördern. Die zehnjährige Bundesanleihe warf zeitweise nur noch 0,023 % ab. Das war Rekordtief. Der Bund-Future lag abends bei 164,59 % mit 23 Ticks im Plus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe war bei 0,04 % nach 0,06 % am Vortag. Am kurzen und sehr langen Marktende des Bundes sind die Renditen aber noch ein wenig von den historischen Tiefs entfernt. Bei den zweijährigen Papieren wurde das am 4. März dieses Jahres mit – 0,581 % gemessen. Gestern lagen sie bei unveränderten – 0,54 %. Die 30-jährigen Bundesanleihen lagen bei 0,64 % nach 0,69 % am Vortag. Das Rekordtief war am 17. April 2015 bei 0,406 %.Die Anleger stellen sich darauf ein, dass die zehnjährige Bundrendite in den nächsten Tagen die Marke von 0 % knacken wird und dann auch in diesem Laufzeitensegment negative Renditen an der Tagesordnung sein werden. Dann ist die gesamte Standardkurve des Bundes von zwei bis zehn Jahren Laufzeit erstmals seit Einführung der Bundesanleihen am 11. Dezember 1952 im negativen Bereich.Für den anhaltenden Verfall der Bundrenditen fanden sich am Donnerstag keine neuen Gründe. Wirkung zeigen nach wie vor die Faktoren, die auch schon in den Tagen zuvor für den Rückgang der Renditen verantwortlich waren. Immer mehr Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es im Juni und womöglich auch im Juli nichts mehr mit einem Zinsschritt in den USA wird. Viele Analysten erwarten ohnehin nur noch einen Zinsschritt in den USA in diesem Jahr, ihren Schätzungen nach wird dieser im Dezember erfolgen.Einfluss auf die Renditen in der Eurozone und damit auch beim Benchmark-Emittenten Bund hat auch das Kaufprogramm für Anleihen der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese Käufe erstrecken sich seit Mitte dieser Woche auch auf Unternehmensanleihen mit einem Rating im Investment-Grade-Bereich. Seit geraumer Zeit kauft die EZB nun schon Staatsanleihen. Diese Käufe und die entsprechenden Positionierungen der Anleger drücken die Renditen der Staatstitel ebenfalls herunter. Brexit-Sorge zeigt WirkungSeit einigen Tagen macht sich aber auch der Faktor Brexit-Sorge am Markt bemerkbar. Aus Furcht vor einem Ausscheiden der Briten aus der Staatengemeinschaft EU gehen viele Anleger derzeit lieber auf Nummer sicher und kaufen die Bundesanleihen, die in unruhigen Marktphasen oder auch bei politischen Krisen angesteuert werden. Analysten schätzen, dass die zehnjährige Bundrendite im Bereich von 0,2 % bis 0,5 % liegen würde, wenn es kein Referendum am 23. Juni in Großbritannien geben würde.Auch in Großbritannien setzen die Anleger auf die britischen Staatsanleihen Gilts. Die zehnjährigen Gilts fielen gestern auf das Rekordtief von 1,222 %. Am Abend lagen sie bei 1,25 % nach 1,26 % am Vortag.