Rentenmarkt gerät erneut kräftig unter die Räder
kjo Frankfurt – Die kräftige Abwärtsbewegung am europäischen Rentenmarkt hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Damit knüpfte der Markt nahtlos an die Verluste vom Mittwoch an, die manche Analysten – so etwa die Zinsexperten aus dem Hause der Commerzbank – als Blitzcrash einstuften.Der Bund-Future wies am Mittwoch noch ein Tageshoch von 159,21 % aus. Am Donnerstag ging es bis auf 156,42 % herunter, womit der Markt an einem Tag zeitweise nochmals mehr als einen vollen Punkt verloren hatte. Die Verluste summierten sich damit auf fast drei Preispunkte in zwei Tagen. So viel in so kurzer Zeit hat der richtungsweisende Zinsterminkontrakt für die Eurozone noch niemals in seiner Geschichte verloren, hielten Marktakteure fest. Im späten Handel am Donnerstag lag der Bund-Future dann bei 156,73 % mit 100 Ticks im Minus. Der Zinskontrakt ist damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang März. Die zehnjährige Bundrendite ist in den zwei Tagen nach oben geschossen. Lag sie am Mittwoch zeitweise noch bei 0,17 %, wurde am Donnerstag das Tageshoch bei 0,39 % gesehen. Abends rentierte sie mit 0,36 %. Aber nicht nur Bundesanleihen standen unter Druck. Auch Anleihen aus der Eurozonenperipherie wurden verkauft. Mehrere Faktoren relevantDie Experten der Commerzbank sahen nach dem Blitzcrash weiterhin eine hohe Anfälligkeit des Marktes. Sie verwiesen auf die starken Renditeanstiege innerhalb der kurzen Zeit. Am Mittwoch hatten sich die zehnjährigen Bundrenditen schon fast verdoppelt, “was das strukturelle, trügerische Illiquiditätsproblem an den Fixed-Income-Märkten deutlich zutage treten lässt”, hielt Commerzbank-Zinsanalyst Markus Koch in einem Kommentar fest. Er führte den Ausverkauf auf mehrere Faktoren zurück, darunter Angebots- und Zinsfestschreibungen, höhere Inflationsraten in Deutschland, ein stärkeres M3-Wachstum sowie steigende Inflationserwartungen.Koch hobt darüber hinaus hervor, dass sich die Märkte künftig an derartig erratische Schwankungen gewöhnen werden müssen, da die Banken ihre Bilanzkapazitäten verringern müssen und Zentralbankinterventionen die Handelsliquidität zusätzlich aushöhlen. Andere Experten verwiesen aber auch auf Gewinnmitnahmen nach den kräftigen Anstiegen in den Vorwochen sowie das hohe Angebot an Anleihen zur Wochenmitte seitens der Staaten Deutschland, Italien und Portugal.Druck auf die Anleihekurse übten am Donnerstag auch die Teuerungsraten aus der Eurozone aus: Die Preise im gemeinsamen Währungsgebiet fallen nicht mehr. Die Inflationsrate lag im April bei 0,0 %, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat bekanntgab. Zuvor waren die vier Monate in Folge rückläufige Preise zu beobachten. Am Markt keimte somit Hoffnung auf, dass die Eurozone die Phase der Deflation verlassen haben könnte.