GELD ODER BRIEF

Reply zählt zu den Digital-Champions

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 22.7.2016 Der an der Mailänder Börse notierte Technologiekonzern Reply gehört zu jenen Firmen, die an der Mailänder Börse im laufenden Jahr mit rund 2 % die geringsten Kursverluste im...

Reply zählt zu den Digital-Champions

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDer an der Mailänder Börse notierte Technologiekonzern Reply gehört zu jenen Firmen, die an der Mailänder Börse im laufenden Jahr mit rund 2 % die geringsten Kursverluste im Technologiesektor verzeichneten. Demgegenüber hat die Benchmark FTSE MIB über 16 % eingebüßt. Am Donnerstag notierten die in dem mittelständischen Unternehmen vorbehaltenen Star-Segment notierten Aktien bei 123,50 Euro um 23 % über dem Jahrestief von 102 Euro, aber auch deutlich unter dem im März erreichten Höchst von 136 Euro. Auch im Vergleich mit dem Index für Technologiewerte, dem FTSE Italia All Share Technology, sowie dem Index des Star-Segments. Höhere KurszieleEin Blick zurück zeigt: Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Kurse des Turiner Unternehmens mehr als verfünffacht. Reply bietet Beratung, Systemintegration und Digitaldienste an und konzentriert sich dabei auf Angebote, die es anderen Unternehmen erleichtern, digitale Kanäle vornehmlich über mobile Lösungen etwa im Produktmarketing oder in der Kundenpflege zu nutzen. “Die Champions an der Börse sind des Öfteren nicht unter den Standardwerten anzutreffen”, heißt es auch bei der Akros Bank, der Investmentbank-Tochter von Banca Popolare di Milano. Akros hat das Kursziel für Reply von 115 Euro auf 124 Euro erhöht, Intermonte Sim sogar von 130,50 Euro auf 150 Euro, während BO Data das Kursziel mit 162 Euro festgesetzt hat und Twice Research bis 2018 mit einem Kurs von 170,22 Euro rechnet.Ein Grund für die allgemein positive Haltung der Analysten ist der durch die Gründung von Start-ups und durch Zukäufe eingehaltene Innovations- und Wachstumskurs. Die Analysten sind sich jedoch einig, dass es vorübergehend zu Kursrückschlägen kommen könnte, da die Expansionsphase des Unternehmens schon jahrelang anhält und verbunden ist mit einer deutlichen Höherbewertung der Aktien.Der Gewinn pro Aktie wird von der italienischen Investmentbank Intermonte auf 6,89 Euro im laufenden und 8,01 Euro im kommenden Jahr geschätzt. Das Aktienanalysehaus Twice Research erwartet 2016 einen Gewinn pro Aktie von 7,49 Euro, im kommenden Jahr von 8,93 Euro und 2018 von 10,33 Euro. BO Data empfiehlt den Kauf der Reply-Aktien, während Akros und Intermonte sich für ein neutrales Verhalten aussprechen. Intermonte zählt zu den größten unabhängigen Investmentbanken Italiens.Laut Intermonte soll sich der Erlös von Reply 2016 um 11,3 % und 2017 um 11,5 % erhöhen, während der Gewinn um 13,6 % bzw. 16,3 % im Jahr 2017 wachsen soll. Das Dividendenziel wurde mit 0,9 % für 2016 und 1 % für 2017 angegeben. Beim Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird eine Zunahme von 13,2 % im laufenden und von 14,1 % im kommenden Jahr erwartet, während sich das operative Ergebnis um 13,2 % bzw. 15,5 % verbessern soll.Im ersten Quartal 2016 hat Reply sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis weiterhin ein zweistelliges Wachstum auf 186,3 Mill. bzw. 22,47 Mill. Euro verzeichnet. Infolge von weiteren Zukäufen, aber auch durch die Gründung eigener Start-ups ist laut den Analysten vorerst kein Wachstumsstopp zu erwarten. “Unser Erfolgsrezept liegt auch in den zahlreichen Neugründungen innerhalb der Gruppe”, bestätigte Unternehmenschefin Tatiana Rizzante. “Nie stehen bleiben, immer in die Zukunft blicken” heißt ihr Leitmotiv.Erst kürzlich hat Reply seine Präsenz im digitalen Medienbereich mit der Übernahme der kreativen Digitalagentur Xister aus Rom gefestigt. Damit bestätigt das norditalienische Unternehmen seine Position als führende Digitalagentur bei der Entwicklung von integrierten Omnichannel-Strategien für Marketing und Kommunikation in Europa. Xister weist ein Kundenportefeuille renommierter Firmen auf wie etwa Ray Ban, Universal Pictures, Nestlé, Unilever, Peroni, Colgate u.a. Wichtig ist die neue Akquisition vor allem wegen ihrer strategischen Bedeutung: Denn mit Xister flankiert Reply etwa Avvio Reply in GB, Bitmania in Italien und Triplesense Reply in Deutschland als Anbieter für sämtliche Kommunikationsformen rund um die digitalen Medien und avanciert damit zu einem der führenden Anbieter auf dem europäischen Markt. Frankfurter im BootBefürchtungen, dass die Kursrally vorübergehend gestoppt wird, sind aber berechtigt. Analysten weisen zwar auf die Attraktion des Unternehmens für ausländische Investoren und Branchenfirmen hin. Allerdings scheint die Gründerfamilie, die noch über 50 % der Anteile kontrolliert, keine Absichten zu haben, ihre Beteiligung zu verringern bzw. auszusteigen.Zu den Stärken von Reply zählt das breitgefächerte Leistungssortiment. Eine Schwäche ist, dass Reply noch zu stark auf den Binnenmarkt konzentriert ist. 70 % des Umsatzes werden in Italien erzielt. Der Anteil soll in den nächsten drei Jahren auf 50 % reduziert werden. Großbritannien zählt mit 12,5 % Anteil am Umsatz neben Deutschland und den USA zu den wichtigsten Märkten. Dennoch werden vom Brexit-Votum der Briten keine relevanten Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung erwartet, heißt es im Firmensitz in Turin. Wachstumspotenzial sieht man hier nicht nur auf dem deutschen und auf dem US-Markt, sondern auch in China.Firmengründer Mario Rizzante hält 53,7 % der mit 1,1 Mrd. Euro kapitalisierten Gesellschaft. Der Frankfurter Investor Shareholder Value hält 4 %, J.P. Morgan 2 % und Lodigiano Riccardo 1,9 %. 38 % des Aktienkapitals sind gestreut.Die Mailänder Wirtschaftszeitung “Il Sole 24 Ore” rät in ihrem periodisch veröffentlichten “Brief an den Sparer” zum Kaufen der Aktien. Auch wenn nach dem langjährigen Aufwärtstrend eine Konsolidierungsphase nicht ausgeschlossen wird, könnte laut den Analysten eine Trendwende erst dann eintreten, wenn der Kurs über eine längere Periode unter 105 Euro fällt. Trotz der allgemein schwachen Börsenperformance im laufenden Jahr lag das Kurstief vorübergehend bei 102 Euro. Die Gesellschaft plant bis 2017 rund 40 Mill. Euro zu investieren, die Investition soll sich wertmehrend in vier bis fünf Jahren auszuzahlen beginnen. 10 Mill. Euro wurden bereits im laufenden Jahr investiert.