DEVISEN

Rezessionsangst drückt Lira auf frisches Rekordtief

Industrieproduktion in der Türkei schrumpft unerwartet - Gewinne beim Rand in Gefahr

Rezessionsangst drückt Lira auf frisches Rekordtief

sts Frankfurt – Aus Furcht vor einer drohenden Rezession in der Türkei haben Anleger die Lira weiter abgestoßen. Auslöser dafür war ein überraschender Rückgang der Industrieproduktion im September. Für einen Dollar mussten daraufhin bis zu 3,1849 Lira gezahlt werden, so viel wie noch nie zuvor.Im Verlauf beruhigte sich der Kurs und lag im späten europäischen Handel kaum verändert bei 3,1641 Lira. Auch für 1 Euro mussten weitgehend unverändert 3,4920 Lira gezahlt werden, nachdem die Notierung zuvor mit 3,5225 Lira je Euro nahe ihres am Freitag erreichten Allzeittiefs von 3,5299 Lira je Euro lag.Wegen der politischen Unsicherheit in der Türkei geriet die Lira schon jüngst unter Abwertungsdruck. Dazu trug unter anderem auch die Verhaftung führender Oppositionspolitiker bei. Nun kam auch von der wirtschaftlichen Seite her Gegenwind hinzu: Die türkische Industrieproduktion fiel nach Angaben staatlicher Behörden im September um 3,8 %. Experten hatten dagegen einen Zuwachs erwartet.Dies führte dazu, dass Ökonomen ihre Wachstumserwartungen senkten und einige nun sogar ein Schrumpfen der Volkswirtschaft für möglich halten. “Der zugrunde liegende Trend der Wirtschaft ist eindeutig einer der Schwäche”, erklärte Schwellenländer-Volkswirt William Jackson von Capital Economics. “Es erscheint hoch wahrscheinlich, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal im Quartalsvergleich schrumpfte.”Zuletzt hatte sich der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci skeptisch zu möglichen Eingriffen am Devisenmarkt zur Stützung der Lira geäußert. Er hatte erklärt, auf diesem Weg “tappe man in eine Falle”. Die Regierung um Präsident Recep Tayyip Erdogan drängte jüngst immer wieder die Notenbank zur Senkung der Zinsen, was die Lira ebenfalls belastete. Seit Jahresbeginn hat sie gegenüber dem Dollar 8 % an Wert verloren und war damit nach dem argentinischen Peso die schwächste Schwellenländerwährung.Auf der Gewinnerseite stand mit einer Aufwertung von gut 15 % der südafrikanische Rand. Gestern gab der Dollar 0,6 % auf 13,28 Rand nach. Die Gewinne könnten jedoch dahinschmelzen, wenn die politische Unsicherheit in dem Land steigt, warnen Analysten. Der Rand gilt inzwischen als eine der politisch anfälligsten Währungen. Schon jetzt ist die Volatilität an den Terminmärkten beim Rand höher als beim mexikanischen Peso, der zuletzt im Vorfeld der US-Wahl starke Ausschläge zeigte. Im Fall Südafrikas beunruhigt dagegen die Gefahr einer Herabstufung auf Ramsch-Status und das zunehmend undemokratische Verhalten von Präsident Jacob Zuma.