Märkte drängen auf Sondersitzung der Fed
Märkte drängen auf Sondersitzung der Fed
US-Futures deuten auf Zinssenkung im August – Sichere Assets gefragt
kjo Frankfurt
Bericht Seite 4Am Tag nach dem schwarzen Montag preisen die US-Zinsmärkte einen früheren Zinsschritt der US-Notenbank ein. Es könnte – so die Markterwartung – einen sogenannten Inter-Meeting Cut, also eine Zinssenkung zwischen zwei regulären Sitzungen des Fed-Offenmarktausschusses, geben.
Das nächste Fed-Meeting stünde eigentlich erst am 17./18. September an. Die Futures auf die Secured Overnight Financing Rate (Sofr), der Benchmark für Übernachtgeschäfte, und die Fed Funds Rate (Leitzins) beginnen einen Zinsschritt von 25 Basispunkten schon im August einzupreisen, mit der die Notenbank der US-Wirtschaft unter die Arme greifen könnte. So zogen die Kurse der laufenden Monatskontrakte, die sich invers zu den Zinserwartungen entwickeln, an der weltgrößten Terminbörse CME zu Wochenbeginn an und fielen nach einer vorübergehenden Beruhigung am Dienstag nur leicht zurück. Der im August fällige Fed-Funds-Future notierte auf dem CME-Handelssystem Globex am Abend zu 94,6875 Punkten, die Kurve befand sich im Contango – der Preis jedes Kontrakts lag also über dem des Vormonats.
Auch das Fed Watch Tool der CME zeigt an, dass Investoren mit kontinuierlichen Zinssenkungen rechnen – das viel beachtete Statistik-Feature basiert auf Preisdaten für 30-tägige Kontrakte auf die Fed Funds Rate. Derzeit positionieren sich demnach 65,5% der Händler dafür, dass der Leitzins im September ausgehend von der aktuellen Spanne von 5,25 bis 5,5% um 50 Basispunkte fällt, während die restlichen 34,5% mit einem Rückgang um 25 Basispunkte rechnen. Bereits vor einer Woche war zwar kein Trader für konstante Zinsniveaus positioniert, damals gingen aber noch mehr als 86% lediglich von einem kleinen Zinsschritt aus.
Ausgelöst wurden die neuen Sorgen bezüglich einer US-Rezession durch die Arbeitsmarktdaten für Juli am vorigen Freitag. Unter Experten gehen die Meinungen darüber auseinander, ob eine US-Rezession ansteht und die Fed zügig eingreifen muss. „Wir halten die teils überbordenden Ängste vor einer US-Rezession für übertrieben und gehen in unserem Basisszenario nach wie vor von einer weichen Landung der Wirtschaft aus“, sagte Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck. Dagegen meint Guy Stear, Leiter des Bereichs Developed Markets Strategy beim Amundi Investment Institute: „Die Arbeitsmarktdaten vom Juli deuten auf eine Verlangsamung der US-Wirtschaft hin. In Verbindung mit einem günstigeren Inflationsbild in einem restriktiven Zinsumfeld werden die Zentralbanken die Zinsen wahrscheinlich schneller senken müssen, als sie es geplant hatten. Die Marktvolatilität könnte den Zeitpunkt der Senkungen beeinflussen.“
In diesem Umfeld waren sichere Assets wie etwa Bundesanleihen im Tagesgeschäft weiter gut unterstützt. Aktien zeigten in Europa anfangs noch Verluste, konnten sich später aber kleine Gewinne erkämpfen. Der Dax schloss mit einem geringen Plus von 0,1% bei 17.354 Zählern.