KREDITWÜRDIG

Risiken nehmen ab - die Renditen auch

Von Ulrich Kater und Carsten Lüdemann*) Börsen-Zeitung, 19.12.2013 In der Rückschau war der Anlagejahrgang 2013 - wenn auf den letzten Metern nicht noch etwas passiert - gar nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Der Rentencrash hat nicht...

Risiken nehmen ab - die Renditen auch

Von Ulrich Kater und Carsten Lüdemann*)In der Rückschau war der Anlagejahrgang 2013 – wenn auf den letzten Metern nicht noch etwas passiert – gar nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Der Rentencrash hat nicht stattgefunden, weil die Notenbanken sich aufgrund der historischen Erfahrungen mit Bilanzrezessionen erklärtermaßen zu einer Unterstützung von Wirtschaft und Finanzsystem verpflichtet haben, solange dies notwendig sei. Auch an den Aktienmärkten lief es rund, nach einer schon guten Performance im Jahr 2012. Hier lag die Ursache in der Beendigung der weltweiten Konjunkturschwäche.Aber nach dem Jahresabschluss ist vor dem nächsten Abschluss. Auch im kommenden Jahr wollen Anleger keine Verluste hinnehmen und eine möglichst hohe Rendite erzielen. Im einfachen Anlagemodus der Einlagen und sicherheitsorientierten “konservativen” Anlage wird dies nach Inflation nicht gelingen. Denn die grundlegende Investitionsumgebung einer Nullzinsgeldpolitik bleibt auch im kommenden Jahr bestehen. Ernster AusbruchsversuchZwar macht die Fed in den kommenden Monaten einen ernsten Ausbruchsversuch aus der ultralockeren Geldpolitik. Aber erstens ist noch nicht klar, ob die Weltwirtschaft die US-Notenbanker nicht gleich wieder zurückpfeift, und zweitens wird die Fed in jedem Fall die Auswirkungen auf die Kapitalmarktrenditen so gering wie möglich zu halten versuchen.Sowohl in Euroland als auch in Japan wird selbst diese sanfte Zinswende am Geldmarkt nicht zugelassen werden. Allenfalls in den längeren Laufzeiten werden sich die US-Impulse auf andere Kapitalmärkte übertragen, verbunden mit einer weiterhin ordentlich steilen Zinsstruktur. Da die Konjunktur weltweit wieder brummen wird und daher die Ausfallraten positiv beeinflusst werden, sollten HighYield-Anleihen vom leichten Zinsanstieg noch am meisten verschont bleiben.Konjunkturell sollte es das Jahr der Nachzügler werden: Euroland ist aus seiner Schockstarre erwacht und wächst wieder. Das gilt auch für die Problemländer, die angesichts der düsteren Meldungen der letzten Jahre zumindest mental Aufwärtspotenzial haben. Sofern das deutsche Bundesverfassungsgericht dem nicht einen Strich durch die Rechnung macht, dürfte der Zauberspruch der EZB, “alles Notwendige” zu tun, auch im kommenden Jahr seine beruhigende Wirkung auf die europäische Wirtschaft entfalten. Das heißt aber auch, dass die Verzerrungen und Übertreibungen etwa am deutschen Kapital- und Immobilienmarkt munter weitergehen werden. Keine Zinsen, und nun?Dieses konjunkturelle Weltbild deutet an, dass die Trends an den Kapitalmärkten aus diesem Jahr auch in 2014 in etwa fortgeführt werden dürften. Auf Jahressicht sollten im Ergebnis nicht ganz so starke Veränderungen erzielt werden wie in 2013 – im Guten wie im Schlechten -, aber der Weg dahin dürfte von starker Volatilität geprägt sein. Nur mit Zinsen ist wohl weiterhin kein Staat zu machen, für Investitionen in Bundesanleihen ist auch im kommenden Jahr nur mit einer Nullnummer zu rechnen. Zwar bleibt die große Zinswende aus, doch wird sich das lange Ende der Bundkurve nicht gänzlich dem negativen Einfluss aus den USA entziehen können.Unsere Erwartung von einem Zinsanstieg um etwa 40 Basispunkten (BP) bei zehnjährigen Bunds frisst den laufenden Ertrag, so dass unter Berücksichtigung der um ein Jahr abgeschmolzenen Laufzeit Ende 2014 wohl keine Rendite mehr übrig bleibt – dies ist der Preis für Sicherheit!Für deutsche Pfandbriefe ist die Situation sehr ähnlich. Die Risikoaufschläge gegenüber Bundesanleihen haben sich in den letzten Monaten bereits deutlich reduziert, so dass hier kaum mehr weiteres Potenzial zu heben ist. Durch den etwas höheren laufenden Ertrag verbleibt im Portfolio aber immerhin ein leicht positiver Ertrag. Gute EntlohnungEs bleibt dabei: Für mehr Ertrag muss auch ein Mehr an Risiko akzeptiert werden. Im abgelaufenen Jahr ist die Übernahme von Anlagerisiken gut entlohnt worden, und das dürfte auch in 2014 so bleiben. Staatsanleihen der Eurolandperipherie haben sich in diesem Jahr besonders gut entwickelt. Zwischen 8 % und 12 % Rendite war je nach Land zu erzielen.Eine nicht ganz so hohe Performance, aber doch ein ordentlicher Ertrag ist auch in 2014 zu erwarten. Ob hierbei tatsächlich Italien die Nase vorn hat vor etwa Spanien ist dabei eher Geschmackssache. Zwar werden auch hier die längeren Laufzeiten unter einem moderaten Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus leiden, doch sollte eine fortgesetzte Einengung der Risikoaufschläge den Zinsanstieg etwas mehr als ausgleichen können.Aus gleichem Grund wirken auch Covered Bonds von Banken aus der Peripherie attraktiv. Zwar schlummern in den Bankbilanzen noch immense Risiken, doch stellen die hinterlegten Sicherheiten in den Coverpools ein zusätzliches Sicherheitspolster dar. Dennoch dürfen die Risiken in diesen Ländern nicht aus den Augen verloren werden. Es ist durchaus noch mit einigen Turbulenzen in der Eurolandperipherie zu rechnen, die im Jahresverlauf hohe Volatilitäten und zwischenzeitliche Bewertungsverluste mit sich bringen werden.Für Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich konnte bis dato eine Performance von etwa 2 % erzielt werden. Ein ähnliches Ergebnis sollte auch im kommenden Jahr drin sein. Aufgrund verbesserter Geschäftsaussichten können sich die Risikoaufschläge noch ein wenig einengen, für Anleihen aus dem Investment-Grade-Bereich etwa ist im Durchschnitt noch ein Potenzial von etwa 20 BP realistisch.Damit sollte der zu erwartende Zinsanstieg aufgefangen werden können, so dass in etwa der laufende Ertrag (Kupon) der Anleihen zu verdienen ist. Damit wird auch klar: Je höher der laufende Ertrag, desto höher die Jahresperformance. Wie schon in diesem Jahr dürften Anleihen aus dem Junkbereich die attraktivere Rendite bieten.2013 lag die Performance bei ca. 8 %. Einen großen Beitrag hierzu hat die kräftige Einengung der Risikoaufschläge beigetragen. Gleichzeitig sind aber heftige Rückschläge in Form von Anleiheausfällen deutlich zurückgegangen. Seit dem Höhepunkt der Krise sind die Ausfallraten von Junkadressen von über 12 % auf bis zu 2 % gesunken.Die Unternehmen haben sich in der Krise einem harten Anpassungsprozess unterworfen oder sind der Rezession zum Opfer gefallen. Die übrig gebliebenen Firmen stehen nun auf robusteren Beinen als zuvor. In Folge der großen Nachfrage von Investoren nach renditeträchtigen Anlagen sind weiter sinkende Risikoaufschläge für Ramschanleihen in Reichweite. Und auch wenn die Ausfallraten wieder etwas ansteigen sollten, bleibt unter dem Strich noch eine verhältnismäßig attraktive Rendite übrig – man ist ja bescheiden geworden.—-*) Ulrich Kater ist Chefvolkswirt und Carsten Lüdemann ist Volkswirt der DekaBank.