Rohstoffwährungen brechen ein
wbr Frankfurt – Die Währungen von Ländern mit starker Ölförderung haben am Dienstag deutlich nachgegeben. Grund waren anhaltende Turbulenzen am Rohölmarkt, die nicht nur bei Aktien für Verluste sorgten. Am Montag war der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI erstmals ins Minus gerutscht. Dazu beigetragen hatten markttechnische Reaktionen sowie eine krisenbedingt stark fallenden Nachfrage und ein weiterhin hohes Angebot. Hinzu kommen die immer knapperen Lagerkapazitäten.Der Preisschock beim Rohöl trifft praktisch alle ölproduzierenden Länder. Unter Druck kamen außerdem Währungen von Rohstoffländern. Besonders stark litt der russische Rubel. Russland ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Welt. Der Rubel büßte am Dienstag gegenüber dem Dollar rund 2 % ein. Der Dollar stieg dementsprechend auf einen Kurs von 76,98 Rubel. Die russische Währung hatte sich zuvor deutlich erholt, nachdem ein Dollar zum Höhepunkt der Marktkrise Mitte März noch 80,95 Rubel gekostet hatte.Unter die Räder kam gestern auch der kanadische Dollar. Das Land zählt ebenfalls zu den Top-Ölexporteuren. Der kanadische Dollar verlor zum US-Dollar 0,5 %. Der als Rohstoffwährung bezeichnete australische Dollar musste ein Minus von 0,9 % zum US-Dollar hinnehmen. Noch mehr Federn ließ die norwegische Krone. Sie verlor gegenüber dem Dollar 1,1 %. Der Dollar verbesserte sich dementsprechend auf 10,55 nkr. Allerdings gilt auch bei der Krone, dass sie Mitte März noch merklich niedriger notierte. Öl macht rund ein Viertel der norwegischen Exporte aus.Von der hohen Verunsicherung an den Märkten profitierte in erster Linie der Dollar, der oftmals als sicherer Hafen angesehen wird. Der Dollarindex, der die Entwicklung gegenüber sechs Währungen abbildet, stieg um 0,2 %. Der Euro hielt sich am Dienstag im Vergleich zum Vortag stabil. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0864 Dollar, obwohl der EU-Sondergipfel am Donnerstag lange Schatten vorauswirft. Das Konfliktpotenzial ist hoch, nachdem Frankreich seine Forderung nach Corona-Bonds erneuert hat. Auch Italien und Spanien plädieren weiterhin dafür, während Deutschland, die Niederlande und andere Länder die Corona-Bonds ablehnen. “Sollte es nicht zu einer einvernehmlichen Lösung kommen, könnte der Euro in Mitleidenschaft gezogen werden”, schreibt die Helaba in einer Analyse.Die Commerzbank nennt als ein weiteres Risiko für die Gemeinschaftswährung eine zweite Coronawelle. “Das wäre insbesondere dann für den Euro verheerend, wenn gleichzeitig auf dem EU-Gipfel am Donnerstag die in der Eurozone höchst umstrittenen Corona-Bonds ausgeschlossen würden.”