Rosige Aussichten für Schwellenländerbonds
kjo Frankfurt
Nachdem die Anleger im vergangenen Jahr bei den Schwellenländeranleihen eine volatile Zeit zu überstehen hatten, sind die Aussichten für die Anlageklasse in diesem Jahr vielversprechend. Diese Einschätzung vertritt Denise Simon, Co-Head of Emerging Market Debt bei Lazard Asset Management (Lazard AM).
Komfortable Lage
Auch wenn die Staatshaushalte in einigen Ländern angespannt seien, befänden sich die Zentralbanken der Schwellenländer in der komfortablen Lage, ihre lockere Geldpolitik vorerst beibehalten zu können. Hintergrund sei zum einen, dass die US-Notenbank Fed Zinsanhebungen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt habe, und zum anderen sei es die Inflation, die in einer Reihe von Ländern nahe den Allzeittiefs liege. Weitere unterstützende Makrofaktoren für die Schwellenländer sind laut Simon starke Rohstoffpreise, unter anderem der Ölpreis, sowie verringerte geopolitische Risiken, da die neue US-Administration unter Präsident Joe Biden von einer protektionistischen Politik abrücken dürfte.
„Insbesondere sehen wir Potenzial für hochverzinsliche Staatsanleihen und Lokalwährungsanleihen“, sagt Simon. Die Spreads von hochverzinslichen Staatsanleihen würden mehr als 600 Basispunkte (BP) über den US-Staatsanleihen (Treasuries) liegen, was im historischen Vergleich sehr hoch sei. Die Spreads von Hochzinsanleihen lägen etwa 450 BP über denen von Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating und damit immer noch über dem Niveau während der globalen Finanzkrise. „Wir sehen Spielraum für eine Einengung der High-Yield-Spreads um etwa 50 bis 100 BP gegenüber dem aktuellen Niveau“, so die Bond-Expertin. „Im Gegensatz dazu sehen wir wenig Potenzial im Investment-Grade-Bereich, wo die Spreads mit rund 150 BP wieder aufdem Niveau von Anfang 2020 liegen.“
Simon erwartet zudem, dass sich Anleihen in lokaler Währung in den kommenden Quartalen erholen werden, wobei auch hier Hochzinsanleihen besser abschneiden dürften als Anleihen aus dem Investment-Grade-Bereich. „Wir glauben, dass endlich die Voraussetzungen für eine nachhaltige relative Outperformance von Lokalwährungsanleihen gegeben sind. Die fehlende Komponente für eine anhaltende Rally war das Wachstum“, führt die Expertin aus. Auch die technischen Daten bleiben positiv, da die Suche nach Rendite weiterhin Anlegerströme in Schwellenländeranleihen ziehen dürfte.
„Nichtsdestotrotz handeln wir auch 2021 mit einer gewissen Vorsicht, da weiterhin Risiken bestehen. Obwohl wir die Inflation zu diesem Zeitpunkt nicht als große Bedrohung ansehen, bestehen Risiken durch steigende Treasury-Renditen“, schränkt Simon ein. Trotz der Rally bei Risiko-Assets würden die Märkte parallel eine gewisse Sicherheitsprämie bei US-Treasury-Renditen mittlerer und langer Laufzeit einpreisen. „Wir haben die Duration verkürzt, um uns vor einem potenziellen Anstieg der US-Treasury-Renditen zu schützen“, so die Portfoliomanagerin.
Impfstofferfolg wichtig
Wesentlich für das angenommene Basisszenario eines starken globalen Wachstumsanstiegs sei, dass sich die Covid-19-Impfstoffe als erfolgreich erweisen. Ein potenzielles Risiko für das erwartete Wachstumsszenario der Schwellenländer wäre eine vorzeitige Verschärfung der globalen fiskalpolitischen Rahmenbedingungen wie im Jahr 2018.
„Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass Anleger in Schwellenländeranleihen nach einer schwierigen Zeit in diesem Jahr Positives zu erwarten haben“, sagt Simon weiter. Top-down-Faktoren, Bottom-up-Fundamentaldaten und Bewertungen stünden günstig und würden für starke Renditen in diesem Marktsegment sprechen.