Rückkehr der negativen Korrelation zwischen Aktien und Anleihen
Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (301)
Negative Korrelation bei Aktien und Anleihen zurück
Im Zuge der Inflationsbekämpfung haben die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Federal Reserve (Fed) in den USA die Leitzinsen auf Niveaus angehoben, die zuletzt vor der großen Finanzkrise 2008 erreicht worden waren.
Zugleich sorgen zahlreiche ökonomische und geopolitische Unwägbarkeiten wie etwa der drohende Abstieg des Wirtschaftsstandorts Deutschland oder die Schieflage der chinesischen Wirtschaft für große Unsicherheit. Angesichts dieses Zustands der Globalwirtschaft stellen sich Anleger die durchaus nachvollziehbare Frage, ob sie sich vorerst aus Aktien zurückziehen und stattdessen eher auf Anleihen setzen sollten. Die Antwort lautet: Die Mischung macht´s. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen.
Verhältnis normalisiert
So sollte sich die negative Korrelation zwischen Anleihen und Aktien mit dem Rückgang der Kerninflation und der damit einhergehenden Stabilisierung des Zinsniveaus allmählich wieder einstellen. Dies zeigte sich bereits mit Blick auf die Verbraucherpreisinflation (der sog. Headline CPI) in den USA, die sich im Juli wieder auf etwa 3% verringert hatte. Solche Zahlen wecken die Hoffnung, dass sich das Verhältnis der Aktien- und Anleihekurse langfristig wieder normalisiert. Mit dieser Entwicklung gewinnt auch der zentrale Vorteil von Mischfonds wieder an Bedeutung.
Seit dem Jahr 2000 bewegen sich die beiden Finanzinstrumente historisch gesehen gegengleich, wobei Anleihen immer dann steigen, wenn die Aktienkurse sinken und umgekehrt. Allerdings gibt es immer wieder kurzfristige Abweichungen und die Korrelation bewegt sich ins Positive. Die negative Korrelation wird davon getrieben, dass Aktienkurse in einem schwachen Wirtschaftswachstum fallen und Zentralbanken daraufhin die Zinssätze senken, woraufhin Anleihekurse profitieren. Sobald sich die Wirtschaft und damit verbunden auch die Aktienkurse wieder erholen und die Zentralbanken ihrerseits die Zinssätze wieder anheben, gehen Anleihekurse wieder zurück. Mischfonds nutzen diese Dynamik, um die Performance des Portfolios zu stabilisieren.
Kurse fielen zeitgleich
Im vergangenen Jahr fielen die Kurse von Aktien und Anleihen allerdings zeitgleich, während sie in diesem Jahr (wichtige Ausnahmen sind Aktien in China und langlaufende US-Staatsanleihen) parallel gestiegen sind. Damit wurde die negative Korrelation aufgelöst. Das letzte Jahr war für Mischportfolios besonders schwierig, weil Aktien angesichts des schwachen Konjunkturausblicks und der Multiple Contraction, also der Verschlechterung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses, gefallen sind, während Anleihen mit den stark gestiegenen Zinsen ebenfalls deutlich gefallen sind, vor allem zinssensitive Anleihen am langen Ende der Zinsstrukturkurve. Mischfonds, die beide Assetklassen vereinen, konnten in diesem Marktumfeld ihre Stärke nicht ausspielen und verloren somit an Attraktivität.
Viele Anleger erwarten angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung und negativen monetären Indikatoren eine schwächere zweite Jahreshälfte am Aktienmarkt. Das zeigte sich auch in Umfragewerten der Fund Manager Survey von Bank of America in den vergangenen Monaten: Investoren sehen vor allem Potenzial in Cash und Anleihen und weniger in Aktien.
Trotz der derzeit eher trüben Aussichten für den Aktienmarkt werden Aktien über einen längeren Zeitraum aber weiterhin auch eine wichtige gewinntreibende Kraft in Mischfonds sein. Historische Daten zeigen, dass die Gewinnrenditen des S&P 500 und des MSCI Europe ex UK weiterhin deutlich über der Rendite von zehnjährigen deutschen oder amerikanischen Staatsanleihen liegen. Zurzeit ist diese Dynamik in Europa deutlich ausgeprägter als in Amerika. Historisch gesehen haben Aktien zudem einen wesentlich höheren Teil der Rendite, basierend auf einem Portfolio, das aus 60% Aktien und 40% Anleihen besteht, beigetragen. Aufgrund des vorsichtigen Ausblicks für Aktien in der zweiten Jahreshälfte wird aktives Management in der Asset-Allokation und innerhalb der Aktienallokation aber weiterhin eine Schlüsselrolle spielen.