Schuldscheine

Schuldscheinmarkt startet sehr gut ins Jahr 2022

Der Markt für Schuldscheine ist gut ins Jahr 2022 gestartet. Die Volumina an Emissionen liegen auf anhaltend hohem Niveau. Investoren fokussieren deutsche Adressen. Die Bonität der Firmen erhöht sich.

Schuldscheinmarkt startet sehr gut ins Jahr 2022

kjo Frankfurt

Der Markt für Schuldscheindarlehen (SSD) hat sich im ersten Quartal 2022 sehr positiv entwickelt. Und dies geschah ungeachtet der gegenwärtigen politischen Spannungen in Europa, d. h. des Ukraine- Krieges und der daraus resultierenden Risiken der Energieversorgung, deutlich steigender Inflationsraten und einer möglichen Anhebung der Leitzinsen sowie der anhaltenden Diskussionen über das Maß an Corona-Restriktionen. Das arrangierte Volumen erreichte 5,6 Mrd. Euro und lag damit höher als in den Vergleichsperioden der vier vergangenen Jahre. Das geht aus einer Studie von Capmarcon hervor, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Capmarcon ist eine auf Unternehmensfinanzierungen spezialisierte Beratungsgesellschaft. Sie entwickelt Strategien zur Kapitalbeschaffung und Bilanzstrukturoptimierung und unterstützt und begleitet Klienten in einer Vielzahl an Finanzierungssituationen.

Wesentlich für diese Entwicklung am SSD-Markt seien sowohl Begebungen von Firmen, die erstmals diesen Finanzierungsweg wählten, als auch zwei Jumbo-Begebungen von mehr als 800 Mill. Euro aus dem Dienstleistungs- und Handelssektor gewesen. „Der Schuldscheinmarkt hat damit gerade in Krisenzeiten wiederholt seine Funktionsfähigkeit als Finanzierungsquelle unter Beweis gestellt. Nach der Finanzkrise der Jahre 2007/08 oder bei zusammenfallenden Ereignissen wie Terroranschlägen in Frankreich, Flüchtlingskrise und VW-Skandal im Jahr 2015 haben sich deutsche Unternehmen – anders als zum Beispiel am Anleihemarkt – durch den Schuldschein weiterhin mit Liquidität versorgen können“, so die Experten.

Traditionell seien Adressen aus dem produzierenden und dem verarbeitenden Gewerbe stärkste Nutzer von Schuldscheinfinanzierungen mit einem Anteil am Volumen zwischen 40 und 60%. Nun sei dieser Anteil im ersten Quartal erstmals und massiv auf 20% zurückgegangen. „Das lag einerseits an der Zurückhaltung von überwiegend gut finanzierten Industrieunternehmen, anderer-seits an größeren Mittelaufnahmen aus den Sektoren Dienstleistungen sowie Handel, Reparatur, Instandhaltung. Hinter den Dienstleistungen stand diesmal zuvorderst die Aktivität der Wohnungswirtschaft.“

Krisensignal ausgemacht

Allerdings lasse sich ein Krisensignal am SSD-Markt ausmachen: der Anteil der ausländischen Unternehmen am arrangierten Volumen. Dies gehe in eher angespannten Situationen in der Regel zurück. Meist hätten kreditnehmende ausländische Ad­ressen einen Anteil am begebenen Volumen von 35% bis 50%. Im ersten Quartal 2022 sei dieser Prozentsatz auf 17% gefallen. „Investoren konzentrierten sich wieder zunehmend auf vergleichsweise gut einschätzbare deutsche Unternehmen, weiteten aber gleichzeitig ihr Engagement insgesamt deutlich aus.“

Bedeutendste internationale Nehmer von SSD seien gegenwärtig Unternehmen aus der Schweiz mit einem Marktanteil von 7%. Zurückhaltung hätten in den ersten drei Monaten vor allem französische und österreichische Firmen an den Tag gelegt, deren gemeinsamer Anteil von 29% auf 7% gegenüber der Vorjahresperiode zurückgegangen sei. Dafür seien finnische Adressen jüngst vergleichsweise aktiv gewesen. Zur positiven Gesamtentwicklung des SSD-Marktes dürfte Capmarcon zufolge auch die verbesserte Bonität beigetragen haben. So habe sich die durchschnittliche Bonität der emittierenden Firmen im Verlauf von 2021 von der Stufe „BBB–“ auf nahezu „BBB“ erhöht.