Schweizer Vermögensverwalter fair bewertet

CS rät nur bei Aktie von EFG International zum Einstieg - Neutral für UBS, Julius Bär und Vontobel

Schweizer Vermögensverwalter fair bewertet

amb Frankfurt – Die kürzlich veröffentlichte neue Ausgabe des Global Wealth Report des Credit Suisse Research Institute zeigt, dass die weltweiten Privatvermögen seit der Finanzkrise nicht mehr so stark steigen wie zuvor. Die Aktienanalysten der Credit Suisse haben die Prognosen aus dem Global Wealth Report mit den Erwartungen und Konsensschätzungen für die in der Vermögensverwaltung tätigen Schweizer Banken verglichen. Ihr Fazit: Das verlangsamte Wachstum wird sich negativ auf die Gewinnentwicklung der Institute auswirken. Allerdings sei das überwiegend schon eingepreist. Auf “Outperform” wird daher lediglich der Vermögensverwalter EFG International (EFGI) gestuft, für die UBS, Julius Bär und Vontobel lautet das Votum hingegen nur “Neutral”.Der achten Ausgabe des Global Wealth Report zufolge ist das weltweite Vermögen in Dollar (Geldvermögen plus Realvermögen wie Immobilien minus Schulden) bis zur Finanzkrise um 9,5 % im Jahr gestiegen, dem heftigen Einbruch um 12,6 % im Jahr 2008 folgte dann aber ein verlangsamtes Wachstum von 3,8 % p.a. Dieses niedrigere Tempo wird sich nach Ansicht der Aktienanalysten auch in den kommenden Jahren fortsetzen: Sie gehen davon aus, dass das weltweite Vermögen in den kommenden fünf Jahren um 3,9 % p.a. steigen wird, bislang waren sie von 5,4 % ausgegangen.Zurückzuführen sei das vor allem auf die langsamer als bislang erwartet steigenden Geldvermögen. Die höchsten Wachstumsraten wird es laut Studie in den Emerging Markets und dem Asien/Pazifik-Raum geben – vor allem in China. Dann folge Nordamerika. Europa und die Schweiz hinkten hinterher, wobei für die Schweiz noch etwas höhere Wachstumsraten als für das restliche Europa prognostiziert werden.Eine besonders interessante Klientel für die Vermögensverwalter sind die Superreichen (UHNW/Ultra High Net Worth). Die Credit Suisse weist zwar darauf hin, dass die Bruttomargen im Geschäft mit den UHNW niedriger sind als mit den “normalen” Millionären, die Nettomargen wegen der geringeren Kosten aber höher. Daher kommt den Banken ein weiterer Trend zugute: Die Analysten gehen nämlich davon aus, dass die Zahl der Superreichen schneller wachsen wird als die der Millionäre. Schon seit dem Jahr 2000 sei die Zahl der Millionäre um 170 % gestiegen, die der UHNW habe sich hingegen verfünffacht. Profitieren von den unterschiedlichen Wachstumstrends werden laut der Schweizer Bank eher UBS und Julius Bär wegen des größeren Anteils an Assets under Management (AuM) in wachstumsstarken Regionen, insgesamt werden für die beiden Banken AuM-Wachstumsraten von 3,7 % und 3,8 % für möglich gehalten. Für EFGI werden 3,6 % prognostiziert, für Vontobel hingegen nur 2,6 % aufgrund der Konzentration auf Europa und die Schweiz.Allerdings hänge der Zufluss neuer Mittel auch von anderen Faktoren ab, wie es in der Studie heißt, etwa der Zahl der Berater, regionalen Entwicklungen, der strategischen Aufstellung oder möglichen Zukäufen. Letztlich seien in einem Umfeld nur langsam steigender Erträge die Kosten ganz entscheidend. Unterschätztes PotenzialFavorit ist EFG International (“Outperform”), als Kursziel werden jetzt 10,20 sfr nach bislang 9,40 sfr (aktuell 8,99 sfr) genannt. Grund ist der Wechsel an der Spitze der Bank sowie die Erwartung, dass der Abschlag auf die Aktie angesichts der Integration des übernommenen Konkurrenten BSI und Restrukturierungsbemühungen sinken wird. Die Analysten halten die Konsensschätzungen für die AuM und die Nettomittelzuflüsse für zu vorsichtig, sie rechnen mit Zuwächsen von 3,1 % im Jahr 2018 und 4,5 % im Jahr 2019. Sie gehen davon aus, dass der neue CEO auf mehr Effizienz setzen und den Ausbau des Assetmanagements forcieren wird. Kurzum: Am Markt werde das Potenzial von EFGI unterschätzt. Die Gewinnprognosen je Aktie werden für 2017 bis 2019 zwar leicht von 0,40 sfr auf 0,38 sfr, von 0,74 sfr auf 0,69 sfr und von 1,02 sfr auf 0,97 sfr reduziert, liegen den Analysten zufolge aber immer noch deutlich über den Konsensschätzungen.Die UBS wird auf “Neutral” gesetzt bei einem Kursziel von 17,50 sfr (aktuell 16,98 sfr). Die Experten sehen zwar auch, dass sich die Gewinnentwicklung seit dem ersten Quartal verbessert hat, das Sparprogramm mache sich bemerkbar. Unsicherheiten wegen einer eventuell weiteren Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften unter Basel IV lasteten aber auf der Dividende, ebenso wie Risiken durch offene Rechtsfälle. Die Analysten gehen davon aus, dass über die derzeit bereits zurückgestellten 2,4 Mrd. sfr weitere Mittel in Höhe von 1,5 Mrd. sfr wegen der Rechtsstreitigkeiten nötig sein werden. Im Vergleich zu anderen europäischen Banken sei die USB vor der Finanzkrise zwar kein so großer Emittent von verbrieften Wohnbauhypotheken (RMBS, Residential Mortgage-Backed Securities) gewesen, die Analysten halten aber eine Strafe von 2 Mrd. Dollar in den USA für möglich. Zudem sei die Dividendenrendite der UBS im Branchenvergleich und auch im historischen Vergleich unattraktiv. Die Gewinnschätzungen bleiben bei 1,10 sfr je Aktie für 2017, 1,20 sfr für 2018 und 1,45 sfr für 2019. Auch Julius Bär wird auf “Neutral” gestuft, hier wird ein Kursziel von 57 sfr (aktuell 59 sfr) genannt. Das erste Halbjahr sei sehr gut gelaufen mit über den Erwartungen liegenden Nettomittelzuflüssen, Margen, Cost-Income-Ratio und Eigenkapitalausstattung. Daher seien die Konsensschätzungen für 2017 bis 2019 schon angehoben worden und der Kurs gestiegen. Mit einem KGV von 15 nach 14 im Durchschnitt der vergangenen Jahre sei die Aktie aber jetzt fair bewertet. Anleger sollten abwarten, zumal große Sprünge bei der Bruttomarge nicht zu erwarten seien. Die Ergebnisschätzungen je Aktie bleiben bei 3,81 sfr für 2017, 4,21 sfr für 2018 und 4,76 sfr für 2019.Für Vontobel lautet das Votum ebenfalls “Neutral”, das Kursziel wird von 54 auf 56 sfr (aktuell 58,25 sfr) angehoben. Die Analysten bezeichnen Vontobel als “Magnet” für neue Gelder und verweisen auf die starke Marke und den fokussierten Ansatz. Die Prognosen für die Nettomittelzuflüsse, die im August noch angehoben wurden, halten sie für realistisch. Vontobel sei gut aufgestellt und bleibe auf Wachstumskurs, die Eigenkapitalausstattung sei ausreichend, zudem sei die Bank ein attraktiver Dividendenzahler. Wegen voller Kassen könne es auch Übernahmen geben. All das spiegle sich aber bereits in der Bewertung mit einem KGV für 2018 von 15 wider. Zwar liege das KGV in der Vergleichsgruppe bei 17,4, in der Vergangenheit sei Vontobel aber immer zu einem kleinen Abschlag gehandelt worden. Die Gewinnschätzungen je Aktie belaufen sich für 2017 auf 3,52 sfr, für 2018 auf 4,15 sfr und für 2019 auf 4,55 sfr und liegen damit der CS zufolge über den Konsensschätzungen. Credit Suisse beliebterAuch viele andere Analysten halten die UBS derzeit für angemessen bewertet, die Credit Suisse als größter UBS-Konkurrent wird hingegen positiver beurteilt. Société Générale, RBS Capital und Goldman Sachs stufen die UBS nur auf “Hold” oder “Neutral”, die australische Investmentbank Macquarie rät sogar zum Verkauf.Zum Kauf empfohlen wird der Titel hingegen von Merrill Lynch, J.P. Morgan und der Citigroup. Die Société Générale hat die UBS von “Buy” auf “Hold” zurückgestuft, das Kursziel bleibt bei 18 sfr. Die Schweizer Großbank habe zwar die Erwartungen im dritten Quartal übertroffen, doch gebe es weiterhin Unsicherheit in puncto Kapitalausstattung, hieß es zur Begründung. Credit Suisse wurde im November hingegen von HSBC, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan und auch UBS auf “Buy” bzw. “Overweight” gesetzt.