Sichere Häfen gefragt
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Die Einschränkungen im Wirtschaftsleben im Zuge der Corona-Pandemie dürften auch in der neuen Börsenwoche die Anlegerstimmung hemmen. Dabei zeigen sich die Unternehmen in der Eurozone ohnehin schon pessimistischer, wie zuletzt an von Börsianern stark beachteten Indikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklima oder den Einkaufsmanagerindizes von IHS Markit abzulesen war. „Die Ergebnisse zeigen, dass im ersten Quartal 2021 noch nicht mit einer konjunkturellen Erholung im Euroraum gerechnet werden kann. Vielmehr wird die Wirtschaftsleistung zwischen Januar und März wohl erneut nachgeben“, kommentieren die Analysten der DZBank die Aussichten.
Derweil geht die Commerzbank davon aus, dass die Inflationsrate im Euroraum zu Jahresbeginn deutlich anziehen dürfte. Dazu würden Steuererhöhungen in Deutschland inklusive der Rückführung auf die alten Mehrwertsteuersätze und einer CO2-Abgabe auf Brennstoffe sowie eine Umstellung des Verbraucherpreisindex auf einen neuen Warenkorb beitragen. Auch die Liquiditätsausweitung infolge der Zentralbankprogramme in Reaktion auf die Coronakrise hat in den vergangenen Monaten Sorgen vor einer rasanten Inflationsbeschleunigung hervorgerufen. „In dieser Situation kommen Sachwerten mit langer monetärer Geschichte wie Gold und Silber eine besondere Bedeutung zu. Die Edelmetalle dürften sich als sicherer Hafen und Kapitalschutz langfristig einer stärkeren Nachfrage erfreuen“, heißt es bei der Commerzbank. Die Lobbyorganisation World Gold Council beispielsweise verzeichnet zu Jahresbeginn bereits wieder Zuflüsse in Gold-ETFs, nachdem die Investmentnachfrage im vierten Quartal noch nachgegeben hatte.
Internet-Hype treibt Silber
Zudem haben Empfehlungen in Internetforen zuletzt nicht nur bestimmten Aktien, sondern auch dem Silberpreis kräftigen Auftrieb verliehen, wobei dieser wiederum den Goldpreis mitzog. Zwar setzen die Anleger am Terminmarkt tendenziell ohnehin auf steigende Preise, fundamental nicht nachvollziehbare Verteuerungen führen laut Commerzbank daher eher zu Verkäufen – doch die jüngsten Preisanstiege dürften die Edelmetalle nach Einschätzung der Analysten wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer rücken.
Bei den Teilnehmern am Aktienmarkt steht neben den weiteren Entwicklungen in der Coronakrise indes weiterhin die Berichtssaison im Fokus. Aus dem Dax legt unter anderem die Deutsche Bank Jahreszahlen vor – Analysten gehen davon aus, dass das Geldhaus seinen Aktionären nach fünf Verlustjahren wieder einen Gewinn zurechnet.
Während die Berichtssaison der Finanzbranche schon recht weit fortgeschritten ist, steht der Zahlenreigen der Pharmakonzerne erst noch bevor. Am Dienstag macht der US-Riese Pfizer den Anfang, im Lauf der Woche folgen unter anderem Roche und Sanofi. Auf Interesse stoßen dürften bei den Investoren auch die Jahreszahlen des dänischen Bierkonzerns Carlsberg am Freitag. Für die Braubranche hat die Coronakrise zu einem zeitweisen Komplettverlust des On-Trade-Geschäfts geführt, auf Nachrichten über Erfolge bei der Impfstoffentwicklung waren die Aktien des Sektor entsprechend in die Höhe geschnellt. Seit November sind neue Kurssprünge allerdings großteils ausgeblieben.