EURO

Signale der Stärke

Auf den ersten Blick scheinen die Verhältnisse am Devisenmarkt auf den Kopf gestellt zu sein. Inmitten einer Pandemie, die den schwersten Wirtschaftseinbruch seit der Großen Depression ausgelöst hat, geht nicht die traditionelle Fluchtwährung Dollar...

Signale der Stärke

Auf den ersten Blick scheinen die Verhältnisse am Devisenmarkt auf den Kopf gestellt zu sein. Inmitten einer Pandemie, die den schwersten Wirtschaftseinbruch seit der Großen Depression ausgelöst hat, geht nicht die traditionelle Fluchtwährung Dollar auf Höhenflug, sondern der Euro. Ausgerechnet die Währung, die zwei Jahrzehnte nach ihrer Geburt vor allem bei überseeischen Investoren immer noch einen grundsätzlichen Vertrauensmalus hat, an deren Fortbestand nach wie vor bei vielen Marktteilnehmern Restzweifel bestehen, zieht an. Mit rund 1,16 Dollar hat sie das höchste Niveau seit dem Oktober 2018 erreicht.Die Stärke des Euro hat mehrere Ursachen. Zum einen profitiert sie wie andere Währungen, darunter auch die der Emerging Markets, von der seit dem Corona-Crash erfolgten deutlichen Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten. Diesen darf, wenn man den Blick gerade auch auf die Aktienmärkte wirft, unterstellt werden, dass sie mittlerweile ein äußerst rosiges Szenario bezüglich der wirtschaftlichen Erholung einpreisen. Hinzu kommt die aggressive geldpolitische Lockerung der amerikanischen Notenbank Fed, die in diesem Jahr u. a. ihren Leitzins drastisch gesenkt hat, während der Leitsatz des Euroraums bei Ausbruch der Coronakrise bereits bei null war. Dadurch ist der Zinsvorsprung des Dollar geschrumpft, was seine relative Attraktivität schmälert. Die Rendite zweijähriger Treasuries ist sei dem Corona-Crash um nahezu 130 Basispunkte (BP) gesunken, ihr deutsches Gegenstück nur um 5 BP.Während die US-Geldpolitik andere Währungen stützt, hat der Euroraum aber auch eigene Signale der Stärke gesetzt, die seine Gemeinschaftswährung gegen den Dollar stützen. Die Einigung der EU-Regierungen auf das Corona-Finanzpaket, ein Schritt in Richtung Fiskalunion, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die EU stärker zusammenrückt. Dass die Einigung trotz erheblicher Differenzen gelungen ist, dürfte die Zweifel am Überleben von EU und Euro deutlich abschwächen.Hinzu kommt, dass Europa, auch die besonders stark getroffenen Länder der Region, in der Bekämpfung und Überwindung der Pandemie große Fortschritte gemacht hat. Der Kontinent hat die Lage derzeit im Griff, auch wenn noch keine Entwarnung gegeben werden kann. Ganz anders die USA, deren Führung in der Pandemie versagt, mit der Folge, dass die Lage außer Kontrolle ist. Das wird die Vereinigten Staaten auch wirtschaftlich teuer zu stehen kommen und den Dollar belasten.