Skandinavier auf getrennten Wegen

Die Abwertung in Schweden und die Aufwertung in Norwegen werden sich noch fortsetzen

Skandinavier auf getrennten Wegen

Aufwertung in Norwegen, Abwertung in Schweden. Die beiden skandinavischen Kronen haben in diesem Jahr einen unterschiedlichen Trend eingeschlagen. Dessen Fortsetzung hängt auch von der Entwicklung des Ölpreises ab.Von Stefan Schaaf, FrankfurtWährungsanleger, die ihr Glück in Skandinavien suchen, müssen derzeit genau überlegen, ob sie eine Short- oder eine Long-Position eingehen. Denn Krone ist nicht gleich Krone. Während eine weitere Schwäche der Schwedenkrone erwartet wird, rechnen Analysten bei der norwegischen Krone mit einer anhaltenden Aufwertung. Die Dänen-Krone ist insofern aus diesem Spiel heraus, als sie mit einem engen Band an den Euro gebunden ist. “Extrem expansive Politik”Im Universum der global zehn wichtigsten Industrieländerwährungen (G 10) hätte die Entwicklung der beiden frei floatenden skandinavischen Währungen in diesem Jahr bislang kaum unterschiedlicher sein können. Die Schwedenkrone wertete seit Anfang Januar gegenüber dem Euro laut Bloomberg-Daten um 5,5 % ab und war damit die zweitschwächste Währung im G 10-Universum. Nur das britische Pfund büßte noch mehr an Wert ein, was allerdings auch der Sondersituation des anstehenden EU-Austritts der Briten geschuldet ist. “Der Auslöser für das schlechte Abschneiden der Schwedenkrone ist ohne Frage in der extrem expansiven Politik der Riksbank zu suchen”, stellt Sonja Marten fest, die bei der DZ Bank die Währungsanalyse leitet.Während die Notenbank aus Stockholm auch bei ihrem Anleihekaufprogramm starr an ihrem Kurs festhalte, scheine die Europäische Zentralbank (EZB) “zumindest nicht mehr geneigt, ihre Maßnahmen weiter auszuweiten”. Martens Kollege Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank ist allerdings etwas skeptischer: “Der Devisenmarkt traut der Riksbank mehr Handlungsspielraum zu, als sie hat.” Von der Parität entferntAm anderen Ende der Skala steht zwar der japanische Yen, dem aber direkt die norwegische Krone folgt. Sie hat in diesem Jahr bereits 7,1 % an Wert zum Euro gewonnen. Diese Entwicklung zeigt sich auch deutlich am Kurs der beiden Kronen, der sich seit Sommer deutlich von der Parität wegentwickelt hat. Aktuell werden 0,92 nkr für eine skr gezahlt, zu Jahresbeginn waren es rund 0,95 nkr.Viele Marktakteure rechnen mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung in den kommenden Monaten. Während sie nämlich in Norwegen eine Trendwende zugunsten einer weniger lockeren Geldpolitik erwarten, stehen die Zeichen in Schweden auf weitere Lockerung. Hauptgrund dafür ist die Entwicklung der Inflation in den beiden Königreichen. In Norwegen stiegen die Verbraucherpreise zuletzt auf Jahressicht um 3,6 %, womit das Inflationsziel der Norges Bank von “annähernd 2,5 %” übertroffen wurde. In Schweden lag der Wert hingegen im September nur bei 0,9 %, womit das Inflationsziel der Riksbank von 2 % deutlich verfehlt wurde. Als die Daten aus Schweden veröffentlicht wurden, reagierte die Währung mit einem Schwächeanfall, auch weil der Wert deutlich unter den Markterwartungen lag. “Auf Sicht der kommenden Wochen und Monate dürfte die expansive Haltung der Riksbank die Krone weiter abwerten lassen”, erwartet Marten. Die Riksbank befindet das nächste Mal am nächsten Donnerstag, 27. Oktober, über ihre Geldpolitik.Die DZ Bank sieht allerdings auch Mittelfristig kaum Erholungspotenzial für die Schwedenkrone. “Zwar dürfte die schwedische Wirtschaft im Verlauf des kommenden Jahres erneut an Dynamik zulegen, zu diesem Zeitpunkt wird jedoch die Diskussion über das Tapering der EZB begonnen haben, was es der Krone erschweren dürfte, gegenüber dem Euro deutlich an Wert zu gewinnen”, betont Marten.Ganz anders das Bild in Norwegen, wo die Notenbank kürzlich sogar das Ende ihrer expansiven Phase ankündigte. Auch die Norges Bank trifft am 27. Oktober ihren nächsten Zinsentscheid. Zuletzt beließ ihren Leitzins bei 0,5 %. In einer Rede in Lillehammer am 12. Oktober wies Gouverneur Oystein Olsen auf eine “geringe und stabile Inflation” bei “stabiler Entwicklung in Produktion und Beschäftigung” hin. “Die Geldpolitik muss kräftig sein”, betonte er.Allerdings hängt die Aufwertung der norwegischen Krone auch von der Entwicklung des Ölpreises ab, da sie am Markt als sogenannte Rohstoffwährung gehandelt wird. “Die Korrelation mit dem Ölpreis ist sehr hoch”, sagt Stefan Keller, Stratege für die Asset Allocation bei der Fondsgesellschaft Candriam. Im Fall steigender Ölpreise setzt er insbesondere auf einen Kursanstieg der norwegischen Krone gegenüber dem Schweizer Franken. “Erhebliche Risiken”Sollte sich also der Ölpreis nicht weiter erholen, so könnte das Aufwärtspotenzial für die norwegische Krone auch begrenzt sein. “Die Unsicherheit bleibt hoch”, warnt Kathrin Goretzki, Analystin bei Unicredit. “Es besteht ein erhebliches Risiko, dass sich die Opec-Staaten nicht auf individuelle Produktionsgrenzen einigen können”, sagt sie. Langfristig sollte sich Goretzkis Einschätzung zufolge der Kurs der beiden Kronen allerdings wieder auf die Parität zubewegen. Für einen Kurs leicht oberhalb der Parität spricht ihrer Ansicht nach das bankinterne Modell zur fairen Bewertung der beiden Währungen.