BOND PRIMÄRMARKT

Slowenien trotzt Rating-Herabstufung

Land kann Anleiheemission problemlos durchziehen

Slowenien trotzt Rating-Herabstufung

Dieter Kuckelkorn, FrankfurtIn der abgelaufenen Handelswoche hat sich wieder einmal gezeigt, dass derzeit am Bondprimärmarkt fast alles geht. So können offensichtlich europäische Krisenstaaten selbst dann noch erfolgreich den Markt in Anspruch nehmen, wenn zeitgleich eine Herabstufung durch eine Ratingagentur erfolgt. Das jedenfalls ist Slowenien jetzt gelungen.Am Dienstag hatte Moody’s die langfristigen Schulden des Landes, das vermutlich in Kürze seine deutlich unterkapitalisierten Banken retten muss, gleich um zwei Stufen von “Baa 2” auf “Ba 1” gesenkt. Damit sind slowenische Staatsanleihen zumindest für Moody’s Junk-Bonds. Bei Standard & Poor’s und Fitch hält sich das Land allerdings noch gerade so im Investment-Grade-Territorium. Zwar hatte Slowenien seine geplante Bondemission im Volumen von 3,5 Mrd. Dollar am Dienstag mit Blick auf die bevorstehende Rating-Entscheidung erst einmal auf Eis gelegt, wobei die Transaktion für die finanzielle Lage des Landes und die Frage, ob es bei der Europäischen Union um Hilfe nachsuchen muss, als kritisch angesehen wurde. Am Donnerstag ging der Deal dann aber völlig problemlos über die Bühne. Auf die Bremse getretenAm Dienstag hatten Slowenien sowie BNP Paribas, Deutsche Bank und J.P. Morgan als Leads eine Rendite-Indikation von 6,125 % für die zehnjährige Tranche im Volumen von 2,5 Mrd. Dollar kommuniziert, die damit deutlich über dem Sekundärmarktniveau von rund 5,7 % lag. Bei der fünfjährigen Tranche im Volumen von 1 Mrd. Dollar lag die Indikation bei 5 %. Am Nachmittag musste das Land dann erst einmal unter Verweis auf die bevorstehende Rating-Entscheidung auf die Bremse treten. Rund 10 Mrd. Dollar schwer soll das Orderbuch bereits gewesen sein. Am Donnerstag gingen die Bonds im zweiten Anlauf mit nur minimal höheren Indikationen in die Vermarktung. Bei den Zehnjährigen war jetzt von 6,25 % die Rede, bei den Fünfjährigen von 5,125 %. Die Anleger ließen sich durch die Moody’s-Herabstufung nicht beeindrucken, das Orderbuch wurde mehr als 15 Mrd. Dollar schwer. Daher konnte Slowenien bei der Zuteilungsrendite noch etwas einkürzen: Die fünfjährigen Titel mit einem Kupon über 4,75 % wurden zu 4,95 % zugeteilt, die zehnjährigen Titel mit 5,85 %-Kupon kamen zu 6 %.Am Markt gab es übrigens Verärgerung über Moody’s. Die Agentur habe den Zeitplan für die Mittelaufnahme Sloweniens gekannt, hieß es. Ironischerweise wurde die Herabstufung von der Agentur unter anderem mit möglichen Problemen bei der Finanzierung des Landes über den Markt begründet.Um die Slowenien-Transaktion in die rechte internationale Perspektive zu stellen: Das zentralafrikanische Land Ruanda, das immer noch unter den Folgen des Völkermords der neunziger Jahre leidet, hat bei seinem ersten Eurobondmarkt-Auftritt im US-Dollar nicht viel mehr Rendite bieten müssen als Slowenien. Die zehnjährige Anleihe über 400 Mill. Dollar wurde zu 6,875 % unters Investorenvolk gebracht. Das Orderbuch sei 3,5 Mrd. Dollar schwer gewesen. Ruandas Nachbarländer wie Sambia und der Senegal kommen derzeit am Sekundärmarkt mit 5,5 bis 5,6 % übrigens auf niedrigere Renditen als Slowenien.