Abverkauf an US-Märkten beschleunigt sich

Spekulation um Powell-Entlassung schickt Dollar auf Dreijahrestief

Die Weltleitwährung steht infolge von Donald Trumps Handelskrieg ohnehin unter erheblichem Druck. Nun verschärfen drohende Tumulte bei der US-Notenbank den Abverkauf an den Märkten noch.

Spekulation um Powell-Entlassung schickt Dollar auf Dreijahrestief

Spekulation um Powell-Entlassung schickt Dollar auf Dreijahrestief

xaw New York

Der Abverkauf an den US-Finanzmärkten hat sich zum Start der neuen Woche beschleunigt. Der Dollar, durch den von Präsident Donald Trump losgetretenen Handelskrieg ohnehin unter Druck, litt zusätzlich unter Spekulationen über eine Entlassung von US-Notenbankchef Jerome Powell. Bis zum Nachmittag New Yorker Zeit sackte der gegen einen Korb aus anderen Industrieländerwährungen gewichtete Dollar-Index um 1,1% ab und markierte damit den niedrigsten Stand seit drei Jahren. Auch in der Einzelbetrachtung fiel der Greenback gegenüber dem Euro, dem Yen und dem Schweizer Franken jeweils auf die tiefsten Niveaus seit 2022 – damals begann die Federal Reserve im Kampf gegen die Inflation mit einer Reihe harter und rapider Zinserhöhungen.

Trump fordert Zinssenkungen

Erst im September des vergangenen Jahres lockerte die Notenbank ihre Geldpolitik wieder und ließ im November und Dezember zwei weitere kleine Zinsschnitte folgen. Doch die Furcht davor, dass die US-Strafzölle gegen Handelspartnern zu neuen Inflationssprüngen führen, bindet den Währungshütern hinsichtlich neuerlicher Lockerungen die Hände. Trump hat die abwartende Haltung der Notenbank mehrfach kritisiert – seine Wirtschaftsberater drängen darauf, die amerikanische Exportwirtschaft durch eine Kombination restriktiver Fiskal- und lockerer Geldpolitik und einer resultierenden strategischen Dollar-Abwertung zu stärken.

Am Freitag sagte Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats der USA, der Präsident prüfe, ob er in der Lage sei, Powell zu entlassen. Die Unabhängigkeit der Zentralbanken von politischen Einflüssen sei enorm wichtig für deren Arbeit, betonte Chicagos Fed-Präsident Austan Goolsbee in einer Reaktion am Sonntag. Trump bekräftigte seine Forderungen nach geldpolitischen Lockerungen am Montag indes auf Social Media. Die Preisniveaus befänden sich auf dem Rückmarsch und es gebe praktisch keine Inflation mehr. Doch der Wirtschaft drohe ein Abschwung, es sei denn, „Mr. Zu-Spät, ein ausgemachter Verlierer, senkt die Zinsen sofort", schrieb der Präsident auf der Plattform Truth Social.

Investorenflucht aus Dollar-Assets droht

Durch die Dollar-Abwertung droht im Greenback denominierten Anleihen laut Analysten eine Investorenflucht. Die Rendite zehnjähriger Treasuries kletterte am Ostermontag zwischenzeitlich auf über 4,4%, nachdem sie Anfang des Monats noch erstmals seit Oktober unter die Marke von 4% gerutscht war.

Washington erwägt im Vertrauen auf die eigene Wirtschaftsmacht wohl, globale Gläubiger in Dollar-Papiere mit niedrigen Verzinsungen und extrem langen Laufzeiten zu zwingen. Doch Ratingagenturen würden eine solche Anpassung der Kreditbedingungen als Default werten. Schon Anzeichen, dass die USA einen solchen Zahlungsausfall in Kauf zu nehmen bereit sind, drohen laut dem Nordea-Chefstrategen Lars Mouland einen bedeutenden Abverkauf im amerikanischen Bondmarkt nach sich zu ziehen.

US-Anleger schichten um

Auch Investoren innerhalb der USA dürften sich infolge von Verschiebungen im Währungssystem laut Analysten dazu gezwungen sehen, ihre Portfolios umzuschichten. Bisher sind Anlagen im Ausland für Amerikaner kaum attraktiv: Nicht nur, dass der S&P 500 andere globale Benchmarks über die vergangenen 15 Jahre nach Total Return ohnehin abgehängt hat – die starke Aufwertung des Dollar gegenüber dem Euro und anderen Devisen hat das Gefälle zwischen den USA und dem Rest der Welt in den vergangenen Jahren noch verstärkt.

Die amerikanische Blue-Chip-Benchmark verlor am Montag bis zum frühen Nachmittag in New York 3,3% auf 5108 Punkte Der Dow Jones Industrial Average verlor bis zur Mittagszeit in New York 2,9% auf 38.002 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 gab um 3,4% auf 15.728 Zähler nach.

Tesla verloren 7,3%. Analyst Dan Ives von Wedbush Securities hatte sich zurückhaltend zum Elektroautobauer geäußert. Dieser stehe vor der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen am Dienstag vor einem „Code-Red-Moment“. Tesla-Chef Elon Musk sollte seine Arbeit in der Regierung von Donald Trump beenden und sich auf sein Unternehmen fokussieren, forderte Ives und stimmte damit in einen Chor frustrierter Anteilseigner ein.

Börsenliebling unter Druck

Nvidia rutschten um weitere 6,1% ab. Bereits am Donnerstag hatte die Aktie des Chipdesigners unter der Nachricht gelitten, dass die US-Regierung neue Lizenzanforderungen für den Verkauf der H20-Chips des Unternehmens in China stellt. Die Papiere des Börsenlieblings der vergangenen beiden Jahre haben 2025 rund ein Viertel ihres Wertes verloren und damit nahezu doppelt so viel wie der Nasdaq 100.

Netflix gewannen am Montag gegen den Trend 1%. Der Streaming-Anbieter hatte am Donnerstag nach Börsenschluss Anleger mit den Ergebnissen des abgelaufenen Quartals und den Erwartungen an das laufende Jahresviertel positiv überrascht.

Mit Material von dpa-afx.

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