Spekulationen auf US-Zinswende bescheren Dollar Höhenflug

Fed-Notenbanker Lockhart liebäugelt mit Anhebung im September - Gouverneur Powell wiegelt ab

Spekulationen auf US-Zinswende bescheren Dollar Höhenflug

kjo/ms Frankfurt – Verstärkte Spekulationen auf eine US-Leitzinsanhebung im September haben dem Dollar zur Wochenmitte kräftigen Rückenwind verliehen. Ausgelöst wurden diese Spekulationen bereits am späten Dienstag, und zwar durch Dennis Lockhart, Präsident der Federal Reserve von Atlanta. Lockhart hatte sich in einem Interview des “Wall Street Journal” für September als Zeitpunkt für die erste Zinsanhebung seit Ausbruch der Finanzkrise ausgesprochen. Lockhart ist der Ansicht, dass es nur bei einer starken Verschlechterung der Lage der US-Wirtschaft zu einer Verschiebung der für den kommenden Monat erwarteten Zinswende kommen könnte.Der Euro fiel im Verlauf bis auf 1,0849 Dollar zurück. Mit schwachen Signalen vom US-Arbeitsmarkt setzte aber eine kurzzeitige Gegenbewegung ein. Der private US-Datendienstleister ADP legte seinen Bericht für Juli vor. Danach wurden nur 185 000 Jobs geschaffen statt der erwarteten 215 000 Arbeitsplätze. Der Bericht gilt als Indikator für den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für Juli, der am morgigen Freitag vorgelegt wird und bei dem Experten 214 000 neue Stellen erwarten. Fed-Gouverneur Jerome Powell versuchte, die angeheizten Zinsspekulationen zu dämpfen. Powell zufolge ist in der US-Zinspolitik noch nichts entschieden. Die Wirtschaftsdaten müssten diesen wichtigen Schritt auch rechtfertigen. Vor allem die Arbeitsmarktdaten seien in dieser Hinsicht ein Schlüsselfaktor.Später neigte der Dollar aber wieder zur Stärke, was durch robuste US-Daten ausgelöst wurde. Der ISM-Index für den Dienstleistungsbereich kletterte um 4,3 auf 60,3 (Prognose: 56,2) Zähler und wies damit den stärksten Anstieg seit dem Jahr 2005 aus. Die Daten untermauerten die Aussicht auf einen Zinsschritt im kommenden Monat. Abends war der Euro bei 1,0870 Dollar (-0,1 %).US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte unlängst die Aussicht bestätigt, dass die US-Leitzinsen noch in diesem Jahr erhöht werden könnten – aber das Timing offengelassen. Die Fed hält ihren Leitzins seit Dezember 2008 auf dem Rekordtief von 0 bis 0,25 %. Bei einer Zinserhöhung in den USA würde es zu einem beispiellosen Auseinanderlaufen der Geldpolitik in den wichtigsten Währungsräumen kommen: Denn die EZB und die Bank of Japan sind weit von einem Exit entfernt. Die EZB hat sogar erst im März begonnen, in großem Stil Staatsanleihen aufzukaufen.Die robusten ISM-Daten belasteten die Rentenmärkte. Die zehnjährige Bundrendite kletterte von 0,64 % auf 0,75 %. An den europäischen Aktienmärkten wurden die ADP-Arbeitsmarktdaten sehr stark beachtet. Die Zinsängste ließen deshalb nach. Der Dax gewann 1,6 % auf 11 636 Zähler. Der Euro Stoxx 50 Index kam um 1,7 % auf 3 677 Punkte voran. An den Rohstoffmärkten fiel der Goldpreis um 0,1 % auf 1 086 Dollar.—– Kommentar auf dieser Seite- Schwerpunkt Seite 7- Leitartikel Seite 8- Berichte Seiten 17 und 18