Spekulationen über Negativzinsen belasten den Yen
sts Frankfurt – Spekulationen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Japan haben den Yen am Mittwoch belastet. Der Dollar verteuerte sich bis auf 103,35 Yen und damit den höchsten Stand seit 6. September. Im späten europäischen Handel lag die Notierung kaum verändert bei 102,43 Yen. Ähnlich war das Bild beim Euro, der mit 116,09 Yen ebenfalls ein Neun-Tage-Hoch erreichte und abends noch 0,3 % fester mit 115,38 Yen gehandelt wurde.Auslöser der Yen-Abschwächung war ein Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung “Nikkei”, wonach die Bank of Japan stärker als bislang über einen negativen Einlagezins agieren will. Zugleich könnte die japanische Notenbank ihre Anleihekäufe herunterfahren, um somit am langen Ende der Zinskurve einen Anstieg zu erzeugen. Spekulationen über einen entsprechenden Schritt hatten jüngst zu einem globalen Anstieg der Anleiherenditen geführt. Die Bank of Japan entscheidet am Mittwoch kommender Woche das nächste Mal über ihre Geldpolitik – und damit am gleichen Tag wie die US-Notenbank Federal Reserve.HSBC glaubt allerdings nicht daran, dass es der Bank of Japan gelingen wird, den Yen abzuwerten, was über steigende Importpreise die Deflationsgefahr verringen würde. Vielmehr sieht sie den Dollar derzeit bei Kursen von 93 bis 99 Yen fair bewertet und rechnet mit einem Kurs von 95 Yen zum Jahresende. “Die große Bazooka wurde bereits benutzt, und der Yen scheint sich weiterhin in leicht unterbewertetem Territorium zu bewegen”, sagte HSBC-Währungsstratege Dominic Bunning der Nachrichtenagentur Reuters. “Es ist deshalb sehr schwierig, eine deutliche Yen-Schwäche zu erzeugen.” Der Reuters-Konsens sieht den Dollar in drei Monaten bei 103,41 Yen. Dass sich der Yen im Handelsverlauf erholte, lag auch an sinkenden Zinserwartungen für die USA. Dies stärkte im Verlauf den Euro, der am Abend 0,4 % fester mit 1,1266 Dollar gehandelt wurde. Das Tageshoch lag zuvor bei 1,1273 Dollar.Dazu trugen unter anderem jüngste Preisdaten bei. Die Importpreise in den USA sinken weiter, im August auf Jahresbasis um 2,2 %. “Die Zinserhöhungserwartungen werden angesichts des schwachen Preisdrucks, der auch in der Kernrate zum Ausdruck kommt, nicht geschürt”, sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf.Unterdessen rechnet Goldman Sachs nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 % mit einer Zinserhöhung durch die Federal Reserve kommende Woche. Zuvor hatte die US-Bank die Wahrscheinlichkeit solch eines Schrittes noch mit 40 % beziffert. Zugleich hob die Bank allerdings ihre Prognose für die Sitzung des Offenmarktausschusses im Dezember auf 40 von 30 % an.