Spin-offs bringen höhere Renditen

Investoren können von der Abspaltung von Konzernsparten durchaus profitieren

Spin-offs bringen höhere Renditen

Anleger können durchaus davon profitieren, wenn Konzerne Sparten per Spin-off in die Unabhängigkeit entlassen. Erfolgt die Transaktion aber per Börsengang und bleibt die Konzernmutter als Aktionär mit im Boot, sieht es für Investoren weniger positiv aus.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtSpin-offs und Carve-outs von Sparten durch Konzerne sind derzeit ein großes Thema. So hat es 2015 weltweit Transaktionen dieser Art im Volumen von mehr als 250 Mrd. Dollar gegeben. Die Deals sind nicht nur für die Konzerne interessant, sie können auch Anlegern am Aktienmarkt Rendite bieten. Dies hat S & P Global in einer jetzt vorgelegten Studie herausgefunden.Unter einem Spin-off versteht man die Verselbständigung einer Konzernsparte und die komplette Trennung über die Börse durch Ausgabe von Aktien der neuen Gesellschaft an die Aktionäre des Konzerns. Ein Carve-out ist dagegen die rechtliche Verselbständigung einer Konzernsparte als eigenes Unternehmen und der Verkauf von Aktien über die Börse im Rahmen eines Initial Public Offering (IPO), wobei die Konzernmutter aber einen größeren Teil der Aktien der neuen Gesellschaft behält. Auch aktuell sind derartige Transaktionen in der Vorbereitung. So erwägt beispielsweise Siemens den Börsengang ihrer Medizintechniksparte in den USA. Vor einigen Jahren hatte der Konzern bereits seine Leuchtmittelsparte Osram an die Börse gebracht. Die beiden Versorger RWE und Eon haben ebenfalls zu dem Mittel gegriffen. RWE brachte die Erneuerbare-Energien-Tochter Innogy an die Börse, Eon entledigte sich ihres Geschäfts mit der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen, das mittlerweile unter dem Namen Uniper an der Börse ist. Bekannte Beispiele aus der Chemiebranche sind Lanxess und Covestro als Abspaltungen von Bayer. Neue Werte entstehenDes Öfteren besteht bei Spin-offs der Verdacht, dass sich Konzernchefs renditeschwacher Sparten entledigen, indem sie diese an ihre Aktionäre entsorgen – damit die Ergebnisse der noch vom Konzernmanagement verantworteten Bereiche steigen und somit auch die Vergütung für die Spitzenmanager. Die Studie von S & P Global zeichnet hingegen ein deutlich positiveres Bild: Insbesondere Spin-offs schaffen durchaus Werte, wobei diese besser abschneiden als Carve-outs und US-Transaktionen besser als internationale Deals. Bei Carve-outs muss man schon zum erlauchten Kreis der Erstzeichner gehören, um zu profitieren.S & P Global vergleicht dabei die Börsen-Performance von Unternehmen, die durch Spin-offs oder Carve-outs geschaffen worden sind, sowie von deren Muttergesellschaften mit der Performance der jeweiligen Branchenindizes aus dem Russell 3000 und dem S & P Global Broad Market Index. Nur kurzfristig schwächerWas US-Spin-offs betrifft, so ergibt sich kurzfristig allerdings eine schwächere Performance. Innerhalb der ersten 30 Tage an der Börse schneidet der durchschnittliche durch einen Spin-off entstandene Börsenneuling um 2,3 % schwächer ab als die jeweilige Branche. Bei der Muttergesellschaft beträgt der Renditerückstand 1,4 %. Auf längere Sicht sieht es aber erheblich besser aus. Auf Sicht von einem Jahr schneidet das Spin-off im Schnitt um 8,4 % besser ab als die jeweilige Branche, auf Perspektive von drei Jahren sogar um 22,1 %. Bei den Muttergesellschaften ergibt sich binnen eines Jahres ein Überertrag von im Schnitt 3,3 %, binnen drei Jahren allerdings an der Börse eine leicht um 1,3 % schwächere Performance bezogen auf die jeweilige Peergroup. Untersucht wurden Transaktionen der Jahre 1989 bis 2015.Bei den Transaktionen außerhalb der USA der Jahre 1993 bis 2015 sieht es nicht ganz so positiv aus. Bei den aus Spin-offs entstandenen Börsenneulingen ergibt sich nach einem Jahr an der Börse noch ein Minderertrag von 0,3 %, nach drei Jahren aber ein Mehrertrag von 13,7 %. Die ehemaligen Muttergesellschaften sehen nach einem Jahr noch um 0,1 % schlechter aus als der Durchschnitt der anderen Unternehmen der Branche, nach drei Jahren aber um 11,8 % besser.Für die USA ergibt sich kein klares Bild, ob größere Spin-off-Transaktionen besser abschneiden als kleinere, für die internationalen Märkte schon: Den Daten von S & P Global lässt sich klar entnehmen, dass auf internationaler Ebene Transaktionen von weniger als 100 Mill. Euro in der Regel Werte vernichten. Sowohl in den USA als auch international kommen langfristig bessere Ergebnisse zustande, wenn Konzernmutter und abgespaltenes Unternehmen in derselben Branche tätig sind. Etwas schlechter sieht es aus, wenn Konzerne Sparten loswerden, die in Branchen fern vom Schwerpunkt der Aktivitäten der Konzernmutter tätig sind. Carve-outs enttäuschenCarve-outs schneiden schlechter ab als Spin-offs. In den USA ergibt sich für die Transaktionen der Jahre 1992 bis 2015 auf Sicht von einem Jahr ein Mehrertrag von 3,2 % und auf Sicht von drei Jahren von 14,2 %. International ergibt sich binnen einen Jahres eine Mehrperformance von 6,4 % und binnen drei Jahren von 5,5 %. Bezugspunkt bei den Carve-outs ist dabei der jeweilige Zuteilungspreis im Rahmen des IPO, der freilich nur für die Erstzeichner gilt. Damit geht der zumeist starke Kursgewinn am ersten Handelstag in die Rechnung ein, der nur diesem Investorenkreis zugutekommt. Klammere man den Kursgewinn des ersten Handelstags aus, ergebe sich gegenüber den Vergleichsunternehmen keine statistisch signifikant bessere Performance.