Sprung der Ölpreise lässt Aktienmärkte kalt
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtNachdem sich die politischen Unsicherheiten für die Aktienmärkte u. a. aufgrund der Regierungsbildung in Italien teilweise gelegt hatten, sind sie in der abgelaufenen Woche wieder in den Vordergrund gerückt. Der Angriff auf saudische Ölverarbeitungsanlagen hat die Ölpreise in die Höhe getrieben und die Gefahr einer Eskalation der Konflikte am Golf erheblich verstärkt.Die Aktienmärkte haben gelassen reagiert, zum einen wegen der Erwartung, dass es nicht zu einem Krieg kommen wird, weil weder der Iran noch die USA dies wollen. Zudem wird darauf verwiesen, dass keine ernsthaften Angebotsverknappungen am globalen Ölmarkt zu drohen scheinen. Sofern eine Eskalation ausbleibt, dürfte die anstehende Berichtssaison zum dritten Quartal die Akzente setzen, und das wohl leider im negativen Sinne. Die Dax-Unternehmen hätten in der Berichtssaison zum zweiten Quartal ihre Jahresplanungen für 2019 revidiert, so die DZ Bank. Inzwischen erwarteten Aktienanalysten eine Gewinnrezession am deutschen Aktienmarkt. Weil die Gewinne im ersten und zweiten Quartal nur noch marginal gewachsen seien und für das laufende Quartal ein Rückgang der Gewinne erwartet werde, droht auch in den USA noch 2019 ein Gewinnrückgang. “Anleger tun vor diesem Hintergrund gut daran, mit weiteren Unsicherheiten und rückläufigen Unternehmensgewinnen zu rechnen”, so die Bank. Es sei nicht davon auszugehen, dass eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen unmittelbar bevorstehe.Andere Häuser äußerten sich zuversichtlicher und verwiesen nach der Zinssenkung der Fed auf die Geldpolitik. Die Fed habe zwar wie erwartet die Zinsen gesenkt, eine weitere Konkretisierung des weiteren Zinspfades aber vermissen lassen, so die LBBW. An dem grundsätzlichen positiven monetären Rahmen für die Aktienmärkte sowohl in USA als auch in Europa ändert dies dennoch nichts. Mittelfristig blieben Aktien die erste Wahl.Die Helaba rechnet zwar mit weiter sinkenden Gewinnprognosen, verweist aber ebenfalls auf die Geldpolitik. Die expansive Geldpolitik von Fed und EZB dürfte aber in den kommenden Monaten für eine Stabilisierung der Wachstums- und Gewinnerwartungen sorgen, so das Institut. Immerhin hätten bei den G10-Konjunkturdaten zuletzt erstmals in diesem Jahr die positiven Überraschungen überwogen. Aktien nähmen bereits eine Konjunkturerholung vorweg.