Staatsanleihen drohen negative Erträge

BNY-Mellon-Experten raten zu aktivem Management sowie Hochzins- und Emerging-Market-Papieren

Staatsanleihen drohen negative Erträge

Angesichts des Niedrigzinsumfelds und der Aussicht mittelfristig anziehender Renditen stehen Investoren derzeit vor schweren Herausforderungen. Triple-A-Staatsanleihen drohen negative Erträge einzufahren. Vor diesem Hintergrund rieten Experten auf der von BNY Mellon veranstalteten “Fixed Income Conference 2014” in Paris zum aktiven Management von Bondportfolios und zu Alternativen wie Hochzins- und Schwellenländeranleihen.ck Paris – Das derzeitige Umfeld aus niedriger Inflation, anziehendem Wachstum und einem erwarteten mittelfristigen Anstieg der Anleiherenditen stellt Portfoliomanager vor besondere Probleme und Herausforderungen. “Aktives Management ist absolut entscheidend”, sagte David Leduc, Chief Investment Officer der Standish Mellon Asset Management, auf der von der BNY Mellon veranstalteten “Fixed Income Conference 2014” in Paris. Wachstum zieht anFür die Peripherie-Anleihemärkte äußerte sich Leduc verhalten optimistisch. Die Rückkehr zu positivem Wachstum, eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und Reformfortschritte würden als Basis für eine anhaltende Stärke in selektiven Bereichen der Peripheriemärkte sorgen. Die weitere Spread-Einengung werde aber wahrscheinlich nicht reibungslos verlaufen. Auch in Europa insgesamt und weltweit werde mit höherem Wachstum gerechnet. In den Staatsanleihen der G 4-Staaten ist Standish dagegen derzeit untergewichtet. Sie geht davon aus, dass zehnjährige Bundesanleihen in diesem Jahr einen negativen Ertrag einfahren werden. Bundesanleihen seien überbewertet; im hauseigenen Basisszenario rechne Standish für zehnjährige deutsche Staatstitel in diesem Jahr mit einem Ertrag von – 6,8 %. Für Unternehmensanleihen sprechen Leduc zufolge nach wie vor starke fundamentale Daten. Im Investment-Grade-Bereich seien die Bewertungen nun aber fair bis anspruchsvoll. Bei den Hochzinsanleihen gebe es noch Einengungsspielraum, vor allem in einem Umfeld steigender Zinsen.Zuversichtlich äußerte sich Leduc für Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer. Für dieses Jahr sagte er den Emerging Markets ein mäßiges Wachstum und für das Jahr 2015 eine allmähliche Verbesserung voraus. Viele Länder würden wahrscheinlich vom höheren Wachstum der entwickelten Volkswirtschaften profitieren. Das Wachstum der Schwellenländer enttäusche nicht mehr; zuletzt hätten einige Indikatoren sogar die Erwartungen übertroffen. Im Basisszenario erwartet Standish für auf Landeswährung lautende Emerging-Market-Anleihen einen Ertrag von 6,6 %.Die in Düsseldorf ansässige Meriten Investment Management rechnet in diesem Jahr mit einer moderaten weiteren Einengung der Spreads europäischer Hochzinsanleihen. “Die Spreads der europäischen High-Yield-Anleihen sind bereits sehr stark eingelaufen”, sagte Alexis Renault, Head of High Yield des aus der WestLB Mellon Asset Management hervorgegangenen Investmenthauses. Seit dem Jahr 2008 hätten sie sich von 2 000 auf 330 Basispunkte (BP) verringert. In der Vergangenheit habe es bereit Tiefen von 200 BP gegeben. Renault glaubt aber nicht, dass dieses Niveau jetzt wieder erreicht wird. “Wenn die Volatilität nicht deutlich ansteigt, kann sich der Spread europäischer Hochzinsanleihen in diesem Jahr unserer Einschätzung nach um weitere 50 Basispunkte einengen.” Kurzfristig, im Verlauf des Mai und des Juni, sei eine Mini-Korrektur nicht auszuschließen. In neun der zehn zurückliegenden Jahre sei es in diesen Monaten zu einer Korrektur gekommen. Risiken gingen vom Emerging-Market-Wachstum, dem Tapering und geopolitischen Problemen aus.Hinzu komme die Angebots-/Nachfragesituation. Wenn es zu Abflüssen komme, werde der Effekt relativ stark ausfallen, weil die Broker jetzt weniger Spielraum hätten, Risiken auf ihre Bücher zu nehmen. Seit Ende 2008 sei das ausstehende Volumen enorm von 50 auf 300 Mrd. Euro gestiegen. Das habe sich in der Korrektur des Jahres 2011 bemerkbar gemacht. Der Markt habe so stark korrigiert wie im Jahr 2008, obwohl die Krise bei weitem weniger gravierend war als die Situation nach dem Lehman-Kollaps. Bessere KreditqualitätMit dem Markthoch vom Juni 2007 ist die aktuelle Entwicklung Renault zufolge nicht vergleichbar. 2007 hätten die Unternehmen ein viel zu hohes Leverage gehabt. Das Verhältnis der Nettoverschuldung zum Ebitda habe bei 6 gelegen. Aktuell betrage es 3,6. Die M & A-Aktivität ziehe zwar an, habe aber bei weitem noch nicht das Niveau des Jahres 2007 erreicht. Zudem sei die Kreditqualität der Emittenten besser. Damals seien jeweils 42 % der Emittenten Single- bzw-Double-B-Adressen gewesen, derzeit seien 56 % Double-B-Adressen.Die nächste High-Yield-Krise werde andere Ursachen haben als die der Jahre 2007 und 2008. Auslöser werde eine Verlangsamung des Wachstums in den Schwellenländern sein. Dies werde auch in den entwickelten Volkswirtschaften zu einer Verlangsamung und einer Verschlechterung der Kreditqualität führen. Wenn sich das Wachstum verlangsame und einige Staaten nicht genug Zeit gehabt hätten, ihre hohen Schulden zu reduzieren, werde auch die staatliche Kreditqualität zum Problem. Doch damit sei erst auf Sicht von drei bis fünf Jahren zu rechnen. Derzeit sei die Kreditqualität der Staaten angesichts der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage kein Thema.