"Stärker harmonisierter Bondmarkt"

Clearstream erwartet laut Studie mittels der Abwicklungsplattform T2s mehr Cross-Border-Emissionen

"Stärker harmonisierter Bondmarkt"

Die europäische Abwicklungsplattform T2S könnte zu einer stärkeren Harmonisierung in Anleiheemissionsprozessen führen, sagt eine Studie des Beratungsunternehmens Aite. Zudem könnte sie eine steigende Nachfrage nach europäischen Emissionen erzeugen. Doch haben viele Marktteilnehmer laut der Studie noch gar keine klare Vorstellung darüber, wohin die Reise gehen dürfte.dm Frankfurt – Eine vom internationalen Zentralverwahrer Clearstream in Auftrag gegebenes White Paper des Beratungsunternehmens Aite kommt zum Schluss, dass es künftig eine stärkere Harmonisierung im Emissionsprozess auf dem europäischen Anleihenmarkt kommen werde. Es gebe “etwas Nachfrage” nach einer Vereinfachung des Emissionsmarktes in Europa, der in den Augen einiger Marktteilnehmer von einer übertriebenen Komplexität und Fragmentierung gekennzeichnet sei, heißt es. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) betriebene europäische Abwicklungsplattform T2S und die Europäische Zentralverwahrer-Verordnung (CSDR) würden helfen, durch eine steigende grenzüberschreitende Emissionstätigkeit und den gleichen regulatorischen Rahmen für Zentralverwahrer (CSD) und internationale Zentralverwahrer in Europa den Ausgabeprozess mehr zu vereinheitlichen.So könne es eine größere Flexibilität etwa in puncto Ort der Emission geben, weil es nicht mehr nötig sei, in allen lokalen Märkten vertreten zu sein, um Investoren dort ansprechen zu können. Allerdings werde es Zeit brauchen, bis diese Vorteile Gestalt annehmen. Der Markt müsse sich erst an die neue Infrastruktur gewöhnen und in ein neues Betriebsumfeld übergehen.Die von der Deutsche-Börse-Tochter bestellte Studie, die sich auf 20 Interviews mit im Primärmarkgeschäft engagierten weltweiten Akteuren stützt, kommt auch zum Schluss, dass Asien und die USA für Investoren und Emittenten eine weiter zunehmende strategische Bedeutung haben werden. Die erhöhte Konnektivität über T2S zu einer breiteren Palette an Endanleger könnte zu einer höheren Nachfrage nach europäischen Bonds führen, schreibt Aite.Die Ausweitung von T2S auf weitere Währungen außerhalb des Euroraums sowie die Verringerung von Abwicklungsrisiken werde es “einfacher und kosteneffektiver” machen, grenzüberschreitende Emissionen umzusetzen. Ab Oktober 2018 soll beispielsweise die dänische Krone auch auf T2S abwickelbar werden (vgl. BZ vom 7. Juni). “Mittel- bis langfristig” würden zusätzliche Vorteile gehoben in Form von geringeren Kosten und Effizienzgewinnen, weil es möglich sei, Emissionen über einen einzigen Zentralverwahrer durchzuführen und nicht verteilt auf verschiedene nationale Zentralverwahrer, meint das White Paper. Innertageskredite reizvollNützlich für Emittenten und Investoren könne auch die von T2S bereitgestellte “Auto-Collateralization” sein, also die Methode, einen Innertageskredit beziehen zu können in dem Moment, in dem Sicherheiten an eine zum Eurosystem zählende Notenbank verpfändet werden, die gerade im Kauf sind oder sich schon im Besitz des jeweiligen Geschäftspartners befinden. Auch ist es mittels “Auto-Collateralization” möglich, dass nicht die Notenbank, sondern auch die Geschäftsbank einen Untertageskredit an ihre Kunden ausrichtet. Dadurch verringere sich der Bedarf an Bargeld oder Kreditlinien. Für große Emittenten könne dies vor allem an Rückzahlungs- oder Zinszahlungstagen interessant sein. Dies dürfte grenzüberschreitende Nachhandelsaktivitäten stärken, so Aite. Das White Paper verweist dabei auf das Bemühen der Europäischen Kommission, bis 2019 mit der Kapitalmarktunion einen integrierten Kapitalmarkt in Europa zu schaffen.Allerdings wissen laut der Umfrage 45 % der Befragten noch nicht – und 25 % sind unsicher – welchen Einfluss T2S auf die Anleiheemissionsprozesse in Europa haben wird. Rund 75 % der befragten Primärmarkt-Teilnehmer sind dabei der Meinung, dass die Währungsauswahl im Emissionsprozess ein wichtiger Faktor sein. 80 % meinen, dass Zentralverwahrer in Erwartung steigender globaler Investitionsflüsse multiwährungsfähige Dienstleistungen anbieten können. Den größten Einfluss auf den Emissionsprozess in den nächsten zwei Jahren dürften ferner aus regulatorischer Sicht die reformierte Finanzmarktrichtlinie Mifid II sowie die Verordnung Mifir (25 %) haben, sowie die Eigenkapital- und Liquiditätsvorgaben für Banken, Basel III (20 %), die Prospektrichtlinie und die CSDR (je 15 %).Weniger ins Gewicht fallen technologische Faktoren wie der dezentralen Distributed-Ledger-Datenbanktechnologie, auf die Hoffnungen einer effizienteren Abwicklung ruhen. Es bestehe eher der Wunsch nach mehr Flexibilität denn nach mehr Automatisierung, so Aite.