Starkes Börsendebüt für Japans Post
In Japan ist der bisher weltweit größte Börsengang des Jahres über die Bühne gegangen. Post, Postbank und Postversicherung spielten fast 11 Mrd. Euro ein. Es gab hohe Kursgewinne.Von Martin Fritz, TokioDer weltweit größte Börsengang des Jahres ist erfolgreich über die Bühne gegangen. Die Anteile von Japan Post Holdings verteuerten sich gegenüber dem Ausgabepreis um 26 %. Die Papiere der Japan Post Bank gingen mit einem Aufschlag von 15 % aus dem Handel. Am meisten gefragt waren die Titel der Japan Post Insurance, die um 56 % mit dem Tageslimit in die Höhe sprangen. Jeweils 11 % der Anteile der drei Post-Gesellschaften wurden verkauft. Mit einer Einnahme von 1,44 Bill. Yen (10,8 Mrd. Euro) für den japanischen Staat ist diese Erstemission auch die größte in Nippon seit fast drei Jahrzehnten. Nur das IPO des Telekomriesen Nippon Telegraph and Telephone (NTT) 1987 mit umgerechnet 12,5 Mrd. Euro und das des Mobilfunkers NTT Docomo 1998 mit 16,8 Mrd. Euro waren größer. Der Börsengang des Online-Handelsriesen Alibaba aus China im September 2014 hatte gut 23 Mrd. Euro eingebracht.Die Ausgabepreise für die Anteile der drei Post-Gesellschaften wurden zwar am oberen Ende der Ausgabespanne festgelegt. Aber im Vergleich zu anderen Finanzwerten waren die Aktien immer noch günstig bewertet. Die Holding-Gesellschaft notierte mit einem Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) von 0,41 beim Ausgabepreis von 1 400 Yen, Japan Post Bank bei 1 450 Yen mit einem KBV von 0,47 und Japan Post Insurance bei 2 200 Yen mit einem KBV von 0,67. Die drei Megabanken kommen jedoch auf ein KBV von 0,7. Mit dem Kurssprung nach der Erstnotierung haben die Post-Aktien den Abstand zu ihren Rivalen allerdings auf einen Schlag verringert. Zusammen erreichten die drei Post-Gesellschaften einen Börsenwert von 17,5 Bill. Yen (131 Mrd. Euro). Zum Vergleich: Die größte Finanzgruppe Mitsubishi UFJ Financial Group hat eine Marktkapitalisierung von 11 Bill. Yen.In Japan wurden die starke Nachfrage und die Kurssprünge am ersten Handelstag überwiegend als Erfolg für die Abenomics-Wirtschaftspolitik von Premierminister Shinzo Abe gewertet. Seine expansive Geld- und Fiskalpolitik soll die Deflation dauerhaft ausmerzen. In der Folge sollen die Unternehmen mit ihrem Kapital effizienter umgehen, höhere Löhne zahlen und mehr investieren. Dadurch steigende Aktienkurse sollen private Anleger ermutigen, ihre hohen Sparvermögen aus der Schublade und vom Sparkonto zu holen und in Aktien zu investieren. Bisher steckt rund die Hälfte der 1 717 Bill. Yen an Privatvermögen in Bar- und Tagesgeld.Vor diesem Hintergrund erklärte der Präsident von Japan Post Holding und Ex-Chef von Toshiba, Taizo Nishimuro, die japanische Post könne mit ihrer Privatisierung eine Rolle bei der Wiederbelebung der japanischen Wirtschaft spielen. “Es ist ein historischer Moment, dass wir endlich dem völligen Staatsbesitz entwachsen sind und es kein Zurück mehr gibt”, sagte Nishimuro. “Wir werden den Unternehmenswert steigern”, versprach der 79-Jährige, dessen Tage an der Spitze der Post-Holding als gezählt gelten. Die Regierung sucht bereits nach einem Nachfolger.Tatsächlich will der japanische Staat in den nächsten Jahren durch den Verkauf von weiteren 55 % der Post-Anteile insgesamt 4 Bill. Yen (30 Mrd. Euro) einnehmen. Der Großteil davon soll die Ausgaben für den Wiederaufbau der von einem Tsunami zerstörten Gebiete im Nordosten von Japan gegenfinanzieren.Die große Nachfrage nach den Post-Aktien erklärt sich mit mehreren Faktoren: Erstens warben 61 Brokerhäuser für die Aktienanlage und überzeugten viele Bürger, die noch nie oder lange nicht mehr in Aktien investiert hatten. Zweitens wurde die Emission von Staats wegen durch die Schnäppchenpreise attraktiv gemacht. Drittens versöhnte die Verdoppelung der Rendite mit der Tatsache, dass es sich bei der Post nicht um Wachstumstitel handelt. Den Anlegern ist dies durchaus bewusst: Gemessen an den Kurssteigerungen billigten sie der Postversicherung die größten Wachstumschancen zu. Dagegen ist die Postbank im Kreditgeschäft gesetzlich stark beschränkt. Die Post-Holding hat die wenig rentablen Briefdienste als Klotz am Bein. Präsident Nishimuro versuchte diese Sorgen mit dem Versprechen einer Internationalisierung des Logistikgeschäfts zu dämpfen.