Störfaktoren in der Weihnachtswoche
Von Wolf Brandes, FrankfurtUntersuchungen deuten darauf hin, dass die Aktienkurse kurz vor Weihnachten steigen. So zumindest die Erkenntnis von Anna Goeddeke, Professorin an der Hochschule Reutlingen, die außerdem beobachtet hat: “Interessanterweise gilt das insbesondere für den neuseeländischen Aktienmarkt.” Vor einem Jahr allerdings war der NXZ 50 vor Christmas Eve eher schwach. Schwache Daten erwartet Praktisch unterm Weihnachtsbaum werden die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA veröffentlicht – ein Maß für die industrielle Nachfrage. Allgemein wird eher von schwachen Zahlen ausgegangen, was Philippe Waechter, Chefvolkswirt der französischen Fondsgesellschaft Ostrum Asset Management, zu der Überlegung veranlasst: “Die Unternehmensinvestitionen waren in den letzten Monaten trotz der Entscheidung des Weißen Hauses, den Steuersatz der Unternehmen zu senken, schwach. Stattdessen erschien es den Unternehmen vorteilhafter, eigene Aktien zurückzukaufen.” Das sei gut für den Aktienmarkt, weniger gut für die Fähigkeit der US-Unternehmen, die Produktivität zu steigern. China weiter im FokusDie DZ Bank lenkt das Augenmerk in ihrem Ausblick ebenfalls auf die Industrie – die Branche ist seit Längerem ein Sorgenkind der Investoren und eine Belastung für die Märkte. In den kommenden Tagen werde sich dann die Aufmerksamkeit vermutlich darauf konzentrieren, wie friedlich die Stimmung zwischen China und den USA bleibt angesichts der jüngsten Teileinigung im Handelsstreit. Die DZ Bank erwartet, dass die Erleichterung über das Teilabkommen in beiden Ländern für eine bessere Stimmung in der Industrie sorgen dürfte. Allerdings: “Die Unsicherheit bleibt hoch.” Der Konflikt zwischen den beiden Großmächten wird die Börse weiter in Atem halten – genauso wie die längst nicht mehr so robuste wirtschaftliche Entwicklung in China selbst. EZB-Bulletin am FreitagDie Hamburg Commercial Bank hat mit Blick auf die nächsten Tage noch einmal den Ifo-Gesamtindex angeschaut und weist darauf hin, dass dieser in den vergangenen Monaten wieder nach oben zeigte. “Allerdings muss man das Ganze ins Verhältnis setzen. So liegt der Index immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt und ähnlich tief wie zu Beginn der (milden) Rezession von 2013.” Außerdem sei das Bild des Ifo-Index für das verarbeitende Gewerbe weniger erbaulich. Entsprechend skeptisch sind die Analysten der Bank in Bezug auf eine unmittelbar bevorstehende Erholung.Am letzten Freitag im Jahr werden deutsche Einzelhandelsumsätze veröffentlicht; außerdem veröffentlicht die EZB noch ihr Economic Bulletin. Von der Zentralbank werden aber keine Überraschungen erwartet. Bemerkenswert in dem Zusammenhang die jüngste Zinsentwicklung: Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen hatte sich vom Tiefpunkt Ende August deutlich erholt. Apropos Geldpolitik: Beim Blick in die USA hat die BayernLB das zu optimistische Konjunkturbild der Fed ins Visier genommen und erwartet im ersten Quartal eine Korrektur.