Südafrikas Rand im Keller

In zwei Jahren zum Euro rund 50 Prozent eingebüßt - Globales Umfeld und hausgemachte Probleme belasten

Südafrikas Rand im Keller

Seit Ende Januar erholt sich Südafrikas Währung von ihrem Rekordtief zum Euro. Obwohl der Rand in den zurückliegenden beiden Jahren rund 50% eingebüßt hat, halten Experten sein Erholungspotenzial vorerst für begrenzt.Von Christopher Kalbhenn,FrankfurtAuf den ersten Blick scheint Südafrikas Währung eine günstige Einstiegsgelegenheit zu bieten. Mit derzeit knapp 15 Rand nach Notierungen um rund 10 Rand pro Euro im ersten Quartal 2012 hat sie in zwei Jahren rund 50 % an Wert eingebüßt. In Kombination mit kurzen Zinsen im Bereich von 6 % würde eine Fortsetzung der Erholungsbewegung, die seit dem Rekordtief vom 29. Januar von 15,497 Rand pro Euro begonnen hat, einen attraktiven Ertrag generieren. Gerade angesichts des Anlagenotstands durch das Niedrigzinsumfeld werden südafrikanische Assets im Hinblick auf eine Beimischung nun potenziell sehr interessant. KrisenanfälligEine einfache Angelegenheit ist das allerdings nicht, von Risikolosigkeit ganz zu schweigen. Südafrika zählt nämlich neben Brasilien, Indonesien, Indien und Türkei zu den sogenannten “Fragile Five”. Dieser in einer Studie von Morgan Stanley geprägte Begriff beschreibt Schwellenländer, die in hohem Maße von externer Finanzierung abhängig sind bzw. hohe Leistungsbilanzdefizite haben, was sie krisenanfällig macht. Südafrikas Währung wird in mehrfacher Hinsicht von dem globalen Umfeld belastet. RisikoaversionSo ist der Rohstoffsuperzyklus ausgelaufen, was dem ressourcenreichen Land zusetzt. Hintergrund ist die Verlangsamung des Wachstums in China, das zum wichtigsten Außenhandelspartner Südafrikas avanciert ist. Die Sorgen über China wiederum fördern die derzeit von der Krim-Krise zusätzlich verstärkte Risikoaversion der Investoren, die den Rand ebenfalls belastet. Nicht zuletzt leidet die Währung wie andere Schwellenländervaluten unter dem geldpolitischen Kurswechsel der USA bzw. den davon ausgehenden negativen Einflüssen auf die Kapitalzufuhr.Diese Belastungen werden noch über einen längeren Zeitraum Bestand haben, so dass trotz des bereits sehr stark gedrückten Kursniveaus weitere Verluste einkalkuliert werden müssen. So rechnet Barclays damit, dass der Rand wieder unter Druck geraten und weitere Rekordtiefs erreichen wird. Ende Juli erwartet das britische Haus Kurse von 15,60 Rand pro Euro und erst danach eine allmähliche Erholung auf 15,09 Ende 2014 und 14,20 Rand pro Euro Ende 2015. Die Analysten befürchten, dass die schwachen Exportdaten aus China und die zuletzt stärker als erwarteten US-Arbeitsmarktzahlen der Startschuss für eine neue Schwächephase des Rand sind. Opfer eines starken DollarsIn den zurückliegenden Wochen hätten sich Schwellenländerwährungen allgemein vor dem Hintergrund enttäuschender US-Daten und von Leitzinsanhebungen, u.a. durch die Zentralbank Südafrikas, erholt. Barclays erwartet zwar weitere Leitzinserhöhungen der südafrikanischen Notenbank. Wenn jedoch die anstehenden US-Daten stärker als erwartet ausfallen sollten, werden nach Einschätzung von Barclays der Rand und ander Emerging-Markets-Währungen wieder Opfer einer breit angelegten Dollar-Stärke. Leitzinserhöhungen um 150 BPStärkere US-Daten versetzten die US-Notenbank Fed in die Lage, ihre Anleihekäufe zurückzufahren, was vor allem für Länder mit hohem Außenfinanzierungsbedarf wie Südafrika negativ sei. Von der südafrikanischen Zentralbank erwartet Barclays in diesem Jahr Leitzinserhöhungen um insgesamt 150 Basispunkte (BP) auf 6,5 %. Vor diesem Hintergrund hat die Bank ihre Erwartung für das BIP-Wachstum des Landes in diesem Jahr von 2,7 % auf 2,2 % reduziert.Auch die Commerzbank ist für das Erholungspotenzial der nächsten Zeit skeptisch. Man müsse die Bedeutung der Rolle der breiten Dollar-Schwäche seit Anfang Februar, durch die die kurzen US-Renditen gesunken seien, anerkennen. Da das von den US-Daten gelieferte Bild witterungsbedingt noch bis Ende März unklar bleiben werde, sei zunächst noch mit einer schwächeren Entwicklung des Dollar zu rechnen. Sobald die Investoren jedoch größere Klarheit über die US-Datenaussichten und damit auch über die Richtung der amerikanischen Renditen gewinnen, werde die Entwicklung der US-Renditen wieder in den Vordergrund rücken. Für Investoren bedeute dies, dass die Voraussetzungen für einen nachhaltigen Anstieg des Rand noch nicht vorhanden seien.Nicht einfacher wird die Lage durch gravierende innenpolitische Probleme bzw. strukturelle Defizite. So sieht die Landesbank Baden-Württemberg zwar Spielraum für eine Erholung der Währung auf 13,25 Rand pro Euro zum Quartalsende, getragen von den Leitzinsanhebungen in den Schwellenländern und einer Beruhigung der politischen Krisen in der Ukraine, der Türkei sowie in Thailand. Allerdings stiegen wegen einer Reihe von hausgemachten Problemen in Südafrika die CDS-Prämien weiterhin an, d. h., ausländische Investoren betrachteten die aktuelle allgemeine Entwicklung am Kap mit Blick auf die Bonitätseinstufung des Landes zunehmend mit Skepsis. Für den Rand werde sich dies mittel- bis längerfristig möglicherweise zu einem Belastungsfaktor entwickeln. Das hohe Leistungsbilanzdefizit, wilde Streiks, hohe Lohnabschlüsse und eine gewisse populistische Tendenz innerhalb des um seine Wiederwahl bangenden ANC bildeten den Nährboden für eine Entwicklung, die dem Rand auf Dauer dann wieder zu schaffen machen könnte. Für das Jahresende prognostiziert das Institut einen Kurs von 14,25 Rand pro Euro.