Sumitomo legt sich für Aktionäre ins Zeug
Sumitomo legt sich für Aktionäre ins Zeug
Geld oder Brief
Von Martin Fritz, Tokio
Sumitomo Corp. ist eines der fünf Handelshäuser in Japan, von denen Berkshire Hathaway seit 2020 in kleinen Schritten inzwischen jeweils 9% erworben hat. Buffett erklärte sein Engagement mit der aktionärsfreundlichen Politik der Handelshäuser, die der in den USA praktizierten „überlegen“ sei. Der Ritterschlag durch Buffett hat die Kurse aller fünf Häuser seit dem Frühjahr 2023 bereits kräftig in die Höhe getrieben. Aber der Spielraum scheint noch nicht ausgereizt. Sonst hätte sich Elliott Management nicht gerade für „mehrere 10 Mrd. Yen“ (je 59 Mill. Euro) bei Sumitomo eingekauft.
Sechs Segmente
Mit 78.000 Beschäftigten kam Sumitomo im Jahr 2023 (bis 31.3.24) auf Einnahmen von 6,9 Bill. Yen (40,8 Mrd. Euro) und einen Bruttogewinn von 1,24 Bill. Yen (7,3 Mrd. Euro). Das Handelshaus ist in sechs Segmenten tätig: Metallprodukte, Transport- und Bausysteme, Infrastruktur, Medien und Digitales, Wohnen und Immobilien sowie Bodenschätze, Energie, Chemie und Elektronik. Die Ursprünge liegen in der Kupferverarbeitung, in Japan im 17. Jahrhundert eingeführt vom Schwiegersohn des Firmengründers, dem adeligen Ex-Mönch Masatomo Sumitomo. Zum Portfolio gehören daher noch heute Kupfer- und Nickelminen.
„Grüne“ Kraftwerke
Beispielhafte Beteiligungen sind Sumitomo Realty & Development (größter Eigentümer von Bürogebäuden in Tokio), der irische Fruchthändler Fyffes (100%), der japanische IT-Dienstleister SCSK (50,5%), Japans größter Kabelbetreiber J:COM für TV und Internet und die japanische Supermarktkette Summit (100%). Sumitomo betreibt in Japan auch sechs Solar- und zwei Windkraftwerke. Eine Zukunftsoption ist ein gemeinsames Geschäft mit einem Portfolio-Unternehmen von Berkshire Hathaway. Dazu laufen Gespräche, berichtete CEO Shingo Ueno, der seit Amt am 1. April antrat.
Das Jahresergebnis enttäuschte allerdings: Durch einmalige Abschreibungen auf vier Problemgeschäfte von insgesamt 150 Mrd. Yen u.a. auf eine Nickelmine in Madagaskar und ein Telekomgeschäft in Myanmar verdiente Sumitomo statt der angekündigten 500 Mrd. Yen nur 386,4 Mrd. Yen (2,3 Mrd. Euro), ein Rückgang um 32% zum Vorjahr.
Im laufenden Geschäftsjahr soll der Gewinn jedoch um 37% auf 530 Mrd. Yen steigen, gestützt vom Chemie- und Rohstoffgeschäft. Das Risiko einer Yen-Aufwertung für das operative Ergebnis ist relativ begrenzt. Je 1 Yen weniger im Dollar/Yen-Wechselkurs drückt das operative Ergebnis laut Nomura um je 2 Mrd. Yen (12 Mill. Euro).
Progressive Dividende
Unter der neuen Führung konzentriert sich das Management voll auf seine Aktionäre: Erstmals verspricht es eine progressive Dividende, die 2024 um 5 auf 130 Yen erhöht wird. Dazu kommt ein Aktienrückkauf für 50 Mrd. Yen (296 Mill. Euro). Über die nächsten drei Jahre werden laut dem neuen mittelfristigen Plan insgesamt 700 Mrd. Yen (4,1 Mrd. Euro) ausgeschüttet.
Die Quote soll 40% vom Gewinn erreichen und die Kapitalrendite von 9,4% 2023 auf 12% 2024 steigen. Dementsprechend soll der Nettogewinn im Geschäftsjahr 2025 um weitere 23% auf 650 Mrd. Yen zunehmen.
Bilanzschätze heben
„Dies sieht nach einer guten Verpflichtung aus, über mehrere Jahre hinweg schrittweise hohe Renditen zu erzielen, anstatt alle guten Nachrichten auf einmal zu verkünden“, sagte Mio Kato von Lightstream Research dem Finanzdienst Bloomberg. Direkt nach den Ankündigungen legte der Aktienkurs um 4,4% zu. Konzernchef Ueno lehnte es ab, sich zur Beteiligung von Elliott zu äußern, und betonte, das Unternehmen verfolge eine faire Veröffentlichungspolitik und stehe „in Gesprächen mit einer Vielzahl von Investoren und Aktionären“.
Elliott Management dürfte sich Sumitomo vor allem als Ziel ausgesucht haben, weil sich durch den Verkauf von Immobilien einige Bilanzschätze heben lassen. Der Marktwert ist oft viel höher als der Buchwert. Damit hatte Elliott soeben beim Entwickler Mitsui Fudosan Erfolg, der eigene Immobilien für 2 Bill. Yen (12 Mrd. Euro) verkaufen will. Zum anderen weist die Aktie von Sumitomo Aufholpotenzial auf.
Günstige Kennzahlen
Der Kursgewinn auf Jahressicht betrug am Donnerstag knapp 60%, deutlich hinter Mitsui (90%) und Mitsubishi (82%). Nur Itochu mit +56% war noch schwächer. In der Marktkapitalisierung bildet Sumitomo mit 5 Bill. Yen (knapp 30 Mrd. Euro) das Schlusslicht knapp hinter Marubeni (5,1 Bill. Yen), weit enteilt sind Mitsubishi (14 Bill. Yen), Mitsui (12,3 Bill. Yen) und Itochu (11,5 Bill. Yen).
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,9 liegt Sumitomo auf dem dritten Platz hinter Mitsubishi (14,6) und Itochu (13,1), das Kurs-Buch-Verhältnis von 1,12 ist das viertniedrigste. Dafür bringt das Papier die höchste Dividendenrendite von 3,2% vor Mitsubishi (3%) ein.