Taper Tantrum wiederholt sich nicht

Deutsche Bank nennt in Studie fünf Gründe für Widerstandsfähigkeit von Schwellenländer-Währungen

Taper Tantrum wiederholt sich nicht

Anders als beim Taper Tantrum im Sommer des Jahres 2013 haben sich die Schwellenländer-Währungen bislang widerstandsfähig gegen steigende US-Zinsen gezeigt. Die Deutsche Bank nennt in einer Studie fünf Gründe für die verhältnismäßig gute Performance – und warnt vor Risiken im weiteren Jahresverlauf.sts Frankfurt – Das Taper Tantrum scheint sich nicht zu wiederholen. Obwohl die Aussicht auf höhere US-Zinsen in den vergangenen Monaten gestiegen war, blieb anders als 2013 der Absturz der Schwellenländer-Währungen und -Assets aus. Im Mai 2013 hatte der damalige US-Notenbankpräsident Ben Bernanke ein Ende der Anleihekäufe durch die Federal Reserve im Zuge ihres dritten Programms der quantitativen Lockerung (QE3) angekündigt und damit einen Ausverkauf bei Risikoanlagen wie Aktien und Schwellenländer-Assets ausgelöst.Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im vergangenen November preiste der Markt verstärkt steigende US-Zinsen ein. Neben der guten Konjunkturlage trug dazu die Aussicht bei, dass Trump mit einer expansiven Fiskalpolitik – bei statistischer Vollbeschäftigung – eine Überhitzung der weltgrößten Ökonomie und damit ein Überschießen der Inflation auslösen könnte.Bei den Schwellenländer-Währungen hat dies bislang kaum Spuren hinterlassen. Leichte Kursverluste der Anlageklasse werden am Markt vor allem auf interne Probleme einzelner Länder wie der Türkei zurückgeführt. Für die Widerstandsfähigkeit der Schwellenländer-Währungen hat die Deutsche Bank nun fünf Ursachen ausgemacht und diese in einer Kurzstudie zusammengefasst. Realzinsen kaum höherErstens weist deren Autor Gautam Kalani, der bei dem Institut in London arbeitet, darauf hin, dass die realen Zinsen in den USA zuletzt deutlich weniger gestiegen sind als die nominalen Zinsen – und auch diese jüngst wieder zurückgefallen seien. “Schwellenländer-Währungen reagieren stärker auf reale als auf nominale Zinsen”, schreibt Kalani.Zweitens weist der Währungsstratege auf den globalen konjunkturellen Aufschwung hin, der sich in den Einkaufsmanagerindizes und im Fall Asiens in starken Exportdaten widerspiegelt. “Schwellenländer-Währungen sind eine sehr wachstumssensitive Anlageklasse.”Drittens weist Kalani auf die stabile wirtschaftliche Situation in China hin. Die Lage in der Volksrepublik sei typischerweise ein wichtiger Antreiber für die Risikobereitschaft globaler Anleger. “Das robuste Wachstum in China hat außerdem geholfen, die Rohstoffpreise gut zu unterstützen”, so der Analyst. Zuletzt hatten sich insbesondere die Währungen von Rohstoffexporteuren wie Russland gut entwickelt.Viertens sprechen Kalani zufolge die Investmentflüsse für Schwellenländer-Währungen. “Die Abflüsse aus den Emerging Markets nach der US-Wahl waren nur von kurzer Dauer”, so der Experte. “Sie haben sich bereits wieder umgekehrt und sich in Zuflüsse verwandelt, sowohl bei Anlagen in lokaler Währung wie auch bei Aktien.” Dies könnte teilweise durch die Positionierung von Anlegern erklärt werden. “Die kumulativen Zuflüsse in die Emerging Markets im Vorfeld der US-Wahlen waren viel kleiner als vor dem Taper Tantrum.”Schließlich führt Kalani als Fünftes die “verbesserten Fundamentaldaten und geringere externe Verwundbarkeit” der Schwellenländer an. Als Anlageklasse seien die Emerging Markets daher weniger starken Risiken als während des Taper Tantrums im Jahr 2013 ausgesetzt. Die Bewertung der Währungen sei attraktiver geworden. Fundamental trage dazu bei: höhere reale Zinsen, der Aufbau von Währungsreserven und eingegrenzte Inflation. “In der Folge sind die Emerging Markets weniger verwundbar als in der Vergangenheit, auch wenn sie noch immer einem schnellen und starken US-Zinsanstieg ausgeliefert sind. Aber sie können mehr externen Schmerz aushalten als 2013”, schreibt Kalani. Vor diesem Hintergrund könnten die Schwellenländer trotz steigender US-Zinsen in den kommenden Wochen vor einer Rally stehen, lautet seine Schlussfolgerung. Risiko US-SteuerreformIm weiteren Jahresverlauf könnten die Risiken für Schwellenländer-Währungen jedoch wieder steigen, warnt der Stratege. Als Hauptgefahren sieht er eine Reduzierung der Bilanz der Federal Reserve – und damit steigende US-Realzinsen – sowie Fortschritte bei der US-Unternehmenssteuerreform und einer Grenzsteuer in den Vereinigten Staaten. Letzteres sei negativ für Exporteure aus den Schwellenländern und positiv für die US-Realzinsen – und damit negativ für Schwellenländer-Währungen.