Tech-IPO-Welle setzt Börse Schanghai zu
nh Shanghai – Das hektische Gerangel um die geplanten Börsengänge von zwei Dutzend chinesischer Technologieunternehmen, die am neu geschaffenen Segment Star Market debütieren sollen, färbt auch auf das aktuelle Handelsgeschehen an der Börse Schanghai ab. Am Dienstag sind neun weitere Unternehmen mit dem Pricing für ihre anstehenden Initial Public Offerings (IPO) nach außen getreten, die ab Mittwoch gezeichnet werden können. Im Wochenverlauf werden insgesamt 21 Firmen ihre Neuemissionspläne lancieren. Vier Kandidaten waren bereits vergangene Woche vorstellig geworden. Der Handelsstart für die ersten Debütanten im Star Market ist am 22. Juli vorgesehen.Angesichts der großen Begeisterung der chinesischen Anleger für die neuen IPO-Kandidaten aus dem Technologiesektor, die nach einer Listing-Reform zu vereinfachten Bedingungen an den Start gehen können, fürchten Marktteilnehmer, dass die Liquidität im breiteren Aktienmarkt leiden wird. Zu Wochenbeginn hatte die Nachricht vom Datum des Handelsstarts eine starke Fluchtbewegung ausgelöst, die den marktbreiten Hauptindex Shanghai Composite 2,6 % einbüßen ließ. Auch am Dienstag löste die neue Pricing-Welle zunächst große Unsicherheit aus und brachte den Shanghai Composite zunächst um bis zu 0,7 % ins Minus. Letztlich erholte sich der Markt im Nachmittagshandel wieder und schloss nur 0,2 % unter Vortag.Analysten betonen, dass die insgesamt rund 100 chinesischen Sektorfirmen, die im Laufe der zweiten Jahreshälfte im Star Market debütieren werden, mit ihren erwarteten Kapitalaufnahmen nur etwa rund 16 Mrd. Dollar an Liquidität binden und damit im gesamten Marktkontext kaum eine größere Belastung für den Sekundärmarkt darstellen werden. Allerdings führt der große Andrang für die neuen Werte zu extrem hohen Überzeichnungsraten, so dass es zu zeitweiligen Behinderungen kommt, wenn Marktteilnehmer trotz geringer Zuteilungschancen ihren Fokus auf die Börsenkandidaten lenken. Dies ist im chinesischen Markt besonders ausgeprägt und einer der Gründe, warum die chinesischen Regulatoren insbesondere in marktschwachen Phasen die Zulassung neuer IPO-Kandidaten stark reglementieren.Während chinesische Börsenanwärter im Hauptmarkt einer strengen regulatorischen Überformung der Preissetzungsverfahren unterliegen, mit der das Kurs-Gewinn-Verhältnis zum Marktstart auf 23 begrenzt wird, findet mit dem Star Market eine Art Liberalisierungstest für das IPO-Regime Staat. KGV von 171So dürfen die Emittenten wie im Westen üblich Emissionspreise im Abgleich mit den Investmentbankbegleitern frei wählen. Einige der nun anstehenden chinesischen Börsenneulinge treten allerdings mit abenteuerlichen Bewertungsrelationen an. Am Dienstag etwa lancierte Advance Micro-Fabrication Equipment (Amec), ein Ausrüster für Chiphersteller, ihre Preisofferte für die neuen Aktien mit einem KGV auf Basis der in 2018 erzielten Gewinne von knapp 171 und rechtfertigte dies mit gewaltigem Wachstumspotenzial im neu aufblühenden chinesischen Halbleitergeschäft.