TECHNISCHE ANALYSE

Technische Hochs im Norden von Europa

Petra von Kerssenbrock *) Börsen-Zeitung, 19.2.2020 Nicht nur in Nordamerika und vielen Emerging Markets befinden sich die Aktienmärkte in qualitativ hochwertigen technischen Haussen. Auch im Norden von Europa sind drei der vier skandinavischen...

Technische Hochs im Norden von Europa

Petra von Kerssenbrock *)Nicht nur in Nordamerika und vielen Emerging Markets befinden sich die Aktienmärkte in qualitativ hochwertigen technischen Haussen. Auch im Norden von Europa sind drei der vier skandinavischen Blue-Chip-Indizes, der dänische OMX Copenhagen 20, der finnische OMX Helsinki 25 und der schwedische OMX Stockholm 30 zuletzt jeweils mit neuen Investment-Kaufsignalen angesprungen. Hierbei ist hervorzuheben, dass der dänische und der schwedische Blue-Chip-Index aus technischer Gesamtsicht sehr große Parallelen aufweisen. Der norwegische OBX, der aufgrund seiner Rohstofflastigkeit ein “technisches Eigenleben” führt, hinkt zurzeit der skandinavischen Gesamtentwicklung hinterher. Sehr langfristige HausseDer OMX Copenhagen 20 (OMX C20) enthält die 20 größten und liquidesten in Kopenhagen gelisteten Titel. Es handelt sich um einen Kursindex, der am 3. Juli 1989 als KFX (Kobenhavns Fondsbírs Index) mit einem Basiswert von 100 startete. Im Januar 2005 wurde der Index in OMX Copenhagen 20 umbenannt, als die skandinavische Gemeinschaftsbörse OMX die Börse Kopenhagen übernahm. Seit dem Oktober 1992 (Start bei 70,6) befindet sich dieser Index in einer sehr langfristigen Hausse-Bewegung, die bisher nur von drei klassischen, technischen Korrekturen (bzw. Zwischenbaissen), zuerst in den Jahren 2000 bis 2003, danach von 2008 bis 2009 und zuletzt von 2015 bis 2019, unterbrochen wurde. Übergeordnetes KaufsignalDie letzte technische Pause bestand aus einer – von einer geringen Schwankungsintensität geprägten – Seitwärtspendelbewegung in Form eines fünfjährigen Aufwärtsdreiecks unterhalb der waagerechten, gestaffelten Resistance-Zone bei 1 045 bis 1 062 Zählern. Da dieses Aufwärtsdreieck einen trendbestätigenden Charakter (nach oben) aufwies, überrascht es nicht, dass sich der Index Anfang 2020 mit einem übergeordneten Investment-Kaufsignal (“Major-Buysignal”) abgesetzt hat. Damit sollten sich die langfristige Hausse-Bewegung und die technische Neubewertung fortsetzen. Als nächstes technisches Etappenziel für 2020 deutet sich ein Niveau um 1 400 Punkten an. Das langfristige technische Aufwärtspotenzial sollte jedoch deutlich höher liegen.Der finnische OMX Helsinki 25, (OMXH25, früher HEX 25) ist ein Performanceindex, wobei die Dividenden in den Index reinvestiert werden. Der OMXH25, der eine Kappungsgrenze von 10 % aufweist, etablierte nach dem Erreichen des alten Allzeithochs um 3 536 Punkten im März 2000 eine 15-jährige, sehr volatile Seitwärtspendelbewegung unterhalb von 3 400 bis 3 550. Seit März 2009 befindet sich der Index in einer neuen Hausse-Bewegung und ist dabei in 2015/2016 über die 15-jährige Resistance-Zone gelaufen. Zuletzt hat der Index die mittelfristige Flaggenkonsolidierung (Start im August 2018 bei 4 404; Kernhandelszone um 4 400) mit einem neuen Investment-Kaufsignal verlassen. Als Konsequenz verfestigt sich die wieder aufgenommene, technische Neubewertung, wobei der Index im skandinavischen Vergleich eher eine moderate mittelfristige Aufwärtsdynamik aufweist. Die technische Gesamtlage signalisiert für 2020 ein Heranlaufen an den Bereich um 5 000 Punkten.Der norwegische OBX (Oslo Børs Index), der die 25 meist gehandelten Aktien der Osloer Börse enthält, startete am 1. Januar 1987. Der Basiswert wurde am 21. April 2006 auf 50 Punkte umgerechnet, als der OBX auf eine Performanceindex-Berechnung umgestellt wurde. Aufgrund der Indexzusammensetzung (hohe Rohstofflastigkeit) weist der OBX im skandinavischen Vergleich ein technisches Eigenleben auf. Der Index startete 2003 seine sehr langfristige Hausse-Bewegung um 83 Punkte, wobei die ersten Jahre von hoher Volatilität geprägt waren. Seit 2010 und Kursen um 300 hat sich dann ein idealtypischer Hausse-Trend mit deutlich reduzierter Volatilität herausgebildet. Der jetzt zehnjährige Hausse-Trend (zentrale Hausse-Trendlinie zurzeit um 700) ist ein idealtypisches Wechselspiel aus Investment-Kaufsignalen, Aufwärtsschüben und trendbestätigenden Konsolidierungen. SeitwärtspendelbewegungSeit September 2018 und den Allzeithochs um 882 liegt im OBX wieder eine mittelfristige Konsolidierung in Form einer Seitwärtspendelbewegung vor, die den Charakter eines trendbestätigenden Aufwärtsdreiecks hat. Es sollte also nicht überraschen, wenn sich der Index im Laufe des Jahres 2020 nach oben absetzt und sich oberhalb von 900 festsetzen kann. Die aktuelle, mittelfristige relative Schwäche im skandinavischen Index-Vergleich sollte aber trotz Fortsetzung der Hausse bestehen bleiben. *) Petra von Kerssenbrock ist bei der Commerzbank im Bereich Technische Analyse & Index Research tätig.