TECHNISCHE ANALYSE

Test der Unterstützung bestimmt Dax-Trend

Von Gregor Bauer *) Börsen-Zeitung, 10.4.2013 Noch im September 2011 notierte der deutsche Leitindex Dax im Bereich zwischen etwa 4 970 und 5 120 Punkten und bildete, nach seinem Absturz aus dem Bereich um 7 400 Punkte einen tragfähigen Boden. Die...

Test der Unterstützung bestimmt Dax-Trend

Von Gregor Bauer *)Noch im September 2011 notierte der deutsche Leitindex Dax im Bereich zwischen etwa 4 970 und 5 120 Punkten und bildete, nach seinem Absturz aus dem Bereich um 7 400 Punkte einen tragfähigen Boden. Die anschließende Aufwärtsdynamik trieb den Dax – wenn auch unter hoher Volatilität – zunächst bis in den Bereich um 7 200 Punkte. Diese Marke wurde im März 2012 erreicht. Sie von charttechnischer Bedeutung, weil sich durch die folgende Ausbildung einer oberen Umkehr, die zwischen 7 160 und 7 200 Punkten ausgebildet wurde, eine signifikante Widerstandszone ist. Bereich mit SignalwirkungAus dem Chart ist erkennbar, dass diese Widerstandszone erst im September 2012 nach oben durchbrochen werden konnte. Das der Bereich um 7 200 Indexpunkte weiterhin von hoher Signalwirkung war, zeigte sich im weiteren Verlauf darin, dass der deutsche Blue-Chip-Index bis Dezember 2012 in einer engen Seitwärtsrange verlief, die nach oben jeweils im Bereich zwischen 4 450 bis 4 480 Indexpunkten begrenzt wurde. Nach unten läuft die Begrenzung jeweils durch die 7 200-Punkte-Zone, die nur im November 2012 kurz nach unten durchbrochen wurde.Diese wellenförmige Seitwärtsbewegung kennzeichnet die anhaltende Unsicherheit des Marktes. Auf dem Niveau um 7 400 Punkte wurde kein Kaufdruck mehr aufgebaut, wobei ab 7 200 Punkten wiederum der Verkaufsdruck nachließ. Erst wenn sich das Marktsentiment grundlegend verändert, werden sich die Investoren entsprechend positionieren. Der Chart zeigt deutlich, dass dies im Dezember 2012 geschah, als der Dax nach oben ausbrach und letztlich am 15. März 2013 bei 8 074 Punkten ein neues Fünfjahreshoch markierte. Damit näherten sich die 30 deutschen Blue Chips dem Allzeithoch bei 8 151 Punkten vom 15. Juli 2008 . Aufbau von BeständenDer Durchbruch durch eine derartig markante Chartmarke ist aber nicht nur aus psychologischer Sicht schwierig, sondern jetzt müssen die Investoren auf breiter Front massiv Aktienbestände aufbauen. Dazu waren diese im Umfeld der weiterhin schwelenden Unsicherheiten über die Entwicklung in Europa und nachlassende weltweite Konjukturaussichten nicht bereit. Der Chart reflektiert diese Markteinschätzung der Investoren durch die Bildung einer oberen Umkehrformation in Form eines sogenannten “Broadening Top”, also eines Dreiecks, das sich unter Schwankungen aufweitet. Im Bereich um 7 600 Punkte bildet diese Kursformation seit Dezember 2012 einen Boden aus. Dieses Chart-Pattern wird zunächst vollendet, wenn der Boden nach unten durchbrochen wird.Der Anleger muss hier allerdings Vorsicht walten lassen, da der folgende, massivere Unterstützungsbereich bereits zwischen 7 480 und 7 450 Punkte verläuft. Dies wird wohl in den kommenden Tagen die Schicksalszone für den deutschen Aktienmarkt. Uneinheitliche IndikatorenDie Trendfolgeindikatoren zeigen im Allgemeinen, wann sich ein Wert in einer Trendphase befindet. In Chart auf der unteren Seite abgebildet ist der Verlauf des Aroon-Indikators in seiner 21-Tage-Einstellung (ARO). Ein Aufwärtstrend wird signalisiert, wenn die Aroon-up-Linie (durchgezogene Linie) im oberen und die Argon-down-Linie (gestrichelte Linie) im unteren Extrembereich verlaufen.Die Argon-down-Linie bestätigte Anfang April 2013 die Abwärtsbewegung des deutschen Leitindex. Zu beachten ist allerdings, dass die Signalgebung aller Trendfolgeindikatoren konstruktionsbedingt mit einer zeitlichen Verzögerung erfolgt.In Phasen einer übergeordneten Seitwärtsbewegung, wie sie der Dax in den vergangenen Monaten gezeigt hat, müssen zusätzlich technische Oszillatoren betrachtet werden. Diese geben frühe Hinweise auf die Umkehrbewegung in einem Kursverlauf. In der Abbildung ist der Double-Smoothed-Stochastik-Oszillator nach Bressert (DSSBR) in seiner 21-Tage-Einstellung dargestellt. Die Indikatorlinie verläuft zurzeit in der unteren Zone. Damit bestätigt sich zunächst ebenfalls noch der aktuellen Abwärtsimpuls. Es gibt aber dennoch erste Hinweise auf eine mögliche Umkehr. Wichtig ist dabei aber zu beachten, dass ein Kaufsignal erst dann generiert wird, wenn die Indikatorlinie in den neutralen Bereich steigt. Umkehrbewegung nutzenSollte die Umkehr nicht bestätigt werden, der Dax also wieder nach oben drehen, erfolgt das nächste, massive trendfolgende Einstiegssignal, wenn das bisherige Hoch bei 8 074 Punkten übertroffen wird. Spekulativ orientierte Trader könnten zudem die Umkehrbewegung nutzen und ab etwa 7 750 Punkten mit Kursziel des Hochs einsteigen, wobei ein enger Stopp bei ungefähr 7 590 Punkten gesetzt werden sollte.Signifikante Signalebenen für kurzfristiges Trading auf der Shortseite stellen dann die markanten Unterstützungsbereiche um 7 200 Punkte sowie der Bereich zwischen 6 950 und 6 900 Punkte dar. Wird Letzterer unterschritten, gilt als Kursziel das Niveau um 6 400 Punkte. Für dieses extrem bearishe Szenario gibt es aber zurzeit keine Hinweise.—-*) Gregor Bauer ist Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands e. V.