Thyssenkrupp droht Dax-Abstieg

Oddo-Seydler-Expertin Schlünsen erwartet keinen Fast Exit - Deutsche Bank weit von Schwelle entfernt

Thyssenkrupp droht Dax-Abstieg

Die Mitgliedschaft des Traditionskonzerns Thyssenkrupp im Dax wackelt. Im September droht der Abstieg. Bei der Indexüberprüfung in der kommenden Woche könnte dagegen der Ausstieg von Rocket Internet bei Hellofresh einiges in Bewegung setzen.sts Frankfurt – Der Verzicht auf die Aufspaltung von Thyssenkrupp hat die Dax-Mitgliedschaft des Traditionskonzerns nur vordergründig gesichert. Während nämlich die beiden geplanten Nachfolgegesellschaften in jedem Fall in den Nebenwerteindex MDax eingezogen wären, wackelt nun auch die Dax-Mitgliedschaft des Gesamtunternehmens. Das zeigen Berechnungen der Indexexpertin Silke Schlünsen von Oddo Seydler in Frankfurt.Die Deutsche Börse berechnet die Mitgliedschaft in den Indizes der Dax-Familie nach den Kriterien Marktkapitalisierung des Streubesitzes und Handelsumsatz (als Ausdruck der Liquidität eines Wertes). Die nach dieser Berechnung 30 größten Werte finden sich im Dax wieder. Thyssenkrupp ist davon im Moment nach Schlünsens Berechnungen weit entfernt und liegt auf Platz 39. Bei der Indexüberprüfung am 5. Juni droht damit wohl noch kein Abstieg als Fast Exit, auch weil es keinen geeigneten Fast-Entry-Kandidaten gibt. “Dem größten MDax-Wert Deutsche Wohnen fehlt es noch etwas an Handelsumsatz”, so Schlünsen. Im September könnte es allerdings eng werden für Thyssenkrupp, denn bei einer regulären Verkettung ab Rang 41 oder einem Kurs von etwa 11,64 Euro wäre das Unternehmen auf dem aktuellem Stand schon kein Dax-Titel mehr. Ein Fast Exit greift erst bei Rang 46, sofern ein Aufsteiger mit Rang 35 oder besser existiert. Bei einem Kurs von 9,40 Euro drohe der Aktie ein Fast Exit aus dem Dax. Aktuell kostet die Aktie 11,77 Euro.Derzeit kommt Thyssenkrupp auf eine Marktkapitalisierung des Streubesitzes von 6,4 Mrd. Euro, Deutsche Wohnen ist mit 13,5 Mrd. Euro mehr als doppelt so wertvoll. Hellofresh im BlickpunktEin anderes Unternehmen mit zuletzt stark gesunkener Marktkapitalisierung ist Deutsche Bank. Sie beträgt aktuell 15,6 Mrd. Euro bei einem Kurs von 6,19 Euro. Für einen regulären Abstieg im September müsste der Kurs im derzeitigen Umfeld auf 2,78 Euro, für einen Fast Exit auf 2,24 Euro fallen.Bei der Indexüberprüfung am 5. Juni steht allerdings Hellofresh im Blickpunkt. Zwar wird das Unternehmen wohl unverändert im SDax bleiben, jedoch könnte sich sein Gewicht im Index und damit auch die Rangliste deutlich verschieben. Grund dafür ist, dass Rocket Internet am 13. Mai seine Aktien an dem Kochboxversender verkauft hat. Damit kamen 28,85 % der Aktien im Wert von gut 400 Mill. Euro auf den Markt.In die Berechnung des Streubesitzes wird dies nach Angaben der Deutschen Börse größtenteils eingehen. Hier gelte das Kriterium, dass diese gemäß den 20 Tagen im Monat vor dem Indexentscheid berechnet wird. Somit fließt das platzierte Paket an 14 Tagen ein. Auf den Handelsumsatz dürfte die Platzierung nach Worten eines Börse-Sprechers hingegen weniger Auswirkungen haben, da hierfür die zurückliegenden zwölf Monate berücksichtigt werden. Dennoch könnte der Rocket-Ausstieg bei Hellofresh Konsequenzen für den MDax haben, wie Schlünsens Kollege Tobias Adler ausgerechnet hat. “Wacker Chemie würde aus dem MDax absteigen und durch Grenke ersetzt werden”, erläutert er. “Damit notiert die Wacker-Tochter Siltronic im MDax; diese Konstellation kommt nicht häufig vor, dass die Tochter der Mutter den Rang abläuft.”Abstiegskandidat im Juni für den SDax sind seinen Angaben zufolge die Aktien von Vossloh, die durch Instone ersetzt werden. Gefolgt werden sie von Aumann, die auf aktuellem Stand “noch dem Index treu bleiben und im September durch eine Rückkehr von DMG Mori ersetzt werden könnten, was der Indexkontinuität widerspricht”.