Top-Fonds als erfolgreiche Risikobegrenzer
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Für viele Anleger steht der Erhalt ihres Kapitals angesichts der durch den Krieg im Osten Europas aufgelösten Unsicherheit an erster Stelle. Daher sind Aktien für diese risikoscheuen Investoren derzeit weniger geeignet. Denn dem in der Regel durchaus langfristig hohen Wertzuwachs stehen auf kurze Sicht bei Krisen oder Einbrüchen am Kapitalmarkt hohe maximale Verluste, sogenannte Drawdowns, gegenüber. So geschehen auch infolge des Einmarsches Russlands in die Ukraine, des nicht erwarteten Kriegs in Europa, oder als 2020 die Covid-19-Pandemie ausbrach.
Mischfonds sind im Idealfall so ausgerichtet, dass sie Risiken zu einem Gutteil beschränken und so auch ein deutlich geringeres Risiko als reine Aktienfonds aufweisen. Allerdings gibt es bei den Mischfonds in Sachen Risiko sehr große Unterschiede. Manche Produkte sind offensiv ausgerichtet und weisen eine relativ hohe Aktienquote auf. Sie schichten auch in schwierigen Marktsituationen nicht um, um Risiken zu begrenzen. Entsprechend weisen diese Fonds vergleichsweise hohe Drawdowns auf, auch wenn diese etwas niedriger sind als bei reinen Aktienfonds.
In Krisenzeiten sind defensiv ausgerichtete Mischfonds gefragt, mit dem Ziel, das Kapital der Anleger zu erhalten. Sie begrenzen daher die Risiken deutlich. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit es gelingt, gleichermaßen die Performanceziele zu erreichen. Denn neben dem Kapitalerhalt wird auch in praktisch allen Fällen eine auskömmliche Rendite angestrebt – für den Anleger selbstverständlich, andernfalls könnte er sein Bargeld quasi auch unter seiner Matratze verwahren.
Anspruchsvoller Härtetest
Vor diesem Hintergrund hat die Börsen-Zeitung Mischfonds einem Härtetest unterzogen. Gesucht wurden Produkte, die ein großes Fondsvolumen sowie eine Historie von mindestens fünf Jahren haben und die in der Lage gewesen sind, sowohl erfolgreich Risiken zu begrenzen als auch eine noch auskömmliche Performance zu erzielen. Um einheitlich vorzugehen, wurde sich dabei jeweils an der Retailtranche orientiert, denn natürlich kommen institutionelle Tranchen auf etwas bessere Performancezahlen.
Als Selektionskriterium in Sachen Risiko wurde der vom ScopeExplorer ausgewiesene Maximum Drawdown über einen Zeitraum von fünf Jahren verwendet, wobei nur Fonds Eingang in die Tabelle der Top-Produkte gefunden haben, die einen maximalen Verlust von weniger als 10% aufweisen. Die im ScopeExlorer angegebenen Daten sind zwar lediglich auf Basis von Monatsultimo-Werten ermittelt, was jedoch vollends ausreicht, um den Risikograd einzelner Mischfonds zu beurteilen. Übrigens sind im ScopeExplorer auch die Crash-Drawdowns von Fonds während der verschiedenen Markteinbrüche der vergangenen Jahre genannt, auch im Vergleich zum MSCI World und zu der jeweiligen Gruppe vergleichbarer Fonds.
Carmignac fällt durch
Bei dieser Analyse sind etliche Produkte durch den Rost gefallen, so dass die Tabelle der Top-Fonds relativ klein ausgefallen ist. Vielfach weisen Mischfonds, die in Sachen Performance langfristig recht erfolgreich sind, über fünf Jahre einen maximalen Verlust auf, der nach Angaben des ScopeExplorer über 10% liegt.
Andere Fonds erfüllen zwar das Risikokriterium, erwirtschaften über fünf Jahre jedoch keine positive Performance, sprich, sie weisen einen Verlust aus. Durchgefallen ist zum Beispiel der Carmignac Patrimoine, der über fünf Jahre einen maximalen Verlust von 10,2% und eine Performance von minus 0,3% pro Jahr aufweist. Damit wurden sogar zwei Selektionskriterien knapp nicht erfüllt.
In der Tabelle der ausgewählten Top-Mischfonds in Sachen Risikobegrenzung finden sich viele bekannte Produkte. Dazu zählt der von Klaus Kaldemorgen gesteuerte DWS Concept Kaldemorgen. „Die Grundidee des Fonds ist eine Risikosteuerung, die vor allem den maximalen Verlust klar begrenzt“, erläutert der mehrfach ausgezeichnete Top-Fondsmanager die Idee, die hinter seinem Mischfonds steckt, der auch seinen Namen trägt. „Dies entspricht übrigens dem Wunsch vieler Anleger“, erläutert Kaldemorgen.
Darüber hinaus stellen auch der von Jan Ehrhardt gesteuerte DJE – Zins & Dividende, der von Bert Flossbach gelenkte 25,6 Mrd. Euro schwere Multiple Opportunities, der Kapital Plus von Allianz Global Investors, der Nordea Stable Return und der PrivatFonds: Kontrolliert von Union Investment Top-Produkte in Sachen Risikobegrenzung dar.
Das Ergebnis zeigt: Mischfonds, die Risiken erfolgreich begrenzen und zugleich für den Anleger langfristig auskömmliche Erträge liefern, sind eher selten. Aber es gibt sie, wie die Tabelle zeigt.
Ausgewählte Mischfonds, die Risiken erfolgreich begrenzen | |||||||||
AuM | Performance (%) p.a. | Max. Verlust | Vola | Lfd. Kosten | |||||
Name | ISIN | in Mill. Euro | 1 Jahr | 3 J. | 5 J. | 10 J. | 5 J. (%) | (%) | p.a. (%) |
DJE – Zins & Dividende PA (EUR) | LU0553164731 | 3158 | 2,5 | 4,9 | 3,7 | 5,8 | 5,8 | 6,3 | 1,71 |
DWS Concept Kaldemorgen LD | LU0599946976 | 12 756 | 3,6 | 4,3 | 2,7 | 4,2 | 9,8 | 6,8 | 1,54 |
Flossbach von Storch Multiple Opp. R | LU0323578657 | 25 634 | 4,2 | 6,7 | 5,4 | 7,0 | 9,0 | 8,6 | 1,62 |
Kapital Plus A EUR | DE0008476250 | 4 119 | −1,4 | 3,7 | 2,6 | 4,6 | 8,4 | 6,7 | 1,15 |
MFS – Prudent Capital Fund A4 EUR | LU1529513373 | 4 728 | 6,9 | 5,2 | 4,6 | − | 6,2 | 5,0 | 1,89 |
Nordea 1 – Stable Return BP EUR | LU0227384020 | 7 460 | 4,2 | 3,0 | 1,4 | 3,6 | 5,8 | 6,0 | 1,79 |
PrivatFonds: Kontrolliert | DE000A0RPAM5 | 18 765 | −0,9 | 1,6 | 0,8 | 2,7 | 5,2 | 7,2 | 1,81 |
Quellen: ScopeExplorer, Morningstar 21.3.2022; AuM = Assets under ManagementBörsen-Zeitung |