MARKTCHANCEN 2016

Trendwende in Sicht bei Schwellenländerwährungen

Rohstoffexporteure weiter unter Abwertungsdruck

Trendwende in Sicht bei Schwellenländerwährungen

Von Stefan Schaaf, FrankfurtDie Währungen der Schwellenländer haben wie kaum eine andere Anlageklasse die Last der beginnenden US-Zinswende getragen. Nun zeichnet sich allerdings eine Trendumkehr ab, insbesondere wegen der Aussicht auf ein Ende der Dollar-Rally. Doch nicht alle Schwellenländer werden dabei sein. Rohstoffexporteure und Länder mit hohem Leistungsbilanzdefizit werden auch 2016 Abwertungen sehen.Im abgelaufenen Jahr haben Schwellenländer-Währungen, gemessen an einem von J.P. Morgan berechneten Index rund 15 % an Wert eingebüßt. Seit Beginn der Tapering-Diskussion um ein Ende der lockeren US-Geldpolitik im Mai 2013 beträgt das Minus sogar 25 %. Nun deutet sich allerdings eine Trendwende ab, die jedoch wohl nicht alle Länder gleichermaßen erfassen wird. Ein Grund dafür war neben zahlreichen hausgemachten Problemen wie einem Korruptionsskandal in Brasilien die Aufwertung des Dollar, was spiegelbildlich zur Abwertung der Schwellenländerwährungen führte. Dahinter steckte die Erwartung steigender US-Leitzinsen, die nach Einschätzung vieler Analysten nach dem ersten Anhebungsschritt in den Kursen nun allerdings mehr oder weniger bereits eingepreist ist.Zudem zeichnet sich angesichts zuletzt eher schwacher US-Konjunkturdaten und moderaten Aussagen von US-Notenbank-Präsidentin Janet Yellen ein flacher Zinserhöhungszyklus für die Vereinigten Staaten ab. Dies spricht dafür, dass sich die Zinsdifferenz zwischen Dollar und den Schwellenländern weniger stark zugunsten des Dollar einengt, als teilweise erwartet wurde.Allerdings gilt die Erwartung einer Bodenbildung oder gar leichten Erholung nicht für alle Schwellenländer gleichermaßen. Sollte die Dollar-Rally tatsächlich auslaufen, so würde dies Ländern mit hoher Auslandsverschuldung in der US-Währung Erleichterung verschaffen. Auch Länder mit hohem Leistungsbilanzdefizit würden davon profitieren, wenn die US-Zinsen nur moderat ansteigen und sie deshalb leicht an externe Finanzierung gelangen können. Träfe diese für die Schwellenländer positive Zinsprognose jedoch nicht zu, so würden die Währungen aus diesen Ländern erneut ins Trudeln geraten, wie dies 2015 bereits zu beobachten war. Als von einem starken Dollar besonders gefährdete Länder hat die Credit Suisse unter anderem Südafrika, Indonesien, Mexiko, Brasilien und Chile identifiziert. Abhängig von US-ZinsenZwar weist insbesondere die Türkei ein hohes Leistungsbilanzdefizit auf, was neben politischer Unsicherheit die Lira im abgelaufenen Jahr auf ein Rekordtief fallen ließ. Allerdings profitiert das Land von fallenden Rohstoffpreisen, seine Leistungsbilanz hat sich zuletzt stark verbessert. Allerdings hat die Türkei, ähnlich wie die drei osteuropäischen Schwellenländer Tschechien, Polen und Ungarn einen hohen Stand an Auslandsschulden. Sind diese in Dollar denominiert, so stünden die Länder im Fall steigender US-Zinsen unter Druck. Gerade im Fall der drei osteuropäischen Länder gibt es eine hohe Verschuldung in Schweizer Franken, der jedoch wohl gegenüber dem Euro noch eine Weile sehr stark sein dürfte, so dass die Probleme der Länder – auch politisch – anhalten werden. Schließlich dürfte die Trendwende bei Schwellenländer-Währungen kaum die Währungen wichtiger Rohstoffexporteuren erfassen, solange sich keine Umkehr bei der Preisentwicklung abzeichnet. Unter den wichtigen Schwellenländern gilt dies insbesondere für das von Öl- und Gasexporten abhängige Russland sowie den wichtigen Kupferförderer Chile.