Überangebot treibt Investoren aus Öl

Netto-Long-Positionen um 15 Prozent gesunken - Der Markt ist auch ohne Iran überversorgt

Überangebot treibt Investoren aus Öl

Bloomberg New York – Spekulanten haben ihre Wetten auf einen steigenden Ölpreis auf das niedrigste Niveau seit März gesenkt. Zuvor waren Befürchtungen aufgekommen, dass der Markt als Folge des Atomabkommens mit dem Iran mit weiterem Öl überschwemmt wird. Vermögensverwalter haben ihre Netto-Long-Positionen für die Sorte West Texas Intermediate in der Woche bis zum 14. Juli um 15 % gesenkt. Das geht aus Daten der US-Aufsicht Commodity Futures Trading Commission hervor. Opec-Produktion zieht anIran ist das Land mit den viertgrößten Ölreserven in der Welt. Bereits im Dezember könnte er seine Exporte aufstocken – falls die Bedingungen des Atomabkommens eingehalten werden. Das würde zur Rekordproduktion von Saudi-Arabien und dem Irak hinzukommen. Die Opec-Länder fördern so viel Öl wie seit nahezu drei Jahren nicht mehr. “Die Produktion im Irak steigt. Saudi-Arabien hat die Produktion erhöht. Die gesamte Opec-Produktion geht nach oben”, sagte Tim Evans, Energie-Analyst bei Citi Futures Perspective in New York, im Interview mit Bloomberg. “Die Ausbalancierung wird jedes Mal weiter in die Zukunft verschoben, wenn die Opec-Produktion um ein Barrel zunimmt.” Die USA, China, Russland, Großbritannien, Frankreich und Deutschland hatten am 14. Juli eine Einigung mit dem Iran in Wien erreicht. Zu einer vollständigen Umsetzung kommt es, wenn das Land seine Verpflichtungen mit Blick auf eine Begrenzung des Atomprogramms erfüllt.Der Iran hat bis zum 15. Dezember Zeit, um zwölf Jahre alte Fragen zu seiner Atomwaffenfähigkeit zu beantworten. Sobald Inspektoren bestätigen können, dass der Iran sich an den Vertrag hält, darf das Land seine Exporte erhöhen, wieder an die weltweiten Finanzmärkte zurückkehren und Zugang zu bis zu 150 Mrd. Dollar an eingefrorenen Aktiva erhalten.Das Land hat die Opec aufgefordert, den Weg dafür zu ebnen, dass es bei Aufhebung der Sanktionen 4 Mill. Barrel Öl pro Tag fördern kann – nach zuletzt 2,85 Mill. Barrel im Juni. Der Iran wird womöglich nach der vollständigen Umsetzung den täglichen Export innerhalb eines Jahres um 500 000 Barrel erhöhen. Das steht in einer von Clearview Energy Partners veröffentlichten Studie. FörderrekordSaudi-Arabien, der größte Erdölexporteur der Welt, hatte im Juni 10,564 Mill. Barrel Öl pro Tag gefördert und damit den seit 1980 bestehenden Rekord gebrochen, geht aus Daten hervor, die an die Opec übermittelt wurden. Der Iran wiederum steigerte sich im Juni auf 4,388 Mill. Fass – der höchste Wert laut Bloomberg-Daten, die bis 1985 zurückreichen.Die weltweiten Märkte werden weiter ein “massives” Überangebot sehen, erklärte die Internationale Energieagentur am 10. Juli. Demnach wird die Nachfrage nach Opec-Öl im kommenden Jahr um 900 000 Barrel pro Tag auf dann 30,1 Mill. Barrel im Durchschnitt steigen. Das wären 1,2 Mill. Fass weniger als das Volumen, das die Gruppe wohl in diesem Juni aus der Erde gepumpt hat.”Jeder, der in dieser Woche Öl gekauft hat, ist unter Wasser”, sagte Michael Hiley, Händler bei der New Yorker LPS Partners, einem Future-Broker, in einem Interview mit Bloomberg. Alle, die auf steigende Preise gewettet hätten, würden nun versuchen, aus ihren Transaktionen herauszukommen: “Der Markt hat noch immer zu viel Angebot, selbst ohne den Iran-Deal.”