Überraschende Zugewinne beim Euro

Die Gemeinschaftswährung hält sich 2013 wacker

Überraschende Zugewinne beim Euro

gbe Frankfurt – Es hätte 2013 etliche gute Gründe für einen schwachen Euro gegeben: die Misere in Zypern, politischer Streit über eine Bankenunion, immer neue Geldlöcher in Griechenland und so weiter und so fort. Die Teilnehmer am Devisenmarkt scheint all das nicht so recht gejuckt zu haben: Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber einem Korb von zehn Währungen 8,3 % gewonnen, das zumindest zeigt der Bloomberg Correlation Weighted Index. Gegenüber dem Dollar hat die Währung dabei so kräftig zugelegt wie zuletzt im Jahr 2007. In der Spitze kletterte die Gemeinschaftswährung bis auf ein Zweijahreshoch von 1,3893 Dollar – und das kurz vor Silvester, am 27. Dezember.Von den G 10-Währungen schaffte es nur die dänische Krone, deren Kurs ohnehin an den Euro gekoppelt ist, die Gemeinschaftswährung abzuhängen, und das auch nur mit einem mageren Plus von 0,02 %. Größter Verlierer war der Yen mit einem Minus von 20,9 %, gefolgt vom australischen Dollar (-18,3 %) und der norwegischen Krone (-13,1 %). Nach der dänischen Krone war der Schweizer Franken mit einem Minus von 1,5 % stärkste Währung gegenüber dem Euro. Vertrauen in den KontinentZwar begründeten viele Marktbeobachter die Euro-Stärke zuallererst mit dem durch die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) geschwächten Dollar. Doch – so sagen andere – scheinen die Teilnehmer am Devisenmarkt auch Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des Alten Kontinents gefasst zu haben. Schließlich ist die Gangart der Fed nicht erst seit gestern locker, und das hat den Euro in den Jahren 2011 und 2012 nun auch nicht gerade gestärkt.Die Marktteilnehmer scheinen im abgelaufenen Jahr viel mehr die Auffassung erlangt zu haben, dass sich Europas Politiker – allem Zank zum Trotz – am Ende doch noch einigen, wenn es darum geht, die Zukunft des Währungsraums zu sichern. Und die Währungshüter in der Europäischen Zentralbank (EZB) haben bewiesen, dass sie den Markt auch nachhaltig beruhigen können.Der EZB-Rat rund um Notenbankpräsident Mario Draghi hat gezeigt, dass er schnell und flexibel auf neue Informationen reagiert: So hat die EZB im Mai und November den Markt mit einer Zinssenkung überrascht und zudem klargestellt, dass auch unkonventionelle Maßnahmen wie ein negativer Einlagenzins für sie kein Tabu darstellen, wenn es darum geht, den Währungsraum zu stabilisieren. Negativer EinlagenzinsAuch diese Überraschungen haben die Teilnehmer an den Devisenmärkten überraschend gut weggesteckt. Zwar setzte die erste Erwähnung eines negativen Einlagenzinses den Euro noch unter Druck, danach gewöhnten sich Händler und Investoren an den Gedanken und er verlor den zunächst massiven Kurseinfluss.Stattdessen scheinen die Währungshüter im Großen und Ganzen mit ihrer Flexibilität zu punkten und Marktteilnehmer damit in ihren Euro-Investments zu halten – wobei einen Treiber auch die Tatsache darstellte, dass europäische Aktien gegenüber ihren US-Pendants noch nicht ganz so hoch bewertet waren und sind. Daher haben viele internationale Anleger im abgelaufenen Jahr in Dax, CAC 40 und Co. investiert – und den Kurs der Gemeinschaftswährung deutlich gestützt.Zudem dürften auch die Aussichten, dass einige Krisenländer – vor allem Spanien – im neuen Jahr endlich erste Früchte ihrer Sparbemühungen ernten sollten, den Euro gestärkt haben. Schließlich hat sich die Eurozone schon in der zweiten Jahreshälfte 2013 aus der Rezession befreien können. “Die Verunsicherung durch die Staatsschuldenkrise ist weitgehend abgeklungen”, fasst Christoph Weil von der Commerzbank seine Beobachtungen der Marktlage zusammen.