UBS empfiehlt für 2024 hochwertige Aktien und Anleihen
UBS empfiehlt hochwertige Aktien und Anleihen
Leitzinssenkungen 2024 in den USA und Europa erwartet – Geopolitische Unsicherheit hält an – Portfolio breit diversifizieren
wrü Frankfurt
"Wir sehen 2024 als Beginn einer neuen Welt", erklärt Mark Haefele, Chief Investment Officer bei UBS Global Wealth Management (GWM), im großen Jahresausblick Year Ahead. "Dieser können wir zwar mit Sorge entgegenblicken, rückblickend aber haben gerade die letzten Jahre der Widrigkeiten drei Dinge mit Blick auf Investitionen bestätigt: den Wert globaler Diversifikation, die Tugend der Geduld und am wichtigsten: die Widerstandsfähigkeit der Menschheit." Auch im kommenden Jahr werde die Ungewissheit sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf geopolitischer Ebene anhalten.
Nach Meinung der UBS wird in den USA eine weiche Landung gelingen, so zumindest das Basisszenario des Instituts. Die US-Wirtschaft, die sich 2023 als robust erwiesen hat, dürfte im kommenden Jahr weiterhin wachsen, wenn auch mit im Jahresverlauf geringerer Dynamik. In Europa wird die Entwicklung der Einschätzung zufolge weiterhin gedämpft sein. Währenddessen erwartet das CIO für China ein Wachstum in der Größenordnung von 4% bis 5%, was dem neuen normalen Niveau entsprechen dürfte.
Inflation geht zurück
Vor allem wird nach Meinung von Paul Donovan, Chefvolkswirt bei UBS GWM, die Teuerungsrate weltweit weiter zurückgehen. Dies gelte auch für die persönliche Inflation. Dadurch können die Notenbanken, die auf die Realzinsen schauen würden, im Verlauf des kommenden Jahres die Leitzinsen senken. Mit den ersten Leitzinssenkungen rechnet die UBS ab dem zweiten Quartal. Im kommenden Jahr würden die Fed und die Schweizer Notenbank ihre Leitzinsen um jeweils 50 Basispunkte senken. Bei der Bank of England und der Europäischen Zentralbank werden sogar Zinssenkungen von jeweils 75 Basispunkten erwartet. Als Erstes werde wahrscheinlich die Bank of England im Mai die Zinsen senken. "Dies ist die Sicht eines Ökonomen", so Donovan, die Markterwartungen mögen derzeit anders sein. Aber ohnehin würden Markterwartungen stark schwanken.
Auf der politischen Ebene würden die Kriege und Konflikte sowie die geopolitischen Spannungen weiterhin prägend sein. Darüber hinaus werde die im kommenden Jahr anstehende Präsidentschaftswahl in den USA eine große Rolle spielen.
Im Basisszenario "weiche Landung", dem die UBS mit 60% die größte Wahrscheinlichkeit beimisst, dürften sowohl Aktien als auch Anleihen positive Renditen erzielen. Das nachlassende Wachstum, die sinkende Inflation und die niedrigeren Zinserwartungen dürften dabei laut UBS zu niedrigeren Renditen führen. Wobei der Renditerückgang durchaus erheblich ausfallen könne. Die niedrigeren Renditen würden sich positiv auf die Bewertungen von Aktien und Anleihen auswirken. Das Ausbleiben einer schwerwiegenden Rezession sollte laut UBS ermöglichen, dass Unternehmen auch weiterhin Gewinnsteigerungen erzielen könnten.
Im Basisszenario erwartet die UBS den S&P 500 im nächsten Jahr bei 4.700 Punkten. Zudem wird ein Rückgang der Rendite für zehnjährige Treasuries auf 3,5% und ein Wechselkurs Euro/Dollar von 1,12 Dollar prognostiziert. Aus der Analyse der Perspektiven leitet die UBS u.a. nun folgende Erfolgsfaktoren für 2024 ab:
Liquidität steuern. "Angesichts erwarteter Zinssenkungen sollten Anleger ihre Barbestände insgesamt begrenzen." Denn durch mögliche Zinssenkungen verringere sich die Rendite von Barmitteln, und die Wiederanlagerisiken würden steigen. Anleger sollten dabei eine Kombination aus Festgeldanlagen, Anleihen und strukturierten Lösungen nutzen, um erwartete Portfolioentnahmen in den nächsten fünf Jahren abzusichern."
Auf Qualität setzen
Qualitätsunternehmen mit einer hohen Kapitalrendite, soliden Bilanzen und zuverlässigen Einkommensströmen würden ihre Gewinne trotz des schwierigeren operativen Umfelds steigern. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich Qualitätsaktien in einem Umfeld mit nachlassender Wirtschaftsaktivität, wenn sich die Wirtschaft in der Spätphase des Zyklus befinde, für gewöhnlich überdurchschnittlich entwickelten.
Marktrisiken absichern. Aufgrund der geopolitischen Unsicherheit sollten sich Anleger nach Meinung der UBS auf weitere Volatilität einstellen. Die erste Absicherung gegen potenzielle Marktturbulenzen sei, über verschiedene Anlegeklassen und Regionen hinweg zu investieren. Darüber hinaus könnten Anleger ihre Portfolios auch mit Kapitalerhaltungsstrategien, alternativen Anlagen sowie Positionen in Öl und Gold gegen spezifische Risiken absichern.
Mit alternativen Anleihen diversifizieren. Die weltweit hohe Verschuldung wird nach Einschätzung der UBS zu einer erhöhten Volatilität von Kursen und Spreads beitragen. Um von einer Streuung zu profitieren, böten sich im aktuellen Umfeld verschiedene Kreditstrategien an, darunter Kreditarbitrage und notleidende Anleihen.
Disruptive Firmen auswählen
Führende disruptive Unternehmen auswählen. Im weiteren Verlauf des Jahrzehnts würden einige der höchsten Renditen am Aktienmarkt durch Unternehmen erzielt werden, die neue Technologien nutzen könnten, um ihre Märkte auszuweiten, etablierte Anbieter zu verdrängen oder Kosten zu senken. Diese führenden disruptiven Unternehmen erfolgreich zu identifizieren sei entscheidend, um das Potenzial des Portfolios langfristig zu steigern.
Wachstumschancen bei Private Equity wahrnehmen. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung dürften laut UBS die öffentlichen Mittel für Innovation und Investitionen in Gesundheit, Digitalisierung und Energie begrenzt bleiben. Mit der Fähigkeit, Unternehmen in verschiedenen Phasen Eigen- oder Fremdkapital zur Verfügung zu stellen, spiele Private Equity eine wesentliche Rolle. Die Anlageklasse biete ein attraktives Renditepotenzial und einen besseren Zugang zur Realwirtschaft. Dafür müssten Anleger eine geringere Liquidität in Kauf nehmen.
In seinem Year Ahead 2024 erläutert das Chief Investment Office (CIO) von UBS Global Wealth Management (GWM), was Anleger von einer neuen Welt erwarten können. Anleger sollten sich 2024 auf hochwertige Aktien und Anleihen konzentrieren, einen ausgewogenen und disziplinierten Ansatz verfolgen und flexibel bleiben.