Kapitalmarktausblick

UBS empfiehlt für 2024 Qualität

Die Kapitalmarktexperten der UBS raten Anlegern im laufenden Jahr, angesichts des anspruchsvollen Umfelds auf Qualität in der Aktienanlage und bei Anleihen zu setzen. Interessant sei wegen des Themas der Künstlichen Intelligenz auch der Technologiesektor.

UBS empfiehlt für 2024 Qualität

UBS empfiehlt für 2024 Qualität

Anleihen hoher Bonität empfohlen – Technologiesektor wegen KI interessant

Die Kapitalmarktexperten der UBS raten Anlegern im laufenden Jahr, angesichts des anspruchsvollen Umfelds auf Qualität in der Aktienanlage und bei Anleihen zu setzen. Interessant sei wegen des Themas der künstlichen Intelligenz auch der Technologiesektor. Geraten wird auch zu den Bereichen Konsum und Energie.

ku Frankfurt

Die Kapitalmarktexperten der schweizerischen UBS gehen von einem durchaus anspruchsvollen Umfeld für Kapitalmärkte im laufenden Jahr aus. Der Ausblick sei "relativ gedämpft", sagte Felix Hüfner, Senior European Economist & Chief German Economist der UBS Investment Bank. Was die Aktienmärkte betrifft, so hat die UBS für den Euro Stoxx 50 ein Kursziel Ende 2024 von 4.700 Punkten postuliert. Gegenüber dem aktuellen Niveau des Index wäre dies ein Anstieg um knapp 6%. Damit würde der europäische Aktienmarkt 2024 eine schwächere Performance aufweisen als im abgelaufenen Turnus. Aktien aus der Eurozone seien günstig bewertet, sie kämen derzeit auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf Monate von 12,3, was deutlich unter dem längerfristigen Durchschnitt von 13,5 liege. Die Unternehmensgewinne sollen 2024 mit einem niedrigen einstelligen Prozentsatz expandieren, vermuten die Experten der Großbank.

Niedrige Verschuldung

In diesem Umfeld sei vor allem auf Qualität zu setzen, betonte Maximilian Kunkel, Chief Investment Officer Germany bei UBS Wealth Management. Im Bereich der Anleihen seien dies Staatsanleihen und Unternehmensanleihen hoher Bonität aus der EU und den USA mit einer Duration von 5 bis 10 Jahren. Auch bei Aktien sei die Qualität wichtig. Dabei sei vor allem auf Faktoren wie eine hohe Eigenkapitalrendite der Unternehmen, ein wenig zyklisches Geschäftsmodell und eine niedrige Verschuldung zu achten. Interessant seien in diesem Zusammenhang auch Titel mit hoher Dividendenrendite.

Dies bedeute, auf die Auswahl von Aktien aus geeigneten Sektoren umgesetzt, dass der Technologiesektor insbesondere in den USA 2024 für Anleger interessant sei. Ein wichtiger Aspekt in dieser Hinsicht sei das Thema künstliche Intelligenz. Kunkel erwartet, dass der Markt für Anwendungen und Infrastruktur für künstliche Intelligenz von 28 Mrd. Dollar im Jahr 2020 auf 420 Mrd. Dollar per 2027 expandiert. Dabei geht er davon aus, dass vor allem Unternehmen mit großer Marktkapitalisierung die Hauptgewinner sein werden.

Im Hinblick auf die Qualität seien aber auch Aktien aus dem Bereich des Basiskonsums und dem Energiesektor interessant. Der Energiesektor biete sich als Absicherung der Investoren gegen die derzeit hohen geopolitischen Risiken an, die Titel seien sehr attraktiv bewertet.

Small- und Mid Caps im Fokus

Als ebenfalls interessant sieht Kunkel Aktien mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung an. Diese seien gegenüber den Large Caps um 10 bis 15% unterbewertet. Die Small- und Mid Caps würden zudem überdurchschnittlich von den sinkenden Zinsen profitieren. In den USA seien die Schulden dieser Unternehmen zu 50% variabel verzinst, diejenigen von großen Unternehmen nur zu 10%. Auch europäische Small- und Mid Caps seien interessant, der Bewertungsabschlag gegenüber den Large Caps sei so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Kunkel verweist auch auf den Bereich des verarbeitenden Gewerbes, wo die Rezession bald zu Ende gehe. So preise beispielsweise der Chemiesektor die Rezession bereits vollständig ein.

Für die Währungsseite erwartet Kunkel, dass sich die großen Währungspaare weiter in ihren Bandbreiten bewegen. Für den Euro wären das 1,05 bis 1,12 Dollar. Für den Schweizer Franken, den die Zinssenkungserwartungen gestützt haben, geht er von einem Niveau von 0,95 sfr je Euro aus. Die Parität werde wohl noch nicht erreicht, wobei die Kaufkraftparität bei 0,97 sfr liege.

Den Goldpreis sieht Kunkel Ende des Jahres bei 2.250 Dollar je Feinunze. Für den Ölpreis sehe das Basisszenario der UBS ein Niveau von 80 bis 90 Dollar je Barrel vor. Im Falle einer Eskalation der geopolitischen Konflikte sei aber auch ein Anstieg bis auf 120 Dollar drin, wobei sich hinsichtlich der Auswirkungen eines solchen Preisanstiegs die Frage stelle, wie lange der Ölpreis so hoch bleibe.

Hüfner geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank im laufenden Jahr den Leitzins um 100 Basispunkte (BP) senken werde. Ein erster Schritt um 25 BP wird bereits für den April erwartet, gefolgt von weiteren Schritten im Juni, Juli und September. Damit würde der Einlagensatz Ende 2024 bei 3% liegen und Ende 2025 nach Senkungen um weitere 100 BP bei 2%. Die Inflation wird nach Einschätzung Hüfners 2024 in der Eurozone bei 2,3% liegen, um dann 2025 auf 2,1% zu sinken und dann 2026 mit 2% die Zielgröße der EZB zu erreichen.

Schwächeres Wachstum

Das globale Wirtschaftswachstum soll 2024 auf 2,6% zurückgehen, nach 3,1% im abgelaufenen Jahr. Verantwortlich für den Rückgang sei vor allem die Abschwächung in den USA. Sie belaste die Fiskalpolitik. So wiesen nun weniger Länder Budgetdefizite auf. Dass es indes in der Eurozone wohl noch Wirtschaftswachstum geben wird, führt Hüfner auf den nach wie vor guten Zustand des Arbeitsmarktes zurück. Lohnerhöhungen und ein Rückgang der Inflation sorgten dafür, dass sich der private Konsum halte.