Ukraine-Bonds nach Umsturz im Höhenflug

EU und IWF bieten pleitebedrohtem Land Hilfe an - Landeswährung unter Druck

Ukraine-Bonds nach Umsturz im Höhenflug

ck/kjo/fed Frankfurt/Brüssel – Der politische Machtwechsel in der Ukraine ist an den Finanzmärkten des Landes mit spürbarer Erleichterung aufgenommen worden. Die Dollar-Anleihen der Ukraine legten kräftig zu. So lag der 2023 fällige Titel zuletzt mit 5 Prozentpunkten im Plus. Die Prämie für die Versicherung gegen den Ausfall des Schuldners Ukraine lag, gemessen an den CDS, mit einem deutlichen Minus von 207 bei 900 Basispunkten. Der Aktienmarkt war mit einem Gewinn des Kiewer Hauptindex von 2,8 % sehr fest.Dagegen blieb die Landeswährung Hrywnja unter Druck. Belastet von einer drohenden Abwertung gab sie bis auf 9,20 Hrywnja pro Dollar nach – was dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren entsprach. Die russische Währung war dagegen mit einem Minus von 0,2 % auf 48,70 Rubel pro Euro stabil. Politische Lage labilIn der Ukraine ist die politische Lage nach dem Umsturz noch labil. Das liegt einerseits daran, dass Russland die Übergangsregierung nicht anerkennt. “Falls sich Leute, die in schwarzen Masken und mit Kalaschnikow-Sturmgewehren durch Kiew schlendern, als Regierung bezeichnen, so wird die Arbeit mit einem solchen Kabinett sehr schwierig sein”, wird der russische Regierungschef Dmitri Medwedjew von Agenturen zitiert. Andererseits fehlt es an Stabilität, weil noch völlig unklar ist, ob und wie das Land in den kommenden Monaten über die Runden kommen wird. Das ukrainische Finanzministerium beziffert den Kapitalbedarf für dieses und nächstes Jahr auf 35 Mrd. Dollar, also gut 25 Mrd. Euro. Ein Teil dieses Geldes wird schon sehr bald benötigt. Schätzungen zufolge muss Kiew bereits bis Sommer Schulden von 7 Mrd. Euro tilgen.Die Europäische Union ist ebenso wie der Internationale Währungsfonds (IWF) grundsätzlich zu finanzieller Unterstützung bereit. Allerdings signalisieren die EU-Kommission und der IWF, dass man im Gegenzug auf ein Reformprogramm pocht. Eine Delegation des EU-Parlaments unter Leitung des CDU-Europaabgeordneten Elmar Brok hat nach der Rückkehr aus Kiew die Notwendigkeit unterstrichen, dass “die EU, der IWF und andere internationale Institutionen bereit sein müssen, die Ukraine mit kurz- und langfristigen Maßnahmen für eine bessere Zukunft des Landes zu unterstützen”.Die EU-Behörde hat nach eigenen Angaben damit begonnen auszuloten, inwieweit sich die USA, Japan, China, Kanada und die Türkei an einer finanziellen Hilfe beteiligen würden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier drang nach einem Treffen mit dem spanischen Außenminister José Manuel García-Margallo darauf, Russland in die finanzielle Rettung der Ukraine einzubinden. Sowohl Brüssel als auch Moskau seien nicht in der Lage, die Belastung allein zu tragen.Gut war die Verfassung der spanischen Staatsanleihen. Die ohnehin seit geraumer Zeit positive Stimmung wurde durch ein Rating-Upgrade weiter aufgehellt. Moody’s hatte am späten Freitag die Bonität um eine Stufe auf “Baa 2” nach oben gesetzt. Der Ausblick ist positiv. Die Rendite der Zehnjahresanleihe aus Madrid fiel im Tagesverlauf bis auf 3,507 % zurück und lag damit fast auf dem Achtjahrestief von 3,499 %, das in der vergangenen Woche erreicht wurde. Später kam es zu Gewinnmitnahmen, so dass die Rendite zum Schluss bei 3,56 % wieder unverändert war. Rekord an der Wall StreetAn der Wall Street war die Stimmung ebenfalls positiv. Anleger nutzten Kursrücksetzer für Einstiege. Die US-Aktien nahmen damit ihre Rekordjagd wieder auf. Der S & P-500-Index stieg auf 1 858 Zähler und markierte eine neue Bestmarke. Der technologielastige Nasdaq-Index erreichte den höchsten Stand seit 14 Jahren. Der Dax schloss mit einem Aufschlag von 0,5 % bei 9 709 Zählern und lag damit auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seiten 3, 5, 13 und 14